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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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selben Bett!«
    »Das können wir doch ändern, wenn du möchtest.« Paolo grinste. »Ich verlasse deine Mutter und wir können hier gemeinsam ...«
    »Nein!«, rief Merlin energisch. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein?
    »Du willst keine Beziehung mit mir?« Paolo spielte Bestürzung vor. »Aber diesen kleinen Milchbubi von gegenüber ...«
    »Paolo! Hör mir zu!«, sagte Merlin entschlossen. »Lass uns beide darüber nachdenken und eine Lösung finden, okay?« Er brauchte Zeit! Immer wieder dachte Merlin daran, dass er Zeit brauchte, um sich einen Vorsprung zu verschaffen. Er musste der Erste sein, der seiner Mutter von dieser Sache erzählte. Und vor allem brauchte er Zeit für sich.
    Paolo nickte langsam, dann grinste er wieder. »Okay.«
    »Ich werde übers Wochenende wegfahren«, beschloss Merlin. »Dann haben wir beide Ruhe.«
    Paolos Grinsen zog sich unnatürlich in die Breite.

    54

    David fuhr zusammen, als es plötzlich hinter ihm raschelte. Erschrocken drehte er sich um. Fast rechnete er schon mit Merlin, der sich vielleich an ihn heranschlich, um ihn zu überraschen. Doch er sah lediglich ein Kaninchen, das in den Büschen herumscharrte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er schon seit fast einer Stunde hier saß. Sofort sprang er auf. Sorgenvolle Gedanken stürzten wieder auf ihn ein. Warum war Merlin nicht zu ihm gekommen? War er vielleicht doch schon zu Hause? Eilig setzte er sich in Bewegung. Mit einem Mal war die ganze Ruhe wieder verschwunden und er fragte sich, wie er nur die ganze Zeit da hatte sitzen können. Er war seinen Gedanken nachgegangen, ohne sich auch nur einmal zu fragen, weshalb Merlin nicht zur Bank kam. Vielleicht war ihm etwas passiert. Oder David hatte sich einfach in seiner Annahme getäuscht und Merlin war irgendwie anders nach Hause gegangen, ohne dass sie sich treffen mussten. Vielleicht wollte er ja auch gar nicht, dass sie sich sahen? David stürmte den Weg zur Straße hoch. Von unten jedenfalls konnte er nicht viel sehen. Wahrscheinlich war Merlin noch gar nicht zu Hause.
    Langsam näherte er sich dem Haus. Er hoffte nur, dass seine Mutter nicht ausgerechnet jetzt aus dem Fenster sah. Gerade als er auf den Klingelknopf drücken wollte, öffnete sich die Haustür und Selma strahlte ihn an.
    »Guten Morgen David«, sagte sie und zog ihn rein. »Wie geht's dir?«
    Verdutzt blieb David stehen, während Selma die Tür wieder schloss und um ihn herum in die Küche ging.
    »Ich hab dich den Weg raufkommen sehen«, erklärte sie. »Wo warst du denn?«
    »Ich war - im Park«, stotterte er.
    »Willst du mit Merlin frühstücken?«
    »Nein«, sagte David schnell und schüttelte den Kopf. Es war ihm plötzlich unangenehm, dass er einfach so hier eindrang und die morgendliche Ordnung durcheinander brachte. Selma war noch im Morgenmantel! »Eigentlich wollte ich nur fragen, ob - Merlin da ist.«
    »Ja, oben in seinem Zimmer.« Sie sah ihn ernst an. »Ist was passiert?«
    »Nein - nein«, wehrte David ab. »Ich hab - also - ich hab mich nur gewundert.«
    »Er hat sich einfach so weggeschlichen, was?« Selma zwinkerte ihm zu. »Hab ich mir ja schon gedacht. Er ist oben, knöpf ihn dir mal vor.«
    David wurde rot.
    »Ach, David?«, hielt sie ihn noch mal zurück. »Ihr könnt gerne hier schlafen, wenn es bei dir nicht so günstig ist, okay?«
    Jetzt dachte David, dass sein Kopf jeden Moment verglühen musste. Er nickte hilflos.
    Selma lächelte ihn freundschaftlich an. »Mach schon, geh hoch!«, sagte sie und winkte ihn fort.
    Während David die Wendeltreppe hinaufstieg, hielt er sich immer wieder vor Augen, wie natürlich Selma damit umging, dass er mit ihrem Sohn - zusammen war. Eigentlich müsste sie doch ... Was? Traurig sein? Ausrasten? Nein, das passte vielleicht zu seiner eigenen Mutter, aber nicht zu Selma. Und die Gelassenheit kam ihm bei ihr auch nur so komisch vor, weil er von seiner eigenen Mutter ein ganz anderes Verhalten erwarten würde.
    Als David oben angekommen war, öffnete sich Merlins Zimmertür und Paolo kam heraus. Wie erstarrt blieb David stehen. Tausend Gedanken rasten ihm durch den Kopf. Bilder, die er durch sein Fernglas beobachtet hatte, schoben sich vor seine Augen. Immer wieder Paolo, der hinter Merlin ...
    »Guten Morgen, Kleiner«, sagte Paolo unvermittelt und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich glaube, Merlin ist beschäftigt.« Dann ging er an ihm vorbei die Treppe hinunter.
    Der letzte Satz hallte in Davids Kopf hin und her. Wie hypnotisiert

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