Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
innerlich auf die harte Realität vor: Seine Bitten würden sehr wahrscheinlich nicht erhört werden.
Als er den Schalter umlegte, ging die Deckenleuchte an und erhellte schlagartig das gesamte Zimmer. Ohne über sein Handeln nachzudenken, stieß er mit dem Fuß die Tür weit auf und stürmte mit einem Schrei blindlings in das Zimmer. Panisch vor Angst ließ er seinen Blick hektisch durch den Raum schweifen und … Nichts. Niemand war zu sehen. Kein Mönch. Kein Mörder. Er lebte! Einige Sekunden stand er reglos da. Er zwang sich, langsam ein- und auszuatmen. Im fiel das Fenster auf, das weit aufstand. Die Gardine wehte im Wind und der Regen prasselte unaufhörlich auf den Fenstersims. Dann ging er zum Fenster hinüber, um es zu schließen. Als er an dem Bett vorbeikam, blieb sein Fuß an etwas hängen, das auf dem Boden lag. Er schaute zu seinen Füßen hinunter und dann…
...dann sah er ihn. Erschrocken, unfähig auch nur einen Ton von sich zu geben, taumelte er über seine eigenen Füße strauchelnd einige Schritte zurück, den Blick unverwandt auf den Boden gerichtet. Vor ihm, direkt vor dem Bett, lag Frank. Tot. Seine leeren glasigen Augen starrten ihn an. Mit einer markerschütternden Mischung aus Erstaunen und Entsetzen. Ein Rinnsal Blut floss aus seinem Mundwinkel und an seinem Hals zeichnete sich eine dünne Schnittwunde ab, die sich wie eine haarfeine Kette aus Blut um seinen Hals legte. Wallace bewegte sich nicht. Der Regen platschte auf die Fensterbank, aber er schien nun viel langsamer vom Himmel zu fallen. Wie in Zeitlupe. Tropfen für Tropfen. Ganz und gar geräuschlos. Er spürte, wie sein durchnässtes Hemd an seinem Rücken klebte. Eine Gänsehaut breitete sich über seinen gesamten Körper aus. Dann überkam ihn unvermittelt eine Woge blanken Hasses. Eine unkontrollierte Wut, wie er sie in seinem Leben noch nicht gespürt hatte. »Ihr verdammten Schweine!«, brach es aus ihm heraus. »Ihr gottverdammten Schweine! Was wollt ihr? Was wollt ihr?!« Seine Stimme überschlug sich. Susan war nun ebenfalls um das Bett herumgeschlichen. Als sie Frank erkannte, hielt sie sich entsetzt eine Hand vor den Mund. Wallace spürte, wie seine Knie weich wurden. Dann ließ er sich kraftlos neben Franks leblosen Körper fallen. Seine Augen begannen unerträglich zu brennen und sein Blick wurde von Tränen getrübt. »Ihr gottverdammten Schweine!«, schluchzte er, »Er hat euch doch nichts getan. Er hat euch nichts getan.«
Susan kniete sich zu Wallace und legte ihre Hand auf seine Schultern. »Komm! Komm, Colin! Wir müssen hier weg.«
Wallace bewegte sich keinen Zentimeter. Sein Körper schien ihm bleischwer. Ungläubig betrachtete er immer wieder Franks bleiches Gesicht. »Er ist doch noch so jung. Er hatte sein ganzes Leben vor sich. Was hat er denen denn getan?«, stammelte Wallace, so leise, dass Susan ihn kaum verstehen konnte. Er hielt Franks Hand, die schlaff, aber immer noch warm war.
»Colin«, flüsterte Susan auffordernd, während sie versuchte, ihm mit sanfter Gewalt auf die Beine zu stellen. »Wir sollten hier wirklich verschwinden. Wir fahren am besten zurück zu Green. Da sind wir erst einmal sicher. Er wird wissen, was zu tun ist.«
Verschwommen nahm Wallace Susan an seiner Seite wahr. Er nickte ihr zu. Dann schloss er Franks Augen - und spürte dabei gar nichts. Keine Angst. Keine Trauer. Nur eine unendliche Leere. Als er aufstand, glitt Franks Hand aus seiner und fiel wie ein totes Stück Fleisch zu Boden.
Vor dem Vecchio stand noch immer das Taxi, mit dem sie hergekommen waren. Der Fahrer hatte die stille Gasse für eine kleine Pause genutzt. Eine Zeitung und ein angebissenes Sandwich lagen auf dem Beifahrersitz. Susan eilte hinüber und warf ihre Tasche in den Kofferraum, dann winkte sie Wallace zu. Aber Wallace, der mit seinem Gepäck im Hauseingang des Hotels wartete, stand teilnahmslos mit noch immer starrem Gesichtsausdruck einfach nur da; so, als würde er sich eine Sendung im Fernsehen ansehen. Susan rief ihm etwas zu, aber der kalte und regendurchtränkte Wind schien ihre Worte mitzureißen, bevor sie richtig ausgesprochen waren.
Dann kam sie zu ihm hinüber gerannt, nahm seine Tasche und zog ihn am Ärmel seiner Jacke mit sich. Apathisch folgte er ihr; stieg in das Taxi; ließ sich auf die Rückbank fallen; sah, dass Susan den Turban tragenden Fahrer anwies, sofort loszufahren und merkte, wie sich das Taxi in Bewegung setzte. Mühselig fädelte sich das Taxi durch den Verkehr.
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