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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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ihr auf den Lippen, als sie erkannte, dass sich keines der drei Kleinen durch die harschen Worte beeindrucken ließ.
    „Wir haben sie dir saubergemacht!“, piepste das kleine Mädchen.
    „Ach ja?“ Cristof trat vor. Der Ausdruck, mit dem er die Stufen begutachtete, zeugte von tiefem Widerwillen. „Das soll sauber sein?“
    „Ja! Ja!“ Der Rock aus Flicken bauschte sich um die Beine des Mädchens, als die Kleine sich hinhockte, um mit der Hand über die oberste Stufe zu fahren. Triumphierend streckte sie ihm die Finger hin. „Hier! Kein Schmutz!“
    Taya biss sich auf die Lippen. Genau wie ihre eigenen Hände starrten die Finger des kleinen Mädchens nach dem Ballspiel vor Dreck. Aber die Ladentreppe, auch wenn sie insgesamt grau wirkte, ließ die feine Rußschicht vermissen, die einen Großteil der Straße bedeckte.
    „Verstehe.“ Cristof warf den beiden Buben einen skeptischen Blick zu. „Ich nehme an, ihr habt eure Schwester ganz allein schuften lassen.“
    „Nein! Wir haben drei Besen.“ Der jüngere der beiden wies auf die Reisigbesen am Fuß der Treppe. „Wir haben uns abgewechselt.“
    „Jetzt erwartet ihr wohl, dass ich euch dafür belohne, was?“
    „Wäre bloß fair“, antwortete der Junge.
    Cristof heftete den strengen Blick auf das älteste der Kinder. „Was hast du dazu zu sagen?“
    „Sechs Pennies für das Fegen und einen, weil wir deine Kundin zum Bleiben überredet haben, obwohl du nicht hier warst.“
    „Ich bezweifle, dass sie eine Kundin ist“, knurrte Cristof ungehalten, während er in seiner Manteltasche wühlte. Er zählte jedem der Jungen zwei Pennies in die Hand, danach drei in die ihrer kleinen Schwester.
    „Danke, Sir.“
    „Danke, Mister Uhri!“
    „Bis morgen dann, Sir.“
    Die drei schnappten sich ihre Besen und eilten davon, wobei sie Taya zum Abschied fröhlich zuwinkten. Taya winkte zurück, ehe sie sich mit hochgezogenen Brauen an Cristof wandte.
    „Mister Uhri?“
    Er kniff die Augen zusammen. „Jessica hat es nicht so mit den langen Wörtern.“
    „Ich finde es niedlich, Erhabener. Dann reden die Kinder Euch nicht mit Eurem Titel an?“
    „Meinen Titel bekomme ich von den Erwachsenen der Gegend oft genug zu hören.“ Ungeschickt fummelte Cristof mit den Schlüsseln herum, ehe ihm Taya das Bündel abnahm, das nach Räucherfleisch und eingelegten Gurken roch. Er bedankte sich mit einem Grunzen, drehte den Schlüssel im Schloss, drückte die Tür auf und drehte das Schild um, so dass der Laden nun auch von außen sichtbar wieder als geöffnet gelten konnte. Taya trat ein, im dämmrigen Ladeninnern vom lauten Surren und Ticken begrüßt.
    „Was willst du?“, erkundigte sich Cristof barsch, indem er Taya sein Mittagessen wieder abnahm. „Wo sind deine Flügel?“
    „Ich bin nicht im Dienst.“ Plötzlich fand Taya es gar nicht mehr so einfach, den Uhrmacher nach der vergangenen Nacht zu fragen. Das Geplänkel auf der Treppe hatte sie an ihren Verdächtigungen zweifeln lassen. Widerliche Blagen, ja? Ihr konnte er nichts vormachen! Sie beschloss, in die Offensive zu gehen. „Warum wart Ihr so unhöflich zu diesen Kindern?“
    „Weil ich ein rüpelhaftes Individuum bin.“ Cristof schob einen großen Schaltplan beiseite, um auf dem Tisch Platz zu schaffen. Dann machte er sich daran, das mitgebrachte Essen auszupacken. Eine Lage speckiger Folie nach der anderen wurde entfernt, bis die Räucherwurst und die Gurken zum Vorschein kamen, die Taya bereits gerochen hatte, dazu ein blasses Stück Käse. Taya lief das Wasser im Munde zusammen. Außer Tee hatte sie zum Frühstück nichts zu sich genommen. Sie musste sich auf jeden Fall noch etwas zu essen besorgen, ehe sie zum Horst zurückkehrte.
    Cristof tauchte hinter den Vorhang, hinter dem er auch in der vergangenen Nacht verschwunden war, als er die Waschschüssel geholt hatte.
    Währenddessen knöpfte Taya ihren Mantel auf und sah sich um. Die Vögel schwebten immer noch von Bindfäden gehalten über ihrem Regalbrett, und auch sonst schien wenig verändert, nur dass die Läden vor den Werkstattfenstern geöffnet waren. An den Fenstern selbst klebte allerdings soviel Ruß, dass auch jetzt kaum Licht in den kleinen Raum drang.
    Neugierig reckte sie den Kopf, um sich den Plan anzusehen, den Cristof beiseite geschoben hatte. Irgendwie sah er aus wie eine Skizze der einzelnen Stadtsektoren.
    Rasch schob sie ihn sich so zurecht, dass sie ihn genau betrachten konnte.
    Es handelte sich um einen Plan der Drahtfähre,

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