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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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einen schnellen Seitenblick zu. Hatte sie sich verhört, oder war in der Stimme des älteren Mannes wirklich so etwas wie leise Kritik angeklungen? Widerstrebend gab Alister ihre Hand frei, aber während sie die beiden Octavus von einem Dekatur zum nächsten führten, spürte sie die ganze Zeit seinen Blick im Rücken.
    Alisters Berührung hatte sie so verwirrt, dass sie all die vielen Namen, die ihr genannt wurden, kaum verstand. Herrin, sah der Mann gut aus!
    Erst als Taya dem gesamten Rat von Ondinium vorgestellt worden war, gelang es Viera, sie wieder für sich zu beanspruchen und aus dem Saal zu führen.
    „Ich habe Ariq versprochen, dass du ihn heute kurz besuchst“, erklärte die Erhabene.
    „Ich freue mich, ihn wiederzusehen.“ Taya folgte Viera durch eine kleine Seitentür. „Wie geht es ihm denn? Freut er sich auch? Auf unserem gemeinsamen Flug hatte er solche Angst.“
    „Da war er nicht der einzige.“ Viera zwinkerte Taya zu. „Auch ich hatte unglaubliche Angst. Bei Ariq hat es Stunden gedauert, bis er sich wieder beruhigt hatte und anfing zu genießen, wie sehr alle um ihn bemüht waren. Seitdem gibt er mit eurem gemeinsamen Flug an. Seine Tränen hat er inzwischen vergessen, so scheint es zumindest.“
    „Ich bin froh, dass es ihm so gutgeht.“
    „Ich auch! Du siehst übrigens wunderschön aus, Taya Ikara. Ist das ein Ikarierkleid? Etwas Ähnliches habe ich nie zuvor gesehen.“
    Leicht verlegen sah Taya an sich herunter. „Ja, das ist ein Ikarierkleid.“
    „Es steht dir wunderbar. Ich wünschte, mir stünde es frei, auch einmal etwas anderes zu tragen als diese ewigen Stoffbahnen.“
    Taya warf ihr einen raschen Blick zu. Wie die anderen Frauen im Saal trug Viera verschiedene dünne Seidengewänder in kontrastierenden Farbschattierungen, deren Säume jeweils ihre Knöchel berührten, übereinander. Diese leichten Festgewänder waren kürzer als die Roben, die die Erhabenen in der Öffentlichkeit trugen und bei denen der Saum stets über den Boden schleifte. Kürzere Gewänder eigneten sich besser zum Tanzen. Bei Viera erstrahlte das äußere Gewand in leuchtendem Blau, die Roben darunter in einem satten Goldton sowie Karmesinrot.
    „Hätte ich im Fliegeranzug mit Flügeln zu Euch kommen können, so hätte ich es getan“, gestand Taya.
    „Ja, und jeden einzelnen Mann hier schwer enttäuscht!“, gab Viera zurück.
    Die beiden Frauen gelangten durch einen kleinen Flur zu einer Treppe, die hinauf in die privaten Wohnräume des Anwesens führte. Ariq saß in seinem Kinderzimmer, wo ihm sein Kindermädchen aus der Kaste der Famulaten etwas vorlas.
    „Mama!“ Mit einem Freudenschrei stürzte sich der kleine Bub in die Arme seiner Mutter. „Wie wunderschön du heute abend aussiehst!“
    Viera umarmte ihn herzlich, ehe sie ihn so drehte, dass er auch Taya sehen konnte.
    „Sieh nur, Ariq, das ist Taya Ikara, die Frau, die uns gerettet hat! Ich hatte dir versprochen, sie zu dir zu bringen, ehe du schlafen gehst.“
    Ariq musterte Taya mit unverblümter Neugier.
    „Wo sind deine Flügel?“
    „Die habe ich für das Fest abgelegt.“ Taya kniete sich nieder, im Geiste das Korsett verfluchend, das es ihr unmöglich machte, sich zu dem Kind herunterzubeugen. „Ich freue mich, dich wiederzusehen, Ariq.“
    Viera stieß den Kleinen sacht an, der daraufhin brav die Hand ausstreckte.
    „Vielen Dank dafür, dass du mich gerettet hast“, sagte er ernsthaft.
    „Gern geschehen.“ Ebenso ernsthaft schüttelte Taya die kleine Hand. „Vielleicht können wir irgendwann einmal wieder zusammen fliegen, wenn deine Eltern es erlauben.“
    „Vielleicht ...“ Das kam allerdings sehr zögernd. Taya lächelte Viera zu, die ihren Sohn lachend küsste, ehe sie sich zum Gehen wandte.
    „Gute Nacht, Liebling. Tu, was deine Gouvernante dir sagt.“
    „Gute Nacht, Mama.“
    Viera führte ihren Gast zurück in die unteren Räume, wobei sie in einem Vorzimmer Halt machte, um zwei Gläser goldenen Wein einzuschenken.
    „Könntest du ihn wirklich mit zum Fliegen nehmen?“, erkundigte sie sich.
    „Wir haben Trainingsflügel und Führungsgeschirre für den Unterricht der kleinsten Schüler.“ Vorsichtig nahm Taya den Kristallkelch entgegen, wusste sie doch nur zu genau, was Cassis Neffe sagen würde, sollte sie Wein auf seinem kostbaren Kleid verschütten. „Es gibt sogar einen Satz Flügel für Erwachsene, für Gäste, die es gern einmal mit dem Fliegen versuchen wollen. In der Regel sind das ausländische

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