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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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isolieren.«
    Ockham reicht mir ein Omnokular. »Schau dir das mal an. Sieht aus, als wäre Postule in Schwierigkeiten. Direkt im Zentrum beim Thron.«
    Ich stelle das Gerät auf die Position ein. Rund um den Thron stehen Dræu mit Sturmgewehren, deren Mündungen auf Postule zeigen. Der fette Mann kniet am Boden, den Blick auf die Frau gerichtet, die vor ihm auf dem Thron sitzt. Sie ist hager, hat langes, schwarzes Haar, das ihr bis zur Taille reicht, und trägt ein Gewand aus einem leuchtend bunten, hauchdünnen Gewebe. Ihre Beine hat sie angewinkelt und unter den Körper gezogen. Beide Hände sind mit Ringen geschmückt, und ihr Gesicht verbirgt sich hinter einer Harlekinmaske aus Porzellan.
    »Die Königin?«, frage ich. Wie kann etwas so Schönes eine Bande grausamer Kannibalen anführen?
    »Er ist ein toter Mann«, sagt Ockham, nachdem er ein anderes Omnokular hervorgeholt hat. »Fragt sich nur, was die aasigen Tierchen mit ihm anstellen, ehe sie ihn ausweiden.«
    Mein Magen verkrampft sich. Obwohl ich weiß, dass es wahr ist und dass Postule sich die Suppe selbst eingebrockt hat, macht es mich krank. Die Königin ergreift Postules zitternde Hand, lächelt und zieht ein Hackmesser unter ihrem Kissen hervor.
    Mit einem flinken Schlag hackt sie ihm die Hand am Gelenk ab. Hält sie am Ringfinger hoch. Der Finger ist mit dem Ring geschmückt, den Postule gestohlen hat. Der Körper des fetten Mannes zittert wie unter einem schweren Tremor. Hinter ihm schließen die Dræu ihre Reihen. Ein Rudel hungriger Tiere. Der Anblick des Blutes ist zu viel für sie, und nur die Gegenwart der Königin hält sie noch auf Distanz.
    »Mein Gott«, flüstere ich. Gleich darauf höre ich Ockham leise fluchen.
    Ein Schleier legt sich über die Linse des Omnokulars, und ich muss sie abwischen. Als ich sie erneut auf das Geschehen einstelle, hat die Königin den Ring gerade an sich genommen und hält ihn ins Licht. Sie erinnert dabei an ein neugieriges Kind mit einem funkelnden neuen Spielzeug. Ganz besonders, als sie den Mund aufklappt und den Ring hineinsteckt.
    »Chief«, sagt Vienne und hält den Empfänger hoch. »Signal verloren.«
    »Sie hat es gefressen.«
    »Das Signal?«
    »Den Ring. Die Königin hat ihn verschlungen wie ein Appetithäppchen.«
    Aber die Königin ist noch nicht fertig. Sie hakt einen Finger in Postules Mundwinkel und zieht ihn aus seiner knienden Haltung hoch. Sanft drückt sie seinen Kopf nach vorn, bis sein Kinn auf seine wabbelige Brust trifft. Dann hebt sie die andere Hand hoch in die Luft, und ich sehe Licht auf Metall aufblitzen, als sie erneut das Hackmesser schwingt. Blut spritzt auf die Königin, tüpfelt das hauchzarte Kleid und hinterlässt einen Wirrwarr roter Flecken auf ihrer Maske.
    Das ist endgültig mehr, als die Dræu aushalten können. Sie schwärmen um den Leichnam des fetten Mannes herum, als die Königin graziös auf ihren Thron gleitet. Dann drückt sie auf einen Knopf, und das Podest, auf dem der Thron steht, steigt ein Dutzend Meter in die Höhe. Die Königin zwirbelt eine von den Hunderten von Ringellöckchen in ihrem schwarzen Haar und blickt auf die schlemmenden Kannibalen herab, schaut zu, wie die Horde Postule verschlingt.
    »Nachsichtig ist die nicht, das steht mal fest«, sagt Ockham.
    »Was ist passiert?«, fragt Vienne, lässt von dem Empfänger ab und verstaut ihn bei der übrigen Ausrüstung.
    »Die Königin hat ihn getötet«, sage ich und öffne den Vid-Link. »Mimi, gibt’s was Neues von Jean-Pauls Biorhythmus?«
    »Jawohl! Ich habe ein schwaches Signal eintausend Meter weiter westlich trianguliert. Ich lege es auf Aural-Vid ... jetzt.«
    Ich drehe meinen Kopf so, dass die Markierung in der Mitte des Bildes ist. »Da.« Ich zeige auf einen geparkten Motorschlitten. »Da ist unser Junge. Ockham, schleich dich ran und schau, ob du Sichtkontakt herstellen kannst.«
    »Aye, aye.« Er bahnt sich einen Weg über das Gelände. Dank der Tarnfarben seiner Symbipanzerung ist er mit bloßem Auge kaum zu sehen. »Hab ihn. Die kleine Schweineschnauze versteckt sich in einem der Motorschlitten. Sieht aus, als hätte er sich eine Freifahrt erschlichen und sich dabei schön in die Patsche gesetzt.«
    Ich seufze. »Ziehen wir los und holen ihn.«
    »Ja«, sagt Ockham. »Wir sollten aber auch diese Motorschlitten außer Gefecht setzen, wenn wir schon hier sind. Falls die Dræu eine Möglichkeit finden, die Dinger in die Mine zu bringen, reißen sie uns mit den Geschütztürmen in

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