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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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hast dich nur verteidigt.“ Cristof machte sich wieder an die Arbeit. Seine langen Finger zogen geschickt an den Netzsträngen. „Es ist seine Schuld, weil er sich mit einem Alzaner eingelassen hat. Als Mann aus Demikus hätte er wissen müssen, dass man von solchen Typen die Finger lässt.“
    Taya nahm ihr Messer wieder auf. Sie fühlte sich nur wenig getröstet. „Dann mögt Ihr keine Alzaner?“
    „Die Hälfte aller Alzaner in Ondinium sind Spitzel, vielleicht auch mehr.“ Cristof sägte einen weiteren Strang durch. „Es überrascht mich nicht, dass sie hinter einem funktionstüchtigen Flugapparat her sind. Damit können sie so viel Geld verdienen wie mit der Entführung eines Königs.“
    Über diese Worte musste Taya erst einmal nachdenken, während sie weiter am Netz herumsägte. Natürlich wusste sie, dass ihre Flügel wertvoll waren, hatte aber bislang noch nie darüber nachgedacht, dass Diebe Interesse daran haben könnten. „Glaubt Ihr, sie waren gezielt auf der Suche nach Flügeln?“
    „Sie hatten ein Netz dabei. Nicht gerade die Standardausrüstung eines Banditen. Wusste jemand, dass du heute abend in Tertius sein würdest?“
    Eins nach dem anderen gaben die Metallseile nach. „So etwa die ganze Gegend“, seufzte Taya. „Ich war auf der Hochzeit meiner Schwester.“
    Cristof schwieg, und auch Taya arbeitete schweigend weiter. Dass ihr Blut über die Hände lief und auf den Tisch tropfte, beachtete sie dabei nicht weiter.
    Es schien also durchaus möglich, dass die beiden Männer gezielt Jagd auf sie gemacht hatten, eine Vorstellung, die Taya überhaupt nicht behagte. Hatten die Diebe Wind davon bekommen, dass sie in voller Montur zur Hochzeit erscheinen wollte? Aber was, wenn ja? Was weiter? Hatten sie gewartet, bis sie sicher sein konnten, dass sie das Fest ohne Begleitung verließ? Hatten sie erraten, dass eine Ikarierin am einfachsten vom Turm am großen Markt aus startete? War es denn so simpel vorauszuahnen, was sie als nächstes tun würde?
    Sie hätte die Pläne der drei Gangster ohne weiteres durcheinanderbringen können, indem sie etwas völlig Unerwartetes tat. Aber wieso hätte sie das tun sollen? Niemand bedrohte und verletzte Ikarier! Sie waren die Boten und Rettungsmannschaften Ondiniums, das Alarmsystem der Stadt, und sie brachten dazu auch noch Glück.
    Natürlich waren die drei Ausländer, grübelte sie weiter. Ihnen fehlte die Ehrerbietung, die die Bürger Ondiniums ihren geflügelten Boten entgegenbrachten.
    Da – ein Ruck ging durch die Flügel, der Netzboden war weit genug aufgeschnitten. Taya griff nach dem Geschirr, ehe sich der gesamte Apparat hinauf zur Decke aufmachen konnte, während Cristof eines der durchtrennten Drahtseile mit dem Geschirr verknüpfte, bis die Ausrüstung wieder über dem Tisch schwebend verankert war.
    „So schlecht sieht das alles gar nicht aus!“ Zufrieden untersuchte Taya ihre Flügel. Das Netz hatte sie aus der Halterung gerissen, in die sie eingerastet gewesen waren, was eventuelle Schäden an den Scharnieren bedeutete. Das würde sie erst sagen können, wenn sie sie anprobierte. Liebevoll strich sie über die Metallfedern, zog an einigen. Sie schienen alle noch sicher am Flügelrahmen befestigt.
    Auf der anderen Tischseite tat Cristof dasselbe. Er hatte die Stirn gerunzelt und wirkte sehr konzentriert, während seine dreckigen Finger rasch und geschickt Sitz und Verankerung jeder einzelnen Feder prüften. Er schien genau zu wissen, worauf es ankam.
    Taya musterte ihn verstohlen. Cristofs Gewand war schmucklos und abgetragen, ein richtiger Handwerkermantel eben. Der Erhabene trug weder Ringe noch Ketten, keine Brosche am Revers, im kurzen, schwarzen Haar keine Juwelen. Selbst seine Brillengläser saßen in einem gewöhnlichen Gestell aus Silberdraht. Nichts an seiner Erscheinung ließ ahnen, dass er mehr war als ein normaler Handwerker der Famulatenkaste – bis auf die geschwungenen blauen Wellen auf seiner Wange.
    „Der Mann ist gar nicht mal unhübsch“, dachte Taya. „wenn man erst mal den Gegensatz zwischen den Kastenzeichen und seiner schlichten Kleidung verdaut hat.“ Immerhin blieben außer den Wellen ja noch die feinen Gesichtszüge eines Erhabenen, die kupferfarbene Haut, das glänzende, wenn auch wirklich sehr lieblos geschnittene schwarze Haar. Andererseits wirkte er fast zu dünn, trug kein überflüssiges Gramm Fett am langen, mageren Körper, und die grauen Augen – ungewöhnlich bei einem Erhabenen. Irgendwo floss

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