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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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damit sie ihn nicht ohrfeigen konnte. Er tat nur das, wozu sie ihn provoziert hatte.
    Die einjährige Trennung machte diese Sache zwischen ihnen gefährlicher als je zuvor. Er war gewachsen und sie ebenfalls; sie waren keine Kinder mehr. Er wusste genauso gut wie Averil, dass es ihre einzige Rettung war, möglichst bald einen Ehemann zu finden und an sich zu binden und Gereint, so weit, wie sie es ertragen konnten, auf Distanz zu halten.
    Für einen etwas zu langen Augenblick bedauerte sie, dass sie vor Esteban davongelaufen war. Er versprach eine Welt, in der sie nicht gezwungen wäre, innerhalb der königlichen Linie zu heiraten — eine Welt, in der sie haben könnte, wonach ihr Herz sich so sehr sehnte.
    Doch das war nicht die Welt, in der sie lebte. Sie erhob sich, strich ihre Röcke glatt und wandte einer Versuchung den Rücken, die stärker war als Esteban und seine Verschwörungspläne s jemals sein konnten.

Kapitel 17
    Das Frühstück begann mit großem Wohlbehagen, als sie sich an den reichlichen Speisen labten, die die Knappen aus der Küche herbeiholten. Averil saß so weit wie möglich von Gereint entfernt, aber niemand sagte etwas dazu. Er war der Niederste unter den Knappen; sie war Herzogin. Ihr Platz war zwischen dem Ritter und dem Botschafter, mit denen sie sich feines Weißbrot, frischgebratenen Fisch und gesüßten Wein, Kuchen, Apfel und frischen Topfen schmecken ließ.
    Es gab keine Uneinigkeit an diesem Morgen; auch Averil Heß sich keinerlei Verstimmung anmerken. Nachdem sie gegessen hatten, erschien ihre Gastgeberin, windzerzaust und nach Salzwasser riechend. Sie beaufsichtigte nicht nur die Fischer-bootflotte ihres verstorbenen Ehemanns; sie kommandierte ihre eigene.
    Sie bestand darauf, dass alle nicht nur mit vollen Mägen, sondern auch mit prallgefüllten Satteltaschen losritten. Ihre Güte wärmte Averil das Herz. Sie gab aus freien Stücken und nicht aus Pflichtbewusstsein; ihre Großzügigkeit kam von Herzen.
    Averil hätte gern ein wenig länger in diesem gastlichen Haus verweilt, doch die Zeit drängte.
    Wie ihre Gastgeberin Madame Alison hieß die Insel Prydain Averil herzlich willkommen. Obwohl der Winter vor der Tür stand und die Wälder ihre goldenen und roten Blätter bereits verloren hatten, war die Sonne noch warm und die Luft lieblich. Es gab Wildvolkwesen in den Gehölzen — nicht so viele, wie mittlerweile in Quitaine weilten, aber ein ansehnlicher Schwarm, so zahlreich und fast so geräuschvoll wie zankende Elstern. Averil war überrascht, wie sehr ihr Anblick sie erfreute. Lutece war zu kahl und karg für das Wildvolk gewesen, und das Meer bot keine Zuflucht für das Volk der Lüfte.
    Sie hatte sich an eine Welt gewöhnt, die voll von ihnen war. Sie hier zu sehen, wo sie genauso frei wie alle anderen Kreaturen dieses Landes leben konnten, Heß sie ein wenig hoffen, dass Prydain die Kraft hatte, dem König von Lys die Stirn zu bieten. Es war nicht nur eine Insel und ein souveränes Königreich, sondern verfügte auch über eine anders geartete Magie. Vielleicht reichte diese Andersartigkeit aus, um die Pläne des Königs ins Wanken zu bringen. Die Ritter schienen sich wohl zu fühlen. Die Trauer über den Sturz ihres Ordens oder das Entsetzen über die zerstörte Magie und all die getöteten Kameraden würden sie zwar niemals vergessen, aber hier waren sie stark. Sie bewegten sich so selbstverständlich in den magischen Strömungen dieses Landes wie Fische im Wasser.
    Diese Strömungen führten sie nun nordwärts zu einer Stadt, die sowohl durch ihren Geist als auch durch ihre Bauwerke aus Ziegeln und Holz beeindruckte. Ihr Palast stand am Ufer eines Flusses und thronte über den niedrigen, runden Häusern und den gedrungenen Wachtürmen im Osten. Die schlanken Turmspitzen von Lys und die Marmorkuppeln von Romagna hatten hier nicht Fuß fassen können. Prydain blieb wie eh und je sich selbst treu.
    Eine Kompanie von Wachen erwartete die Ritter am Tor. Ihr Hauptmann verneigte sich tief vor Averil und sagte: »Ihre Majestät heißt die Herrin von Quitaine willkommen und erbittet die Gnade ihres Besuchs.«
    Averil war noch nicht bereit für die Rückkehr in die Welt der Höfe und Paläste, dennoch blieb ihr keine andere Wahl. Sie war Gast in diesem Land; sie hatte Verpflichtungen gegenüber ihrer Gastgeberin. Sie unterdrückte einen Seufzer, brachte ein Lächeln und eine leichte Verbeugung zu Stande und ließ sich zur westlichen Stadtmauer geleiten.
    Die Straßen, durch

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