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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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um den Labyrinthcode wieder zurückzusetzen, damit niemand mitbekommt, dass er da war.“
    „Immer vorausgesetzt, er will unerkannt bleiben“, fügte Victor hinzu.
    „Er würde sich also eine Menge Zeit ersparen, wenn er wüsste, in welcher Reihenfolge er das Programm laufen lassen muss. Wer weiß so etwas?“, erkundigte sich Taya. Die Programmierer zuckten die Achseln.
    „Das gehört nicht zu unserem Gebiet“, sagte Kyle.
    „Vielleicht der Chefingenieur?“, schlug Lars vor.
    „Ich würde die Reihenfolge beliebig halten“, sagte Isobel. „Ich würde jeden Abend würfeln und danach meine Entscheidung treffen. Dadurch wird es noch schwerer, die richtige Reihenfolge zu erraten.“
    „Würfel haben sechs Seiten. Das Programm hat nur fünf Unterroutinen“, gab Kyle zu bedenken.
    „Gut, dann Hälmchen ziehen! Ihr wisst schon, was ich meine.“
    „Würde jemand im Rat wissen, in welcher Reihenfolge die Karten laufen müssen?“, fragte Cristof.
    „Ich wüsste nicht, warum“, antwortete Lars. „Dekaturen arbeiten nicht an der mächtigen Maschine. Selbst Alister hat seine Programme den Ingenieuren übergeben, sobald sie fertig waren. Keiner von uns hat je selbst Lochkarten in die Große Maschine eingegeben.“
    „Ihr habt gesagt, Alister hat geholfen, den Labyrinthcode zu schreiben.“ Taya sah Emelie an. Die nickte, woraufhin sie von Victor einen wütenden Blick zugeworfen bekam.
    „Das hat er mir jedenfalls so erzählt!“, verteidigte sie sich. „Er hatte damals gerade an der Hochschule angefangen. Er meinte, einer seiner Professoren sei von seiner Arbeit so beeindruckt gewesen, dass sie ihn hinzugezogen haben, um ein paar Macken im Programm zu beheben, und ehe er sich ’ s versah, gehörte er zum Team.“
    „Könnte das hier ein Teil des Codes sein, den er geschrieben hat?“, fragte Cristof.
    „Schwer zu sagen.“ Kyle setzte sich und schenkte sich ein frisches Bier ein. Wie auf ein Zeichen hin rückten sich auch die anderen Programmierer Stühle zurecht und gossen erneut ihre Becher und Gläser voll. „Was wisst Ihr vom Programmieren, Erhabener?“
    „Erspar mir weitere Lektionen, die kann ich jetzt nicht vertragen“, antwortete Cristof fast wieder mit der Barschheit, die Taya so vertraut war. „Ein einfaches Ja oder Nein genügt völlig.“
    Kyle grinste.
    „Genau wie bei einer Lochkarte, was? Aber so einfach ist es nicht. Dieses Programm ist in einer relativ einfachen Sprache verfasst, und wir haben hier nur fünfundzwanzig von insgesamt einhundert Karten vorliegen. Nicht viel Spielraum für den persönlichen Touch eines bestimmten Programmierers.“
    „Aber rein theoretisch ist es schon möglich festzustellen, wer ein bestimmtes Programm geschrieben hat?“, hakte Cristof nach.
    „Rein theoretisch schon. Man erkennt nach einer Weile, wer beim Programmieren welche Abkürzungen nimmt, und wir benutzen Teile von alten Programmen, wann immer das möglich ist“, erklärte Lars. „Also, wenn das Programm lang genug ist, wären wir wahrscheinlich schon in der Lage, dem Autor auf die Schliche zu kommen. Besonders, wenn es sich um jemanden handelt, mit dem wir zusammengearbeitet haben, wie mit Alister. Wir haben es jetzt seit fast einem Jahr mit seinem Programmierstil zu tun.“
    „Das Problem ist folgendes“, nahm Kyle den Faden auf. „Der Labyrinthcode wurde genau mit dem Ziel entwickelt, jegliche Vorhersehbarkeit zu vermeiden, und dazu gehören auch die persönlichen Präferenzen bestimmter Programmierer. Aber nicht nur das. Wenn Emelie und Victor recht haben, dürfte es sich hier um eine von Alisters frühen Arbeiten handeln. Also hatte er damals die meisten Hilfsprogramme noch gar nicht entwickelt, mit denen er jetzt arbeitet.“
    „Mit anderen Worten: Ihr wisst es nicht“, fasste Cristof die Erklärungen zusammen. „Das hättet ihr auch gleich sagen können.“
    Die Programmierer warfen einander vielsagende Blicke zu: Laien!
    Taya berührte eine der Karten. Vielleicht enthielt sie einen kleinen Teil Alisters, wer konnte das sagen? Irgendwie tröstete sie der Gedanke, dass seine Arbeit weiterleben würde – bis zu seiner nächsten Wiedergeburt.
    „Würde es etwas bringen, diese Karten durch eine analytische Maschine laufen zu lassen?“, verfolgte Cristof seinen Gedanken weiter.
    „Nein.“ Kyle lachte. „Da habt Ihr Eure kurze Antwort. Die lange? Wenn man nur den Teil eines Programms in eine Maschine füttert, stürzt diese höchstwahrscheinlich ab, und das führt uns gleich

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