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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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Macht hätte ihn fast zu Boden gefegt.
    Nun hielt sie ihn fest, damit er nicht umfiel. Sie befanden sich in einem Schwebezustand, und es war eine ungeheuere Erleichterung, sich kopfüber in ihre Magie fallen zu lassen, so wie sie sich in seine fallen ließ.
    Hand in Hand verließen sie den Kreis der bewaffneten Männer und durchquerten das Wäldchen. Der Bergrücken stieg erneut steil an, aber nicht so steil, dass sie nicht aufrecht gehen konnten.
    Auf dem Gipfel blieben sie stehen und blickten ins Tal.
    Diese Seite des Berges war aus Glas. Sie fiel jäh ab, schwarz und schimmernd, mit Vorsprüngen so scharf wie Messer. Der Fuß des Berges wurde von Nebel verhüllt; der Weg verlor sich darin.
    Kein Gras, kein Baum und keine Blume wuchsen dort. Kein Wasser plätscherte. Dies war reine Erde, ihre Knochen mit Feuer gehärtet. »Die Erste Magie«, sagte Mauritius neben Gereint mit ehrfürchtig gesenkter Stimme. »Ich wusste nicht … Ich hätte mir nie träumen lassen, dass wir sie hier finden würden.«
    »Es ist wilde Magie«, sagte Averil. »Wilder als alles, was Sterbliche je gekannt haben. Nichts verschleiert sie. Nichts mildert sie ab. Wir können Euch schützen, aber wenn einer der Männer nur einen falschen Schritt macht, können wir weder für sein Leben noch für seine Seele bürgen.«
    »Ich verstehe«, sagte Mauritius. Er wirkte viel ruhiger, als Gereint es erwartet hatte. Sein Tonfall war kühl. »Wir wer den die Pferde zurücklassen müssen. Sie können auf diesem Untergrund nicht laufen, selbst wenn der Weg es erlauben würde.«
    »Sie werden hier sicher sein«, sagte Gereint.
    »Das können wir nur hoffen«, erwiderte Mauritius.
    Im Vertrauen auf ein Wiedersehen ließen sie zwei Novizen zurück, die sich um die Pferde kümmern sollten, und nahmen mit, was sie tragen konnten. Wasser, Früchte, Waffen. Die Rüstungen waren zu schwer für den Fußmarsch. Diejenigen, die einen besaßen, nahmen ihren Helm mit und ließen den Rest zurück.
    Nicht einer weigerte sich mitzukommen. Was auch immer sie über die Richtung dachten, die Averil eingeschlagen hatte, sie hatten sich entschieden, ihr zu folgen.
    Ihre Tapferkeit brach ihr fast das Herz. Sie sprach es nicht aus, um sie nicht zu beschämen. Sie sah zu, wie sie eine Reihe bildeten, mit Gereint an der Spitze, dann begab sie sich an ihren Platz direkt hinter ihm.
    Der Weg bergab war steil, aber nicht unbezwingbar. Sie lernten schnell, nicht auszurutschen und sich an einem Felsvorsprung festzuklammern: Wer es dennoch tat, bezahlte mit seinem Blut.
    Der Berg nahm das Blutopfer an. Der Nebel am Fuß des Berges schien nicht näher zu kommen, obwohl sie beim Zurückschauen sahen, dass sie schon ein gutes Stück hinter sich gebracht hatten. Es gab kein Grün in dieser Welt, kein Leben, nur schwarzes Glas und den schimmernden Pfad. Aber hier konnten die Ritter sich endlich an der Magie nähren, wie Gereint es getan hatte, seit sie in die Wildländer gekommen waren. Dies war ihre Art von Macht, Macht verbunden mit einem Gitterwerk aus Kristall. Sie badeten darin wie in einem langersehnten Regenschauer.
    Der Abstieg wurde dadurch nicht einfacher. Je tiefer sie kamen, desto steiler wurde der Pfad. In endlosen Windungen schlängelte er sich am Abhang entlang.
    Es war ein langsames Vorwärtskommen Sie schienen dem Nebel nicht näher zu sein als noch vor einer Stunde, und Averils Beine schmerzten bereits. Der Himmel war leer und wolkenlos, aber sein Blau war getrübt, als würde er verschleiert von …
    Nebel? Sie hielt inne, um genauer hinzuschauen. Sie konnte nichts anderes sehen als Himmel. Dabei geriet ihr Fuß auf dem glatten Pfad ins Rutschen, doch kräftige Hände hielten sie fest. Sie fiel in Gereints Arme. Woher er auch die Kraft haben mochte, seine Füße auf diesem Pfad auf dem Boden zu halten, kümmerte sie nicht. Sie war einfach nur dankbar dafür.
    Er hielt sie einen Moment länger in den Armen, als es unbedingt nötig gewesen wäre. Sie zögerte den Moment noch etwas hinaus, bis sie sich von ihm losriss.
    Gott sei Dank standen ihre Füße fest genug auf dem Boden. Sie gestattete sich keinen Gedanken an die Wärme seines Körpers oder an die Stärke seiner Hände oder daran, wie sicher sie sich in seinen Armen gefühlt hatte. Solche Gedanken ziemten sich weder für sie noch für ihn.
    Durch ein Wunder - oder durch die Barmherzigkeit des Landes — kam keiner der Ritter beim Abstieg ums Leben. Dennoch zahlten sie mit Blut; kaum einer der Männer kam ohne Wunden

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