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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Schein der Laterne verkniffen aus.
    »Deutsche«, wiederholte er tonlos. Es spielte eine große Rolle, was für eine Deutsche, und Quarry war sich dessen sehr wohl bewusst. Preußen und Hannover waren - natürlich - Verbündete Englands, während sich das Herzogtum Sachsen auf die Seite Frankreichs und Russlands gestellt hatte, um seinen Nachbarn Österreich zu unterstützen. Wenn ein englischer Oberst ein Bordell besuchte, das einer Deutschen gehörte, deren Herkunft und Sympathien unbekannt waren und die nun offenbar in kriminelle Angelegenheiten verstrickt war, rückte ihn dies in ein ungünstiges Licht. Quarry konnte nur hoffen, dass niemand offiziell Notiz davon nahm. Oder dass der unerschütterliche Mr. Bowles niemals Wind davon bekam.
    Greys Ruf würde es auch nicht besonders gut tun. Er begriff jetzt, dass er damals die Situation Quarry gegenüber hätte erwähnen müssen, anstatt davon auszugehen, dass dieser bereits über Magdas Hintergrund Bescheid wusste. Doch er hatte zugelassen, dass ihn übermäßiger Alkoholgenuss und Nessies Enthüllungen über Trevelyan ablenkten - und jetzt konnte er nur noch hoffen, dass ihn dies nicht teuer zu stehen kommen würde.
    Harry Quarry atmete tief ein und aus und richtete sich auf. Einer von Harrys vielen Vorteilen war, dass er niemals Zeit mit Vorwürfen verschwendete und - anders als Bernard Sydell - niemals Untergebenen den schwarzen Peter zuschob, selbst wenn sie es verdient hatten.

    »Nun denn«, sagte er und wandte sich an Magruder. »Ich denke, wir müssen Mrs. Magda unverzüglich verhaften und verhören lassen. Außerdem werden wir wohl ihren Grund und Boden durchsuchen müssen - braucht Ihr dazu eine Vollmacht von einem Magistraten?«
    »Ja, Sir. Angesichts der Umstände -«, Magruder wies mit einem angedeuteten Kopfnicken auf den Toten, »- glaube ich nicht, dass der Magistrat Einwände haben wird.«
    Quarry nickte und rückte den Rock auf seinen Schultern zurecht.
    »Aye. Ich werde selbst mitkommen und mit ihm sprechen.« Er trommelte unruhig mit den Fingern auf den Tisch, und die Vibrationen ließen die Hand der Leiche erzittern. »Grey - ich meine, wir sollten auch die Scanlons festnehmen lassen, wie Ihr geraten habt; geht morgen im Gefängnis vorbei, sobald Magruder Gelegenheit gehabt hat, ihrer habhaft zu werden. Und was … den Gentleman aus Cornwall betrifft … das entscheidet Ihr am besten selbst, ja?«
    Grey brachte ein Nicken zuwege und verfluchte sich für seine Dummheit. Dann waren Quarry und Magruder fort, und die gesichtslose, nackte Leiche starrte ihm im flackernden Licht entgegen.
    »Seid Ihr jetzt in Schwierigkeiten, Mylord?« Tom Byrd sah ihn mit sorgenvoll gerunzelter Stirn aus dem Halbdunkel an. Offenbar waren ihm die Untertöne des vorangegangenen Gesprächs nicht entgangen.
    »Ich hoffe nicht.« Er stand da und blickte auf den Toten hinunter. Wer zum Teufel war er? Grey war überzeugt gewesen, dass es sich bei der Leiche um Trevelyans Geliebte handelte - und das konnte ja auch immer noch sein,
sagte er sich. Es stimmte zwar, dass Caswell darauf beharrt hatte, dass es eine Frau war, die Trevelyan im »Lavender House« traf, doch Caswell konnte sich in seinen olfaktorischen Fähigkeiten getäuscht haben - oder er konnte aus unbekannten Gründen gelogen haben.
    Das entscheidet am besten selbst, hatte Harry gesagt. Und er konnte zu keinem besseren Schluss kommen, als dass Trevelyan bis über beide Ohren in der Sache steckte - dass es jedoch keine direkten Beweise gab.
    Es gab mit Sicherheit keine Beweise, die die Scanlons mit dieser Angelegenheit in Verbindung gebracht hätten, und herzlich wenig, was sie mit dem Mord an O’Connell in Verbindung brachte - doch Harrys Grund für die Anordnung ihrer Verhaftung lag auf der Hand; falls es irgendwann Fragen zum Ablauf der Ermittlungen gab, war es klug, darauf verweisen zu können, dass man offensiv vorgegangen war. Je mehr Schlamm sie im Wasser aufwirbelten, desto weniger wahrscheinlich war es, dass sich später jemand auf die unangenehme Frage nach Magdas Nationalität besann.
    »Major?« Er drehte sich um und sah Korporal Hicks stirnrunzelnd in der Tür stehen. »Ihr habt doch nicht vor, das da hier zu lassen, oder?«
    »Oh. Nein, Korporal. Ihr könnt die Leiche zum Leichenbeschauer bringen. Holt ein paar Männer.«
    »Gut, Sir.« Hicks verschwand mit Feuereifer, doch Grey zögerte. Gab es noch irgendwelche Informationen, die die Leiche preisgeben konnte?
    »Glaubt Ihr, es war derselbe Kerl,

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