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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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Diplomaten. Die meisten Ondianer zieht es nicht in die Luft.“ „Bis auf Alister“, dachte sie amüsiert.
    „Die, die es hinaufzieht, werden bei der großen Prüfung erkannt und den Ikariern zugeteilt.“
    „Habt Ihr vor, Ariq die Prüfung ablegen zu lassen?“
    „Oh nein.“ Viera wirkte unkonzentriert. Nachdem sie einen Augenblick lang wortlos dagestanden hatte, setzte sie sich. „Taya, du hast doch bestimmt gehört, dass man den Zerrissenen Karten die Schuld für den Absturz meiner Gondel gibt, oder?“
    „Ja.“
    „Ich muss mich einfach fragen, ob das Attentat nicht meinem Ehemann galt. Eigentlich hätte er in der Kabine sitzen sollen, nur dauerte seine Ratssitzung länger als geplant.“
    „Hätten die Zerrissenen Karten denn Grund, ihn anzugreifen?“
    „Ich kann mir keinen vorstellen.“ Viera wirkte besorgt. „Caster ist einer der konservativsten Dekaturen im Rat und wendet sich stets gegen den übermäßigen Gebrauch von Programmen. Eigentlich müsste das den Beifall der Zerrissenen Karten finden. Aber zu denken, dass sie mich umbringen wollten, ist unlogisch. Ich habe doch gar keine Stimme im Rat.“
    „Eventuell war es ein willkürlicher Terrorakt. Oder die Liktoren irren sich, und es waren gar nicht die Zerrissenen Karten.“ Taya erinnerte sich an eine der Fragen, die Cristof ihr nach dem erfolglosen Raubüberfall gestellt hatte. „Wusste denn jemand davon, dass Ihr alle drei in der Gondel sitzen wolltet?“
    „Wir wollten gar nicht alle drei drinsitzen. Die Fahrt stand schon seit Wochen auf Casters Programm. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass Caster vom Turm herunterkommen und sich mit uns in einer Galerie treffen sollte. Dort stellt eine Freundin von uns gerade ihre Bilder aus, und wir hatten eine private Besichtigung vereinbart.“ Viera seufzte. „Caster deutete schon am Morgen an, dass die Sitzung länger dauern könnte, also fuhr ich mit Ariq zum Turm, um zu fragen, wann er denn frei wäre. Als klarwurde, dass das so schnell nicht der Fall sein würde, sind Ariq und ich allein wieder heruntergefahren. Aber wenn alles nach dem ursprünglichen Plan gelaufen wäre, hätte er allein in der Kabine gesessen.“
    „Hat Euer Mann schon einmal daran gedacht, einen Leibwächter einzustellen?“
    „Dazu ist er zu stolz. Er hat zusätzliche Liktoren zum Schutz der Familie bestellt, aber für sich allein möchte er keine besonderen Maßnahmen treffen.“
    „Ich weiß auch nicht recht, was ich von der Sache halten soll“, entschuldigte sich Taya. „Auch für das Feuer in der Raffinerie macht man die Zerrissenen Karten verantwortlich. Vielleicht war es einfach nur ihr Tag des Terrors.“
    „Dir ist im Umkreis der Fähre also nichts Verdächtiges aufgefallen?“
    „Nein. Ich habe aber auch nicht danach Ausschau gehalten. Es war reiner Zufall, dass ich mich gerade vor Ort aufhielt.“
    Viera seufzte. „Ich muss mich entschuldigen, ich will dich wirklich nicht mit meinen Sorgen belasten. Ich dachte nur einfach ...“
    „Ich sage sofort Bescheid, wenn mir etwas zu Ohren kommt, das Euch weiterhelfen könnte“, versprach Taya, wie sie es auch schon Amcathra versprochen hatte. Einen Atemzug lang kam ihr Cristofs Plan mit den Drahtfährenzeiten in den Kopf. All die Bleistiftmarkierungen ... aber nein: Cristof würde seiner Cousine nie etwas zuleide tun.
    Auch Alisters Worte fielen ihr ein: „Caster aber ist Traditionalist. Er billigt es nicht, dass Cristof sich nicht an die Sitten unserer Kaste hält. Selbst Viera hat Angst, mein Bruder könnte Ariq Flausen in den Kopf setzen.“
    Nein – das war unfair, das durfte sie gar nicht denken. Sie hatte Cristof befragt, hatte ihn unverhohlen eines Verbrechens bezichtigt, woraufhin er ihr eine vollkommen plausible Erklärung für sein Tun geliefert hatte! Dass er Exzentriker war, machte ihn noch lange nicht zum Mörder.
    „Danke.“ Viera erhob sich. „Nun überlasse ich dich wieder deinen Bewunderern. Unser Alister hofft bestimmt auf einen Tanz nach dem Essen.“
    „Wie ist Alister?“, fragte Taya, als die beiden den Festsaal betraten, bemüht, möglichst unschuldig zu klingen.
    „Alister ist unmöglich!“ Liebevoll, aber auch mit einer gewissen Missbilligung schüttelte Viera den Kopf. „Er flirtet unglaublich gern, da ist er unverbesserlich. Eigentlich hätte er längst heiraten müssen, aber seit sie ihn zum Dekatur ernannt haben, verbringt er all seine Zeit mit seinen Programmierern oder oben beim Rat. Früher, als er nichts anderes als

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