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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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Eltern starben! Ich habe zu ihm aufgesehen, als sei er mein eigener Bruder, und nach meiner Heirat habe ich ihn in meinem Haus willkommen geheißen, er hat an meinem Tisch gegessen – und mich betrogen!“
    Verständnisvoll nickend sah Taya der Erhabenen zu, die erregt im Zimmer auf und ab ging. Viera hatte kurz vorher in Tayas Beisein Medizin eingenommen, aber die schien noch nicht viel zur Beruhigung ihrer Nerven beizutragen.
    „Ich mache Euch aus Eurem Zorn keinen Vorwurf“, sagte Taya. „Alister hat eine Menge Leute betrogen.“
    Endlich ließ sich Viera auf ein Sofa sinken und rieb sich mit einem Taschentuch die Augen trocken.
    „Ich wünschte, er wäre mit Caster gestorben“, sagte sie. „Irgendwie war es einfacher, als beide noch als Opfer galten. Herausfinden zu müssen, dass er meinen Mann getötet hat ... das ist, als würde ich ihn noch einmal verlieren.“
    Taya fragte nicht nach, wer mit „ihn“ gemeint war. Mühsam stemmte sie sich aus ihrem Sessel hoch und humpelte durch das Zimmer, um sich neben Viera zu setzen.
    „Ich wünschte, ich könnte irgendwie helfen. Es tut mir leid, dass ich soviel Kummer über Euch gebracht habe.“
    Seufzend schüttelte Viera den Kopf.
    „Es ist nicht deine Schuld. Ich bin froh, dass du Alister erwischt hast. Ich finde es fürchterlich, aber ich bin froh darüber.“
    Taya nickte. Sie verstand genau, wie Viera das meinte.
    „Du darfst dich nicht von mir fernhalten“, fuhr Viera fort. „Ich habe schon zu viele Menschen verloren.“
    „Solange Ihr meine Besuche wollt, werde ich kommen“, versprach Taya.
    Wenig später ging sie, schwermütig und traurig. Was wäre passiert, hätte sie sich auf Alisters Täuschungsvorschläge eingelassen und so getan, als hätte er die Detonation wie durch ein Wunder überlebt? Viera und Cristof wären jetzt glücklicher, und Alister hätte keine Todesstrafe zu erwarten. Nein! Energisch schob sie solche Überlegungen beiseite. Früher oder später wäre die Wahrheit ans Licht gekommen und hätte sie alle vernichtet. Geheimnisse von solcher Tragweite ließen sich unmöglich ewig wahren, und sie hätte sich zur Komplizin von Alisters Verbrechen gemacht.
    „Taya!“
    Sie sah auf und entdeckte Cassi hoch oben auf einem Kutschbock, die Ondiumflügel glitzerten hell im Licht der Nachmittagssonne. Erfreut humpelte Taya zur Kutsche hinüber: Ihre Freundin hatte es geschafft, Gregor und Blitz aufzutreiben.
    Cassi hüpfte vom Bock und umarmte sie rasch und vorsichtig, um Taya nicht zu stark gegen den Kiel ihrer Rüstung zu drücken.
    „Ich habe deine Nachricht erhalten, brauchte allerdings eine Weile, um dich zu finden!“, verkündete sie fröhlich. „Unterwegs bin ich deinem Erhabenen über den Weg gelaufen, und der meinte, du wärst entweder hier oder in irgendeiner Kneipe, wo diese Lochjockeys rumhängen. Er befahl mir, darauf zu achten, dass du dein Bein schonst und nicht zuviel läufst, also habe ich dir deinen Lieblingskutscher besorgt.“
    „Danke!“ Taya wandte sich an Gregor. „Ist es möglich, dich für einen Tag oder zwei anzuwerben?“
    „Natürlich.“ Der Kutscher lächelte.
    „Das ist nett. Wenn ich nicht genug Geld bei mir habe ...“
    „Das klären wir später.“ Gregor glitt vom Bock, öffnete die Kutschentür und ließ die Einstiegstreppe klappernd aufs Pflaster fallen.
    „Pyke versucht, deine Flugausrüstung abzuholen“, sagte Cassi. „Sein Onkel arbeitet in der Reparaturwerkstatt, er hat bessere Chancen, sie zu kriegen als ich. Er sagt, er bringt sie dir zum Horst, wenn alles gutgeht.“
    „Danke. Ich habe diese Krücken satt.“
    „Geflogen wird aber nicht!“, mahnte Cassi streng. „Wenn die genähte Wunde aufreißt, bleibt eine hässliche Narbe.“
    „Eine hässliche Narbe bleibt mir so oder so.“ Taya hatte sich auf das Treppchen gesetzt, wodurch die Droschke leicht ins Wanken geriet, und legte ihre Krücken auf der Straße ab. „Ich will auch nicht fliegen, ich möchte einfach nur ein bisschen leichter sein, sonst kriege ich von diesen Dingern bald blaue Flecke unter den Armen!“
    „Gute Idee! Aber ich muss dir was sagen. Ich traf also deinen Erhabenen Forlore unten bei einem der Tore, und da hat er mich doch glatt zu einer Tasse Tee eingeladen! Ich dachte, er wolle sich nur bei mir wegen gestern bedanken, aber kaum saßen wir in der Teestube, als er auch schon anfing, Fragen zu stellen.“ Grinsend kauerte sich Cassi neben den Kutschtritt auf die Straße. „Eigentlich schien er es

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