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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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Wand, um ihre Schultern zu massieren. „Aber was für eine düstere Philosophie du vertrittst!“
    „Wie kann ein Philosoph in dieser Stadt anders als düster sein?“ Amcathra wartete, bis der Rest der Gruppe sie eingeholt hatte.
    „,Der Falke vermag die Wiesen und Bäche zu sehen, die hinter dem dunklen Wald liegen ‘ “, zitierte Taya auf Demikanisch.
    „,Auch wenn die Sonne auf die Berge scheint, so verharren ihre Gipfel doch, wie auch mein Herz, in Eis und Schnee erstarrt ‘ , konterte Amcathra in derselben Sprache.
    „Das war ein gutes Zitat!“ Taya wechselte wieder zu ihrer Sprache. „Damit hast du gewonnen, denn ich kann nichts erwidern, dazu kenne ich zu wenige Gedichte in deiner Sprache. Ich fand nur die Zeile mit dem Falken so schön.“
    „Eine Ikarierin hält ihren Blick immer auf den Horizont gerichtet, vielleicht kann man da gar nicht anders, als optimistisch zu denken. Diejenigen unter uns, die nicht so hoch fliegen, haben weniger Glück.“ Als sich der Rest der Gruppe auch eingefunden hatte, machte sich Amcathra auf den Weg den Flur hinunter, die blauen Augen unablässig in Bewegung. Ihm entging kein Fleck am Boden und an den Wänden, wobei er immer mehr Ähnlichkeit mit seinen Verwandten, den Jägern, bekam.
    Lars wies ihn auf die Spuren an den Wänden hin, die er vor dem Maschinenraum des Prototypen gefunden hatte, einen Hinweis, den die Programmierer mit eifrigem Gemurmel kommentierten. Isobel reichte Amcathra ihren Schüssel, der die Tür aufschloss, nachdem er sich Holz und Rahmen noch einmal genau angesehen hatte.
    Tayas erster Eindruck war der eines großen, vollkommen leeren Raums. Rasch entdeckte sie aber Abnutzungsspuren an den Wänden, hier und da ein kurzes Stückchen Draht, eine kleine Schraube, die auf dem Boden lag. Dicke Schläuche ragten durch ein Loch in der Wand in den Raum und endeten in einem Wasserfall aus nackten Kabeln.
    „Wir brauchen Licht“, sagte Amcathra.
    „Einen Augenblick.“ Lars eilte den Flur hinunter und kam kurz darauf auch schon mit einer Öllampe zurück, die er aus einem der Labors geholt hatte. Schnell war sie entzündet und dem Leutnant übergeben.
    „Ihr bleibt hier!“ Amcathra nahm sich Zeit. In aller Ruhe drehte er eine Runde durch den Maschinenraum und kauerte sich immer wieder hin, um den Boden zu untersuchen. Cristof hockte sich in den Türeingang, und Taya lehnte sich auf die Krücken gestützt hinter ihm an den Türrahmen. Der Rest der kleinen Truppe drängte sich dicht um sie, versuchte, über Cristofs Schultern hinweg möglichst viel mitzubekommen.
    „Wieweit hast du dich hier schon umgesehen?“, wollte Cristof von Lars wissen.
    „Gar nicht. Ich habe lediglich die Tür aufgemacht, einen Blick in den Raum geworfen und festgestellt, dass die Maschine weg ist. Warum?“
    „Solltest du irgend etwas im Raum zurückgelassen oder daraus mitgenommen haben, dann musst du das dem Leutnant sagen.“
    „Ich glaube, ich bin noch nicht einmal hineingegangen. Vielleicht einen Schritt oder zwei, weil ich so verblüfft war. Aber das war es dann auch schon.“
    „Sie haben die Maschine in strohgefüllte Kisten verpackt“, gab Amcathra bekannt. „Ich sehe Nägel, Holzsplitter und Strohhalme. Ist das sicher für eine Maschine?“
    Lars nickte. „Im großen und ganzen schon. Irgendwelche Ölspuren?“
    „Ein paar Tropfen, ja.“
    „Wahrscheinlich haben sie die einzelnen Teile in ölgetränkte Tücher eingeschlagen, ehe sie sie verpackt haben. So hätte ich es jedenfalls gemacht.“
    „Die Kisten könnten ein Feuerrisiko darstellen“, bemerkte Amcathra.
    Die Programmierer sahen einander an.
    „Ein guter Spürhund – könnte der dem Geruch von Öl nachgehen?“, wollte Cristof wissen.
    „Ich gehe davon aus, dass sie die Kisten draußen auf einen Wagen verladen haben“, sagte Victor. „Ein Hund verliert da nach einer Weile die Spur.“
    „Einen Versuch ist es trotzdem wert.“ Amcathra war stehengeblieben, hockte sich hin und hielt die Laterne dicht über den Boden.
    Beeindruckt sah Taya zu, wie er die Laterne nach einer Weile sorgsam einen halben Meter entfernt von sich abstellte und sich auf den Bauch fallen ließ, um sich eine Stelle am Boden aus nächster Näher anzusehen. Noch nie hatte sie einen Mann erlebt, der sich so wenig Gedanken um seine Würde machte! Dachte man sich allerdings Amcathras Uniform weg, wischte den schwarzen Liktorenstreifen ab und stellte sich den Mann in die Felle und das Leder eines demikanischen Jägers

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