Das Mallorca Kartell (German Edition)
schüttelte den Kopf. Der Film hatte sie doch stärker beeindruckt, als sie dachte. Auf dem Weg zu ihrem Wagen bemerkte sie die ausgefallenen Laternen. Je näher sie ihrem Fahrzeug kam, desto dunkler wurde es um sie herum. Ihre Handtasche fest an sich gedrückt, schalt sie sich eine dumme Gans, weil sie ein flaues Gefühl im Magen spürte. Sie beschleunigte ihre Schritte und die Absätze kl ackten rhythmisch auf dem Asphalt. Kurz vor ihrem Wagen entdeckte sie einen hochgewachsenen Mann im Anzug, der, an sein Auto gelehnt, eine Zigarette rauchte, und fühlte sich erleichtert.
Wenigstens war sie nicht allein auf der nächtlichen Straße. Sie kramte den Autoschlüssel aus ihrer Handtasche.
»War der Film gut?«, hörte sie den Mann hinter sich fragen.
»Gut ist nicht das richtige Wort.« Ana wunderte sich etwas, denn der Mann konnte nicht wissen, in welchem Film sie gewesen war, oder doch? Sie spürte nun deutlich die Gefahr, die von diesem elegant gekleideten Mann ausging. Sie versuchte eilig, den Schlüssel ins Türschloss zu stecken, als sie hörte, wie der Mann einige Schritte auf sie zuging.
»Waren Sie alleine im Kino?«
Endlich hatte sie den Schlüssel gedreht und die Tür entriegelt. »Nein«, presste sie unsicher hervor.
»Ana, du bist eine schlechte Lügnerin.« Er schnippte die Zigarette weg. Der Mann stand nun direkt vor ihr. Sie starrte in sein Gesicht. Seine kalten Augen sahen lauernd auf sie herab. Wenn sie versuchen würde, die Autotür zu öffnen, müsste sie ihm den Rücken zudrehen. Das wagte sie nicht. Die Gefahr war beinahe greifbar. Was wollte er nur von ihr, und woher wusste er ihren Namen? »Kenne ich Sie?«
»Nein, ich glaube nicht, aber das ist nun auch nicht mehr wichtig. Du hättest nicht herumschnüffeln sollen. Das war ein wirklich dummer Fehler. Hast du außer deiner Freundin Cristina jemandem davon erzählt?«
Er hatte eine angenehme Stimme und wären diese stechenden Augen nicht gewesen, hätte er ihr vielleicht nicht so viel Angst eingejagt. Sie brachte kein Wort mehr heraus, sondern schüttelte nur verwirrt und ängstlich den Kopf. Woher wusste er von der Akteneinsicht? Und warum trug er Gummihandschuhe? Sie wollte wegrennen, spürte jedoch, wie ihre Knie weich nachgaben und sie keine drei Schritte geschafft hätte.
»Bist du sicher? Auch nicht deinem kleinen Freund?« Er griff an Ana vorbei und öffnete die Wagentür. Sie war erleichtert, dass er den Weg freigegeben hatte, drückte sich an ihm vorbei auf den Fahrersitz und steckte mit zitternden Fingern den Schlüssel ins Zündschloss. »Nein, und nun verschwinden Sie!«, flüsterte sie kaum hörbar.
»Ja, sofort. Nur noch eine Kleinigkeit.« Er beugte sich zu ihr herunter, griff nach ihrer Handtasche, zog sie an ihr vorbei und ließ sie direkt neben dem Fahrzeug auf die Straße fallen. Sein Augenausdruck hatte sich verändert, denn er sah sie nun beinahe liebevoll an. »Ach Ana, du bist wirklich schön, aber zu neugierig.« Er strich ihr eine Haarsträhne zurück. Sie musste es geschehen lassen, denn sie war nicht mehr in der Lage, sich zu rühren. Er drückte sie tief in ihren Sitz. Seine rechte Hand presste er auf ihren Mund. »Es tut mir leid, aber ich muss dich nun töten.«
Kalte Angst durchzuckte sie. Hektisch versuchte sie, sich zu befreien, doch sein Arm hielt sie wie ein Schraubstock in den Sitz gepresst. Sie zappelte weiter mit den Beinen und kämpfte mit aller Kraft gegen ihn an, um die Arme freizubekommen. »Keine Angst, es wird schnell vorbei sein«, flüsterte er in ihr Ohr. Mit einer raschen Bewegung zog er ein Messer aus seiner Jackentasche. Panisch grub sie mit aller Gewalt ihre Fingernägel in den Handschuh, in der verzweifelten Hoffnung seine Finger zu verletzen. Sie schnappte gierig nach Luft, als sich der starre Griff von ihrem Mund löste. Unter Aufbietung all ihrer Kräfte versuchte sie, auf den Beifahrersitz zu kriechen. Sie wollte weg von ihm. Doch er riss sie an der linken Schulter zurück und drückte sie wieder in den Sitz. Sie holte tief Luft. Bevor sie schreien konnte, durchfuhr sie ein scharfer Schmerz. Er hatte ihr das Messer ins Herz gerammt, und aus ihrem Hals drang nur ein schwaches Gurgeln.
26. April
Martin legte den Telefonhörer auf und blickte zur Uhr. Es war 11:30 Uhr und er hatte Ana immer noch nicht erreicht. Wenigstens ging es ihm wieder etwas besser. Das Erkältungsbad hatte gut getan. Deswegen hatte er beschlossen, zur Arbeit zu gehen zu. Das Letzte, was er am Vortag noch
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