Das Matarese-Mosaik
wieder!«
»Es ist aber doch ungefährlich, oder, Lieutenant?« Leslies Augen waren vor Angst geweitet.
»Der reinste Spaziergang, Colonel. Selbst wenn beide Propeller aussetzen sollten, würden wir tief genug fliegen, um diese Großmutter im Gleitflug auf einem Acker oder einer Straße aufzusetzen.«
»Wo fliegen Sie hin?« sagte Pryce.
»Ob Sie mir jetzt glauben oder nicht, Cam, ich darf Ihnen das nicht sagen.«
»Sagt wer?«
»Das Weiße Haus. Wollen Sie sich mit denen anlegen?«
»Ich glaube nicht, daß ich gewinnen würde.«
»Würden Sie auch nicht, Cam. Übrigens, Ihre Koffer sind in der Gepäckausgabe. Komm, Junior, wir müssen auf Piste sieben und dürfen nicht einmal ein Fahrzeug anfordern. Wir existieren nicht, könnte man sagen.«
Mutter und Sohn umarmten einander kurz, und dann rannte James Montrose junior hinter dem Navypiloten her, quer über die Piste zu ihrem Flugzeug.
Brandon Scofields »Freunde aus früheren Tagen« entpuppten sich als ein älterer Mann Mitte siebzig. Der Weg zu ihm erwies sich als verschlungen. Er begann, als Pryce und Montrose sich dem Mailänder Terminal näherten. Plötzlich rief eine heisere Stimme nach ihnen.
» Signore, signora !« Aus dem Schatten einer Lagerhalle kam ihnen ein ziemlich abgerissen gekleideter junger Mann, achtzehn oder allerhöchstens neunzehn Jahre alt, entgegen. Man sah ihm an, daß er Angst hatte.
» Che cosa ?« fragte Pryce.
» Capisce italiano, signore ?«
»Nicht sehr gut. Ich habe es seit Jahren nicht mehr gesprochen.«
»Ich spreche ein wenig Englisch – abbastanza .«
»›Genug?‹ Das ist gut. Was gibt es?«
»Ich bringe Sie zu Don Silvio. Schnell!«
»Zu wem?«
»Signore Togazzi. Rapido ! Folgen Sie mir!«
»Unser Gepäck, Cam.«
»Das kann warten. Und du auch, ragazzo . Aspetta !«
» Che ?«
»Wer ist dieser Togazzi, dieser Don Silvio? Und warum sollen wir dir folgen? Perché ?«
»Sie ihn sprechen.«
» Perché di nuovo ?«
»Ich soll sagen – Be – o – lupo…?«
»› Lupo ‹, Wolf. Be…o…wolf? Sie sollen sagen Beowulf ?«
» Sì. Vero !«
»Gehen wir, Colonel.«
Am äußersten Ende des Flughafenparkplatzes hielt der Junge Pryce und Leslie die Tür eines kleinen Fiat auf, bedeutete ihnen, daß sie sich auf den Rücksitz setzen sollten, wo äußerst wenig Platz war.
»Alles in Ordnung mit Ihnen?« fragte Pryce, der bei dem schnellen Marsch über den überfüllten Parkplatz ein wenig außer Atem geraten war. Ihr Fahrer mußte einige Male ausweichen, als mehrere Fahrzeuge ohne jede vorherige Warnung aus ihren Parkplätzen geschossen kamen.
»Wie können die Italiener nur so winzige Autos bauen? Haben die nicht all die Filme mit übergewichtigen Mamma Mias gesehen, die die Tarantella tanzen? Und um Ihre Frage zu beantworten, Sie erdrücken mich.«
»Ich finde das recht angenehm. Ich denke, ich werde mir so ein Auto kaufen, solange wir hier sind, und dann einen Chauffeur engagieren, der uns herumfährt.«
»Das ist das einzige, was wir tun. Herumfahren.« Plötzlich bog der junge Fahrer scharf nach rechts ab, jagte sein winziges Fahrzeug mitten in den dichten Verkehrsstrom hinein, bog erneut ab und reihte sich dann in den Strom ein. »Ich glaube, ich habe mir gerade zwei Rippen gebrochen.«
»Soll ich nachsehen?«
»Nein. Sie sollen diesem Schwachkopf sagen, daß er langsam fahren soll.«
» Lento, ragazzo, lento per favore!«
»Impossìbile, signore. Don Silvio impaziente. Sie wechseln ganz bald macchina .«
»Was hat er gesagt?«
»Er hat gesagt, er kann nicht langsamer fahren, weil dieser Don Silvio ungeduldig ist, und außerdem wechseln wir bald den Wagen.«
»Das sollte ein Segen sein«, sagte Leslie.
Das war es und war es wieder nicht. Der Wagen war größer und bot wesentlich mehr Platz auf den Rücksitzen, aber der nächste Fahrer, ein Mann in mittleren Jahren mit einer dunklen Brille und langem schwarzen Haar, das ihm bis auf die Schultern reichte, fuhr wesentlich risikoreicher als der Teenager. Der Fahrzeugwechsel fand ohne jeden Gruß statt, und ohne daß der Fahrer sich vorstellte. Er schoß einfach durch die Straßen zur Autostrada. Dann ging die rasende Fahrt weiter nach Norden. Die Tafeln am Straßenrand zeigten die Namen: Seregno, Lecco und Mandello. Pryce kannte die Strecke. Sie führte nach Bellagio, der ersten Stadt am Ufer des Lacus Larius, der international unter dem Namen Comer See bekannt war.
Achtunddreißig Minuten später erreichten sie das alte Dorf, das im
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