Das magische Land 1 - Der Orden der Rose
dunkel, wie er es erwartet hatte. Es lag ein Schimmer über dem Land, als würde die Magie in seinem Inneren die flüchtigste Andeutung von Licht weiterleiten. Es war gerade genug, dass er erkennen konnte, wo er langgehen musste.
Der Schimmer war am hellsten, wenn er sich in eine bestimmte Richtung bewegte, die zufällig dieselbe war, in die sie ritten. Die Fährte verlief so gerade, wie die zerklüftete Landschaft es erlaubte. Sie führte sie an steilen Hängen vorbei und durch versteckte Täler, durch Flussläufe, die seicht vor ihnen her plätscherten und hinter ihnen zu reißenden Strömen wurden.
Das Land war ihr Verbündeter. Gereint wagte immer noch nicht zu hoffen, aber er war der Verzweiflung nicht mehr ganz so nah. Doch etwas kroch in ihrem Rücken über die Hügel. Es war lang und dunkel und glitzernd wie ein riesiges Reptil. Mit kurzem Schaudern fragte er sich, ob es die Schlange selbst war.
Der König hatte die Mysterien gestohlen, aber wenn er auch vorhatte, die Schlange zu befreien, so war ihm dies noch nicht gelungen. Dies war seine Armee, die durch die Dunkelheit marschierte.
Gereints Pferd konnte nicht schneller gehen, ohne sich das Genick zu brechen. Es rutschte und strauchelte einen steilen Abhang hinab und stolperte schließlich auf eine dunkle Ebene.
Wasser plätscherte in der Nähe: einer der zahllosen Flüsse, die dieses Ödland durchflössen. Die Luft roch fruchtbar und grün — und nach Fäulnis. Vor ihnen musste sich ein Sumpfgebiet erstrecken.
Die Ritter an der Spitze setzten unbeirrt ihren Weg weiter fort. Der Untergrund wurde nicht länger durch hartes Gras und Geröll bestimmt, sondern wandelte sich in weiche Erde und schmatzenden Matsch. Nicht weit von Gereint entfernt flüsterten sich zwei Ritter etwas zu. »Ob sie wohl wissen, wohin sie gehen?«, fragte der eine.
Das Geflüster des anderen klang zweifelnd. »Wer kann das sagen? Ich weiß, wohin sie uns führen, und es gefällt mir nicht.«
»Wir gehen sicher nicht so weit. Wir biegen in Richtung Küste ab, lange bevor wir dort sind.« »Das wollen wir hoffen.«
»Es gibt eine Sperre. Durch sie kann niemand hindurch. Nicht einmal die Männer des Königs können sie überwinden.«
»Woher weißt du das? Wir wissen nichts über die Kraft, die uns niedergestreckt hat.«
»Genauso wenig wissen wir über das Land jenseits der Sperre. Abgesehen von Gerüchten und alten Geschichten. Ich wette, es gibt dort nichts weiter als karges Land und eine kalte Meeresküste. Keine bösartigen Wesen, die durch Menschenblut waten. Keine wilde Magie, die aus der Erde hervorquillt. Dort gibt es nichts, und auch nichts zu fürchten.«
»Meinst du nicht? Wir sind mit diesen Geschichten groß geworden. Hüte dich vor den Wildländern. Wo auch immer du hingehst, meide den Westen. Nimm dich in Acht vor der wilden Magie; sie regiert jenseits des
Sonnenuntergangs.«
»Ammenmärchen und Altweibergewäsch.«
»Alte Weiber sind klüger, als du vielleicht denkst.«
Danach schwiegen sie. Gereint wünschte fast, sie würden fortfahren, war jedoch gleichzeitig froh, dass sie es nicht taten. Auch er hatte diese Geschichten gehört, obwohl ihm nicht in den Sinn gekommen war, dass sie von einem wirklichen Land handelten. Es waren nur Geschichten, hatte er gedacht, die kleinen Kindern Angst machen sollten, damit sie besser gehorchten. Nimm dich vor der wilden Magie in Acht, sonst kommt sie dich holen.
Jetzt sah es so aus, als ritten sie direkt darauf zu. War es das, was er im Erdboden sah und was zunehmend heller wurde? Es begann sogar schon, in der Luft zu schimmern.
Es war keineswegs Furcht erregend. Es fühlte sich warm an, beinahe wie Sonnenschein. Er ahnte, dass das Schimmern eine weitere Ähnlichkeit mit der Sonne verband: Wenn man zu lange darin badete, konnte man sich daran verbrennen, aber das galt schließlich für jede Form der Magie.
Sie bahnten sich ihren Weg durch den Sumpf, indem sie dem Schimmer der Fährte folgten. Die Helligkeit vor ihnen wuchs. Die Dunkelheit blieb hinter ihnen zurück.
Sie wurden von der See fort und in die Wildländer geführt.
Gereint arbeitete sich nach vorn, streifte erschöpfte Männer und stolpernde Pferde. Er war müde, doch nicht allzu sehr; in der Erde war eine Kraft, die ihn und sein Pferd stärkte.
Riquier ritt dicht hinter der Spitze. Er hatte den Kopf gesenkt, blickte jedoch sofort auf, als Gereint neben ihm auftauchte. Sein Gesicht war ein verschwommener heller Fleck; seine Augen lagen tief in den
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