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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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verstrichen die Stunden. Durch die Zellentür hörte sie Stimmen, verstand aber nicht, was gesprochen wurde. Ein paarmal stand sie auf und streckte sich, rieb die schmerzenden Handgelenke und hockte sich wieder hin, den Rücken gegen die Wand gelehnt. Die Handschellen saßen zu eng, immer schärfer bohrten sich die Kanten in ihr Fleisch. Eine Zeitlang betete sie, einer Litanei gleich, die Beweise herunter, die sie gegen Cristof vorbringen konnte. Dann dachte sie über Pykes bissige Worte über Erhabene nach und fragte sich, ob man ihr überhaupt eine Chance geben würde, sich zu verteidigen. Am schlimmsten war es, an Alister zu denken und daran, was sie ihm alles hätte sagen sollen, ehe sie sich trennten. Das stimmte sie so traurig, dass sie lieber wieder in Gedanken gegen Cristof wütete. Cristof mit all seinen schönen Reden über Erhabene und Bürgerrechte! Der keine Sekunde lang gezögert hatte, seine Kastenprivilegien zu nutzen, um ihr den Mund zu verbieten.
    Das Licht in der Zelle wollte gerade schwinden, als endlich die Tür aufging. Cristofs Gestalt zeichnete sich gegen das Licht ab, das vom erleuchteten Flur aus hereindrang. Der Erhabene musterte Taya einen Augenblick lang aufmerksam, ehe er die Zelle betrat. Er wirkte erschöpft und magerer denn je; das kurze Haar stand ihm wirr zu Berge, und neben seinem Mund hatten sich tiefe Falten eingegraben.
    „Wag es nicht, nach mir zu treten oder mich zu schlagen!“ Er zog einen Schlüsselbund aus seiner Manteltasche.
    Ein Liktor, der gerade den Flur herunterkam, warf einen Blick durch die offene Tür und ging weiter.
    „Was wollt Ihr hier?“ Taya funkelte ihn ärgerlich an. „Wer hat Euch hereingelassen? Wo sind die Wachen? Wache!“
    „Du brauchst nicht nach den Wachen zu rufen!“ Cristof räusperte sich ungeduldig. „Ich gehöre zu den Liktoren.“
    Taya starrte ihn misstrauisch an.
    „Was sollten denn die Liktoren mit einem Geächteten wollen?“
    Cristof warf ihr einen finsteren Blick zu.
    „Ich nehme dir jetzt die Handschellen ab. Aber ich schwöre dir, wenn du mich angreifst, sorge ich dafür, dass du den Rest deines Lebens in den Minen schuftest!“
    „Ach ja? So funktioniert das also? Ist das Eure vielbeschworene Gleichheit von Ikariern und Erhabenen?“
    Cristof zuckte zusammen.
    „Mörder haben keine Rechte. Hast du meinen Bruder getötet?“
    „Nein.“ Sie sah ihm direkt in die Augen. „Ihr? Habt Ihr Euren Bruder getötet?“
    „Nein.“
    Einen Moment lang funkelten sie einander an, der eine so misstrauisch wie die andere. Dann trat Cristof vor und öffnete das Schloss, das ihr linkes Handgelenk mit der Kette in der Mauer verband. Taya barg die Hände an der Brust und stand auf.
    Cristof ließ sie keine Sekunde aus den Augen, als fürchte er, sie könnte ihm jeden Moment ohne Vorwarnung einen Tritt versetzen. Seltsamerweise stärkte diese Vorsicht Tayas Mut. „Ich wette, dem tut immer noch gehörig der Unterkiefer weh!“, dachte sie zufrieden.
    „Wollt Ihr die auch abnehmen?“ Sie streckte ihm die Handgelenke hin. Wortlos packte er die Handschellen, schloss sie auf und ließ sie klappernd zu Boden fallen. Leise stöhnend rieb sich Taya die wundgescheuerten Gelenke.
    „Meine Männer haben deine Räumlichkeiten durchsucht und sich mit deinen Bekannten und deiner Familie unterhalten.“ Cristofs Stimme klang empfindungslos und sachlich. „Wir haben nicht genügend Beweise, um dich noch länger festhalten zu können.“
    „Eure Männer?“
    „Meine Männer.“ Er ließ den Schlüssel in die Tasche gleiten. „Ich arbeite schon seit fünfzehn Jahren mit den Liktoren zusammen.“
    „Haben Eure Männer dann auch Eure Räume durchsucht? Oder bedeutet die Anklage einer Ikarierin gar nichts?“
    Die grauen Augen hinter dem Drahtgestell der Brille wurden ganz schmal.
    „Wenn du es genau wissen willst: Deine Anschuldigungen hatten eine Routineuntersuchung zur Folge. Daraus wurde mehr als Routine, nachdem sich meine Vorgesetzten mit ein paar Stadtschreibern aus dem Turm unterhalten hatten. Insofern durfte ich den Tag in einem Verhörzimmer verbringen, was ich dir zu verdanken habe.“
    „Ich durfte den ganzen Tag in einer Zelle verbringen.“ Taya verspürte keinen Funken Reue. Eine Weile standen die beiden stumm voreinander. Endlich holte Taya Luft. Die Frage musste gestellt werden. Sie richtete sich auf das Schlimmste ein. „Haben sie ihn ... schon gefunden?“
    „Wahrscheinlich.“ Cristof rammte die Hände in die Manteltaschen, zog

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