Das Matarese-Mosaik
Einzelkämpfer und Angehörige der Air Force, daher »Hunter’s Moon«. Coley und Rogers Vater waren etwa einmal im Monat hingegangen, um sich mit alten Kameraden zu treffen. Manchmal, wenn ihre Mutter in Sachen Wildlife unterwegs war, hatten sie den jungen Roger und seine Schwester mitgenommen und sie dort in ein Nebenzimmer gesetzt, wo sie spielen konnten. Natürlich unter der strengen Auflage, daß sie nie ihrer Mutter etwas sagten. Das war es. Der Jolly Hunterʹs Moon um fünfzehn Uhr!
Einen Piloten und ein Flugzeug für einen Flug nach England zu rekrutieren, eine Verhandlung, auf die Roger in keiner Weise vorbereitet war, stellte sich als einfacher heraus als das Dechiffrieren von Coleys Codenachricht. Der Pilot, ein Major in der französischen Luftwaffe, der sich ein zusätzliches Einkommen verdiente, indem er an der Fliegerschule unterrichtete, war mit Vergnügen bereit, Roger behilflich zu sein. Als der junge Brewster die Verhandlungen mit einem Angebot von fünfhundert Pfund eröffnete, weiteten sich die Augen des Mannes über seinem Schnurrbart und der etwas geröteten Nase, und als Roger sich auch noch einverstanden erklärte, sich vor dem Besteigen der Maschine nach Rauschgift durchsuchen zu lassen und zusätzlich zu dem Honorar für den Treibstoff und Landegebühren aufzukommen, sagte der Major: »Monsieur, Sie werden einen höchst angenehmen Flug haben! Und die Landeplätze in der Umgebung von Windsor sind mir vertraut.«
In der Fernmeldezentrale des Hauptquartiers von MI5 nahm die Frau, die das Telefon der Brewsters überwachte, die Kopfhörer ab und wandte sich ihrem Kollegen am Nachbarplatz zu. »Dieser Sergeant Major in der Brewster-Villa hätte von uns ausgebildet sein können.«
»Inwiefern?« fragte der Mann.
»Ich meine, wie er mit Anfragen umgeht. Er erfindet zweideutige Orte, fiktive Umstände und rechnet mit einer schnellen Rückkehr ohne Garantie.«
»Sehr professionell«, stimmte der Kollege zu. »Er lenkt jeden Verdacht mit der Erwartung eines relativ kurzfristigen Kontakts ab. Ausgezeichnet. Also nichts?«
»Überhaupt nichts. Ich werde das Band hinaufschicken, aber mit niedriger Priorität.«
Oliver Coleman brauchte die Zeit bis fünfzehn Uhr, um sicherzugehen, daß Sir Geoffrey ihn nicht überwachen ließ, was er natürlich tat. Der ehemalige Sergeant Major entdeckte das MI5-Fahrzeug kaum eine Meile vom Belgravia Square entfernt, einen schäbigen Austin, der die Kurven viel zu schnell nahm. Er fuhr in die Innenstadt, durchquerte sie von Knightsbridge nach Kensington Gardens, von Soho zum Regents Park und nach Hampstead und hängte seinen Überwacher schließlich im dichten Verkehr am Picadilly Circus ab.
Dann raste er in Richtung Norden nach Windsor und hoffte, daß seine Manöver Sinn machten. Hatte Roger seine Botschaft verstanden? Würde er gegen drei Uhr im Jolly Hunterʹs Moon auftauchen? Oder war alles umsonst gewesen? Aber Coleman gab sich vorsichtigem Optimismus hin, da der junge Brewster am Telefon sofort reagiert und unverzüglich die Rolle von Nicholas Aldrich angenommen hatte, bei dem es sich tatsächlich um einen Schulfreund handelte, den er mehrmals mit nach Hause gebracht hatte. Roger war ein intelligenter Junge mit schneller Auffassungsgabe und klarem, zielorientiertem Denkvermögen, ganz ähnlich seinem Vater. Eine Zielstrebigkeit, die von starker Ungeduld geprägt war. Aber worin bestand sein Ziel? Wollte er wirklich Jagd auf Gerald Henshaw machen? Coleman wußte, daß Roger Sir Geoffrey beständig bedrängt hatte, um von ihm zu erfahren, welche Fortschritte die Suche nach Henshaw machte; aber solche Fortschritte hatte es nicht gegeben. Hatte die legendäre Ungeduld der Brewsters schließlich die Oberhand über die Vernunft gewonnen?
Coleman war klar, daß seine ursprünglich feindselige Einstellung Sir Geoffrey gegenüber unvernünftig gewesen war;
selbst jetzt war sein Handeln nicht gerade logisch. MI5 war im Verein mit den anderen Nachrichtendiensten wesentlich besser ausgerüstet, Lady Alicias Mörder aufzuspüren, als ein pensionierter alter Soldat und ein zorniger Teenager. Trotzdem gab es für den ehemaligen Sergeant Major nicht den leisesten Zweifel daran, wem seine Loyalität gebührte: Der Sohn von Brigadier Daniel Brewster – Offizier, Gelehrter, Sportler und Unternehmer – hatte Vorrang vor allem anderen, auch den Behörden. Wenn Roger mit dem alten Waffengefährten seines Vaters Kontakt aufnehmen wollte, würde dieser Kontakt
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