Das Matarese-Mosaik
besorgt.«
»Mit anderen Worten, ich könnte ein Lockvogel sein. Ich könnte überhaupt nicht ich sein.«
»Sehr gut. Wo hast du das gelernt?«
»Ich habe Onkel Ev und Mutter reden hören. Sie waren zwar beide G-zwo, sind aber gelegentlich auch anderen Abteilungen in Abwehrfragen zugeteilt worden.«
»Herrgott im Himmel«, murmelte Considine. »Ich habe ja schon mal gesagt, daß deine Mutter da an einer ganz wichtigen Sache beteiligt sein muß. Aber jetzt habe ich das Gefühl, daß ›ganz wichtig‹ noch stark untertrieben ist. Großer Gott, Jamie, ist dir klar, daß unser Abwehroffizier hier auf dem Schiff zuerst mit den Geheimdienstleuten in Washington gesprochen hat, die ihn an die DIA weiterverbunden haben, dann ans State Department und schließlich mit Thomas Cranston im Weißen Haus, dem persönlichen Sicherheitsberater des Präsidenten? Wenn du dich erinnerst – er ist der Typ, der dafür sorgen wollte, daß der Große Mann selbst mit dir spricht!«
»Den Präsidenten kenne ich nicht, ich kenne meine Mutter. Niemand könnte ihre Stimme so imitieren, daß ich es nicht merke, oder das wissen, was sie weiß.«
»Genau das will dieser Shields von dir, etwas, wovon du weißt, daß nur sie es wissen kann. Verstehst du denn nicht? Sobald er weiß, daß du echt bist, und sie das bestätigt, kann er den nächsten Schritt tun. Ich glaube, das ist vernünftig, ebenso wie ich glaube, daß das, was hier zur Zeit im Gange ist, die allerhöchsten Regierungskreise nervös gemacht hat. Jetzt komm schon, Jamie, gib mir irgendwas.«
»Also gut, ich muß nachdenken.« Montrose junior erhob sich von seiner Kiste und ging in dem Lagerraum auf und ab. »Okay«, sagte er dann, »als ich ein Kind war, ich meine, wirklich klein, haben Mum und Dad mir ein Stofftier geschenkt, ein Lamm, eines, womit ein kleines Kind sich nicht verletzen kann. Selbst die Knopfaugen waren kindersicher. Jahre später, mein Vater war schon einige Monate tot, hat Mutter unser Haus verkauft, und wir sind umgezogen – wegen der vielen
Erinnerungen und all dem Zeug. Als ich ihr dabei half, den Dachboden auszuräumen, hat sie das kleine Plüschlamm gefunden und gesagt: ›Schau, da ist Malcomb.‹ Ich konnte mich nicht daran erinnern und ganz bestimmt nicht an den Namen. Mum hat mir erzählt, sie und Dad hätten herzlich gelacht, als ich das Ding ›Malcomb‹ getauft hatte, wo ich das doch kaum aussprechen konnte. Sie hat gesagt, das sei der Name einer Figur in einem Zeichentrickfilm im Fernsehen gewesen. Ich konnte mich nicht daran erinnern, aber es muß wohl gestimmt haben, wo sie es gesagt hat.«
»Das ist es dann also?« fragte Luther. »Der Name dieses Plüschtiers?«
»Sonst fällt mir nichts ein. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, daß sonst jemand davon weiß.«
»Vielleicht reicht es. Übrigens, hast du dir die Polaroidaufnahmen von den Villen angesehen?«
»Ich habe zwei angekreuzt, die es sein könnten.« Der Junge griff mit seiner verbundenen Hand in die Tasche und zog mit einiger Mühe ein gutes Dutzend Fotos heraus.
»Die sehe ich mir an, sobald ich oben fertig bin. Übrigens, wenn ich zurückkomme, bringe ich dich woanders hin.«
»Wohin denn?«
»Mein zweiter Mann hat sich drei Tage Urlaub in Paris verschafft. Seine Frau kommt auf eine Woche rüber. Sie ist Moderedakteurin oder so etwas. Und sein Zimmerkollege liegt mit Masern im Sanitätsbereich – kannst du dir das vorstellen, Masern. Am Ende setzen sie noch Zwölfjährige in unserer Staffel ein.«
»Ich bin fünfzehn und habe schon elf Flugstunden hinter mir. Ich bin für einen Soloflug bereit, Luther.«
»Das ist ja sehr beruhigend. Bis später.«
Leslie Montrose saß in einer gläsernen Zelle innerhalb eines großen weißen Saals, der bis zur Decke mit elektronischen Geräten angefüllt war. Eine Unzahl in grünlichem Licht schimmernder Bildschirme mit Digitalanzeigen darunter und Kurvenschreibern und Analoganzeigen darüber füllten den ganzen Raum, in dem sich zehn Arbeitsplätze für Leute befanden,
die auf Geheimsendungen spezialisiert waren. Der Raum enthielt die internationale Sendezentrale des MI6, wo Nachrichten aus der ganzen Welt eingingen und nach überallhin abgesetzt wurden. Leslie saß vor einer computergestützten Telefonkonsole, die mit drei Telefonen in unterschiedlichen Farben – Grün, Rot und Gelb – bestückt war. Aus einem unsichtbaren Lautsprecher war eine Frauenstimme zu hören.
»Madam, würden Sie bitte den grünen Hörer aufnehmen?
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