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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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immer in schweren Handschuhen steckten, über beide Wangen. Was tun? Eigentlich kam nur eins in Frage: Sie musste sofort zu den Liktoren gehen und denen mitteilen, was sie im Garten der Octavus gehört hatte. Leutnant Amcathra würde sie sicher anhören.
    Aber wenn sie mit Amcathra redete, wandte der sich bestimmt gleich an Cristof, um sich Klarheit zu verschaffen, und dann zog die Angelegenheit unweigerlich immer weitere Kreise, von denen einer früher oder später auch bei Alister ankam. Taya verzog das Gesicht. Natürlich würde der Dekatur auf die eine oder andere Art in die Geschichte hineingezogen werden, wenn sein Bruder ein Mörder war. War es da nicht besser, erst einmal Alister zu informieren? Damit er die Chance bekam, den Schaden klein zu halten, den der Name seiner Familie nahm?
    „Alister ist Dekatur. Er steht über den Liktoren.“
    Kurz entschlossen suchte sie sich eine offene Seitenstraße, breitete die Flügel aus und lief los.
    ***
    „Herein!“
    Taya öffnete die Tür. Alister saß an seinem Sekretär in der Zimmermitte, wo er die reparierte Standuhr sowie einige Bücherhaufen beiseite geschoben hatte, um Platz für einen Stapel Papiere zu schaffen, denen er sich gerade angelegentlich widmete. Seine Ebenholzmaske lehnte an einem Tischbein.
    Als er sah, wer gekommen war, schob er lächelnd seinen Stuhl zurück und stand auf.
    „Wie ich befürchtet hatte: Aus dem Schwan ist wieder ein Falke geworden. Guten Morgen. Kommst du mich besuchen? Mit einem Paar Flügeln für mich, damit wir zusammen am Himmel tanzen können?“
    Taya ignorierte den fröhlichen Flirt und kam zur Sache. „Ich bringe Nachrichten. Pins wurde letzte Nacht ermordet.“
    Alisters Lächeln verblasste. Taya stand schon mitten im Zimmer, als ihr wieder einfiel, wo sie war und bei wem. Hastig legte sie die Hand an die Stirn, um sich zu verbeugen. An diesem Tag feierten sie kein Fest mehr, es ging um ernsthafte Dinge.
    „Du warst bei ihr? Nachdem ich dir gesagt hatte, dass sie gefährlich ist?“
    „Ich musste sie aufsuchen. Ich weiß, Ihr wolltet nicht, dass ich hingehe, aber ich musste in Erfahrung bringen, ob und wie sie mit der Geschichte zusammenhängt.“ Taya hob den Kopf, um Alister in die Augen sehen zu können. „Sie ist tot. Jemand hat sie letzte Nacht umgebracht.“
    Der Dekatur setzte sich wieder.
    „Erzähl mir alles, was du weißt.“
    Taya berichtete ihm von dem Gespräch, das sie mit Pins ’ Nachbarn geführt hatte. Alister hörte kopfschüttelnd zu, die grünen Augen dunkel vor Besorgnis. Wenn er sie so ansah, ernsthaft und ganz und gar nicht umwerfenden Charme versprühend, konnte sie schon eher eine Ähnlichkeit zwischen ihm und Cristof entdecken. Beide hatten eine spürbare Intensität an sich, konnten sich sehr konzentrieren. Nur, dass Alister seine Energie benutzte, um Menschen mit seinem Charme zu betören, während Cristof damit Leute abschreckte. „Deswegen bin ich zu Euch gekommen“, beendete Taya ihre Ausführungen. „Ich fand, Ihr solltet das wissen. Der Rat hatte ein Auge auf die Frau, sagtet Ihr?“
    „Ja. Es bestand der Verdacht, sie könne mit den Zerrissenen Karten unter einer Decke stecken. Du weißt doch, wofür die Karten eintreten, oder?“
    „Die Karten sind maschinenfeindliche Terroristen und glauben, dass durch den Gebrauch von analytischen Maschinen und entsprechenden Programmen unsere Freiheiten beschränkt werden.“
    „Ja.“ Alister warf einen Blick auf die Pergamente auf seinem Tisch. „Ich las gerade den Report über das Drahtfährenunglück. Man hat in einer der Schweißnähte eine zerfetzte Lochkarte entdeckt, die dort hineingehämmert wurde. Das ist ihr Zeichen.“
    „Wie seht Ihr die Sache: Hatten sie es auf den Dekatur abgesehen oder auf Eure Cousine?“
    „Höchstwahrscheinlich auf Caster. Es war reiner Zufall, dass statt seiner Viera und Ariq im Wagen saßen.“
    „Aber warum sollten die Zerrissenen Karten ihn hassen?“
    Alister seufzte.
    „Im Rat steht demnächst eine wichtige Abstimmung an. Caster war anfangs gegen den Vorschlag, über den abgestimmt werden soll, hat seine Meinung aber revidiert und wird ihm zustimmen. Sein Einfluss unter den Dekaturen ist groß. Vielleicht haben die Zerrissenen Karten irgendwie Wind von seinem Sinneswandel bekommen.“
    „Worum geht es bei der Abstimmung?“
    „Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen darf.“
    Taya biss sich auf die Lippen. Da war wieder der Unterschied zwischen ihren Kasten. Alister, der erkannt hatte, wie

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