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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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Umsitzenden sie hörte.
    Eins jedoch erwähnte sie mit keiner Silbe: die Szene am Ende ihrer Unterhaltung mit Alister. Das konnte sie nicht, wenn sie daran dachte, spürte sie einen Kloß im Hals. Verzweifelt griff sie nach dem Bierkrug.
    „Ich hätte ihn küssen sollen!“, dachte sie unglücklich. „Ich hätte es wagen, das Risiko eingehen sollen.“
    Langsam trank sie ein paar Schlucke. Cristof nahm die Brille ab und massierte sich den Nasenrücken.
    „Gut“, seufzte er. „Ich weiß, Alister ist früh aufgestanden, weil er sich eine neue Maschine ansehen wollte. Er war aber bereits wieder im Büro, als du zum Turm kamst. Etwa drei Stunden nach eurem Treffen hat er es verlassen. Was tat er in der Zwischenzeit und wohin wollte er, als er den Turm verließ? Hatte er schon mit jemandem über deinen Verdacht gegen mich gesprochen? Falls er in Gegenwart eines Spions der Zerrissenen Karten etwas Indiskretes von sich gegeben hat, dann könnte das eine Reaktion ausgelöst haben, die zu seinem Tod führte.“
    „Aber hätte ein Spion Zeit gehabt, den Chronometer mit einer Bombe zu präparieren?“, gab Taya zu bedenken.
    „So etwas dauert nicht lange, wenn man sich auskennt. Wenn der Spion ein Experte war und Alister sich nicht in seinem Büro aufgehalten hat, wäre es denkbar.“ Cristof schüttelte den Kopf. „Aber wir wissen ja noch überhaupt nicht, ob sich wirklich eine Bombe im Chronometer befand. Bisher ist das nur eine Annahme.“ Cristof setzte die Brille wieder auf. „Wir können auch nicht sicher sein, dass der Angriff ihm galt. Die Liktoren gehen davon aus, dass der erste Anschlag, bei dem Viera verunglückte, eigentlich Caster galt. Dasselbe mag auf den heutigen Angriff zutreffen. Jedenfalls laufen die Ermittlungen der Liktoren in diese Richtung. Falls die Suchmannschaften Teile der Bombe entdeckt haben, könnten wir feststellen, was genau passiert ist. Aber dank meiner Verhaftung weiß ich jetzt nicht, was schon gefunden wurde und was nicht.“
    „Herrin!“ Taya fuhr sich übers Gesicht. Wie konnte er die Sache so gelassen nehmen? Wie konnte er ruhig dasitzen und Hypothesen formulieren? Sie schaffte das nicht. Jedesmal, wenn sie daran dachte, was geschehen war, wen sie verloren hatte ...
    „Warum waren Caster und Alister zusammen?“, fuhr Cristof fort, ohne Taya aus den Augen zu lassen. „War das Zufall? Hatte es etwas mit dem zu tun, was du Alister über mich berichtet hattest? Oder ging es um etwas anderes, hatten die beiden Ratsangelegenheiten miteinander zu besprechen?“
    „Das weiß ich nicht!“ Die Fragen machten Taya ganz wirr im Kopf. „Wie wollen wir es herausfinden?“
    „Ein Gespräch mit den evakuierten Turmsekretären wäre sinnvoll, aber zu denen habe ich momentan keinen Zugang. Ich würde gern die Büros Casters und Alisters oben im Turm durchsuchen, aber da führt kein Weg mehr hinauf.“ Cristof schüttelte den Kopf. „Mit Viera können wir jetzt noch nicht reden.“
    „Die arme Viera!“ Taya blutete das Herz. Sie selbst hatte nur eine vage Hoffnung verloren, Viera jedoch einen geliebten Gatten. „Ich sollte zu ihr gehen.“
    „Heute lieber nicht. Ich habe sie noch nicht gesehen, weiß aber von den Liktoren, dass sie einen Schock hat.“
    „Ob sie sich davon erholt?“, fragte Taya zögernd.
    Cristof beugte sich vor und legte die Hände um sein Bierglas.
    „Sie hat Caster geliebt“, flüsterte er. „Er war fünfundzwanzig Jahre älter als sie. Alister und ich haben versucht, ihr den Ehebund mit ihm auszureden, aber sie wollte nichts davon wissen und hat ihn dennoch geheiratet. Er hat sie glücklich gemacht. Wir waren vorlaute Idioten, mein Bruder und ich. Wir dachten, wir wüssten, was gut für sie ist. Ich bin froh, dass sie nicht auf uns gehört hat.“ Gedankenverloren spielte Cristof mit seinem Glas. „Ich habe keine Ahnung, wie sie ohne ihn klarkommen will.“ Er trank einen Schluck. Taya starrte auf die Ringe, die das Kondenswasser an seinem Glas auf dem Tisch hinterlassen hatte, tat so, als würde sie nicht sehen, dass er sich mit der freien Hand über die Augen fuhr.
    „Oh Herrin!“, dachte sie entsetzt. „Wenn er jetzt die Kontrolle verliert, dann verliere ich sie auch, und dann hocken wir beide hier und heulen wie die Schlosshunde!“
    Aber Cristof fasste sich wieder. Er holte tief Luft und stellte das Bierglas mit lautem Knall auf dem Tisch ab.
    „Mein Bruder war also der Meinung, das Attentat auf Caster könnte etwas mit diesem neuen Programm zu tun

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