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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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Seufzend nahm Taya ihre Krücken zur Hand.
    „Ich gehe da jetzt rein und störe“, sagte sie. „Wünsch mir Glück.“
    Nachdem sie dem Diensthabenden vorn am Tresen ihr Anliegen erklärt hatte, machte der sich auf, um Amcathra zu informieren. Wenig später bat man sie in den Raum, in dem Amcathra und Cristof saßen. Beide Männer verstummten, als sie das Zimmer betrat.
    Amcathra brach als erster das Schweigen. Sein sonst so unbewegtes Gesicht ließ diesmal Verärgerung erkennen. „Du hast mit dem Erhabenen Forlore geredet, ohne auf uns zu warten?“
    Taya schob sich umständlich die Krücken unter die Arme, holte unter heftigen Verrenkungen Cristofs Taschenuhr aus der Hosentasche, klappte sie auf und studierte angelegentlich das Zifferblatt aus Perlmutt.
    „Wir trafen Lars vor etwa anderthalb Stunden, Leutnant, aber du sitzt immer noch hier und beschäftigst dich mit diesem Erhabenen Forlore. Wann hattest du denn vor, jemanden loszuschicken, um den anderen zu befragen?“
    Amcathras blaue Augen verengten sich ein wenig, aber er antwortete nicht. Taya steckte den Chronometer wieder in die Tasche. Sie wusste, dass Demikaner, sollten sie es für notwenig halten, stundenlang schweigend dasitzen konnten.
    „Dekatur Forlore sagt, er hätte nichts mit dem Diebstahl zu tun“, berichtete sie. „Allerdings kann er sich vorstellen, wer dafür verantwortlich sein könnte. Er geht davon aus, dass Alzana die Finger im Spiel hat, und verfügt über eine Liste mit Namen alzanischer Spione und Codeworten des Spionagerings, die er letztes Jahr bei Dekatur Neuillans persönlichen Unterlagen gefunden hat. Er ist bereit, diese Listen auszuhändigen, verlangt allerdings eine Absprache.“
    Cristof schreckte auf und murmelte vor sich hin.
    „Er sagt den Liktoren, was er weiß, wenn der Rat bereit ist, sein Strafmaß zu überdenken und das Todesurteil in eine Verbannung umzuwandeln.“
    „Der Dekatur glaubt, er könnte den Rat erpressen?“ Amcathra schien das als Affront zu empfinden.
    „Allem Anschein nach ja.“
    „So unbillig ist die Forderung gar nicht“, ließ Cristof sich hören. „Wenn wir dank seiner Hilfe die Maschine als Ganzes wiederbekommen.“
    „Ihr denkt in dieser Frage wohl kaum vorurteilsfrei, Erhabener!“
    „Das stimmt. Aber ich möchte die Maschine finden, ehe die Diebe sie aus der Stadt schaffen und sie auf den Bergpfaden beschädigt werden kann. Übergib mir den Fall. Mit mir wird Alister zusammenarbeiten.“
    „Ich schicke eine Botschaft an den Rat und bitte um eine Entscheidung.“
    „Bis die Ratsmitglieder sich einig sind, können Tage verstreichen!“
    „Ich werde den Dekaturen darlegen, dass Eile geboten ist.“
    „Janos!“ Gereizt beugte Cristof sich vor. „Dafür ist keine Zeit!“
    „Ich kann den Weg, den die Sonne am Himmel nimmt, weder beschleunigen noch aufhalten“, sagte Amcathra. „Genausowenig kann ich Euren Bruder bewegen, seine Geheimnisse zu verraten, indem ich Euch mit dem Fall betraue. Er wird sie für sich behalten, bis er das Versprechen erhält, am Leben bleiben zu dürfen. Ob Ihr oder ein anderer diesen Fall bearbeitet, wird seine Entscheidungen nicht beeinflussen.“
    „Aber ...“
    „Kommt. Ich gehe den Raum untersuchen, in dem die Maschine stand. Ihr könnt mich begleiten.“
    Cristof schnaubte verächtlich.
    „Was ist mit Taya? Sie darf nicht fliegen und arbeitet in dieser Zeit als meine Assistentin.“
    „Ach ja?“ Der Leutnant warf den beiden einen rätselhaften Blick zu. „Wartet draußen auf mich und sagt auch Mr. Wycomb Bescheid, dass er mit uns kommen soll.“
    „Mr. Wycomb?“ Nun verstand Taya gar nichts mehr.
    „Lars“, erklärte Cristof, indem er ihr die Tür aufhielt.
    ***
    Vor der Tür zum Institut für Wissenschaft und Technologie wachten Liktoren, wüst beschimpft von Isobel und Emelie, die Einlass begehrten, was die Wachen überhaupt nicht zu hören schienen. Der dunkelhaarige Victor stand etwas abseits und ließ den Blick über die Treppenstufen und das angrenzende Hochschulgelände schweifen. Als er die kleine Gruppe um Leutnant Amcathra näher kommen sah, hob er grüßend die Hand.
    „Was ist hier Sache, Vic?“ Lars nahm die Treppe im Eiltempo, immer zwei Stufen auf einmal.
    „Wenn sie die Maschine in Kisten verladen und hinausgetragen haben, dann hier entlang. Von hier bis zum Tor der Hochschule ist es eine gerade Strecke“, sagte Victor. „Dazu hätte man Dutzende von Männern gebraucht. Einen Wagen schafft man hier aber nur her,

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