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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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viele Ingenieure und Techniker in Angst und Schrecken versetzen. Bei einem unerwarteten Anhalten geraten Wellen und Zahnkränze aus der Spur. Wenn gerade Daten geschrieben wurden, könnte eine Speichertrommel den Geist aufgeben. Die Maschine müsste neu kalibriert werden, ehe man sie neu starten kann. Ein paar Tage dauert so etwas schon, und natürlich kommt der Terminplan für diverse Programme durcheinander, die auf der Großen Maschine laufen. Eventuell gehen auch ein paar Daten verloren, und irgendwann mal steht Ondinium mit einem Überschuss von irgendwelchem Zeugs da. Nichts Weltbewegendes.“
    „Ihr habt neulich schon behauptet, die Große Maschine sei gar nicht so bedeutsam. Ich dachte immer, unser Land hätte seine Macht hauptsächlich ihr zu verdanken.“
    „Hör nicht auf das Geschwätz der Organizisten oder der selbsternannten Gesellschaftskonstrukteure!“, riet Kyle. „Die schreiben der Großen Maschine zuviel Bedeutung zu. Eigentlich ist sie nur eine gute Rechenmaschine. Was mit den Daten geschieht, darüber entscheiden immer noch Menschen. Wenn du auf deinen Chronometer schaust und er behauptet, es sei fünf Uhr nachmittags, du weißt aber genau, eigentlich ist es mitten in der Nacht, wem würdest du eher trauen: dem Chronometer oder deinem gesunden Menschenverstand? Genauso ist es mit der Großen Maschine. Wenn sie dem Rat Daten liefert, die ganz offenkundig falsch sind, dann kriegt der Rat das schon mit und nimmt Änderungen vor.“
    „Wobei das Schlüsselwort in diesem Fall wohl ‚offenkundig ‘ wäre“, gab Isobel zu bedenken, die gerade weitere Maschinenteile wieder zusammenbaute.
    „Irgend etwas ist hier komplett seltsam.“ Gedankenvoll klopfte Victor mit seinem Kartenstapel auf den Tisch. „Was im Namen der Herrin hatte der Mann vor? Eine Blockierung?“
    „Dabei fällt mir ein: Habt ihr die Lochkarten eigentlich aus Alisters Haus?“, wollte Taya wissen. „Seine Kopie dort ist verschwunden.“
    „Das hier ist seine Kopie, aber aus seinem Haus haben wir sie nicht, wir haben sie hier gefunden“, entgegnete Emelie. „Wahrscheinlich hat er in der Nacht vor seinem Tod daran gearbeitet.“ Taya erschrak über den beiläufigen Ton, in dem sie das vorbrachte.
    „In der Nacht war er auf einem Fest.“
    „Vielleicht ist er danach noch hergekommen. So etwas hat er oft getan. Nach Mitternacht, wenn alle anderen zu Hause sind, kann man hier am besten arbeiten.“ Victor grübelte wieder über einer seiner Karten. „Emelie? Verstehst du das?“
    Emelie beugte sich über seine Schulter. Sie dachte einen Augenblick lang nach, ehe sie eine Karte vom abgelegten Stapel nahm, die in der Reihenfolge vor der kam, die Victor in der Hand hielt.
    „Sieht mir nach einer Schleife aus. Wo ist das Ende?“
    Kyle legte den Plan aus der Hand.
    „Wenn eine Endlosschleife für das Durcheinander im Programm verantwortlich ist, dann könnte das Programm die ganze Nacht immer wieder von vorn gelaufen sein“, sagte er. „Aber das ist ein Fehler, der eigentlich sofort ins Auge springt, und hätte von daher bei den Probeläufen auffallen müssen.“
    „Diese Karte hier scheint mir ziemlich neu zu sein. Eventuell hat Alister etwas ausprobiert.“ Victor hielt zwei der Lochkarten in die Höhe – selbst Taya konnte erkennen, dass die eine, ältere, Ölflecken und Abnutzungserscheinungen an den Lochrändern aufwies, die auf der anderen fehlten.
    „Könnte so eine Endlosschleife die Sicherheitsvorkehrungen der Maschine umgehen?“ Cristof hatte sich wieder zu den Programmierern am Tisch gesellt, wo er die Lochkarten fixierte, als könnten die Löcher darin ihm ihre Bedeutung offenbaren, wenn er sie nur lange genug anstarrte.
    „Nein, aber seht euch mal das hier an.“ Die anderen Programmierer drängten sich um Victor, der Karten aus dem Stapel zog und sie über Kyles Schaltplan auf dem Tisch ausbreitete.
    Taya und Cristof kamen nicht mehr mit. Sie wichen ein paar Schritte zurück.
    „Wie schnell können wir hoch zum Turm?“, erkundigte sich Cristof leise.
    „Das geht wirklich erst, wenn es hell wird. Wir müssen wenigstens Umrisse erkennen, sonst knallt Ihr bei Eurem ersten Flug noch gegen eine Klippe oder einen Baum.“
    „Darauf kann ich bei meinem ersten Flug durchaus verzichten – und sonst auch.“ Cristof schob die Hände in die Manteltaschen und musterte mit gerunzelter Stirn die reglose analytische Maschine.
    „Woran denkt Ihr?“, erkundigte sich Taya.
    „Das möchtest du gar nicht

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