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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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»Stellensuchenden« wird die Lage unter Umständen frustrierender. Wer auf eine klassische »Laufbahn« oder »Karriere« spekuliert, erlebt immer öfter eine Enttäuschung. Plötzlich machen Quereinsteiger das Rennen. Karriereleitern werden morsch und brüchig. Zusagen zur Sicherheit können nicht eingehalten werden (»es tut uns leid, aber die Geschäftslage hat sich geändert!«). Der Kampf um die Talente erzeugt Auswahlkriterien, die der alten Meritokratie widersprechen. Es gibt keine klare Barriere mehr, die die Fleißigen von den Faulen, die Qualifizierten von den »Einfachen« trennt. Die Frontlinie verläuft vielmehr zwischen den »Variablen« und den »Statischen«. Die Konsequenz ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit – gemessen in der alten Währung der Pflichtkultur. Nun verdienen womöglich ausgerechnet diejenigen mehr, denen die Arbeit auch noch Spaß macht!

    Das Element finden
    Im Jahr 2003, auf dem Höhepunkt einer steilen Karriere als Herzchirurg, unternahm der Züricher Arzt Dr. med. Markus Studer einen spektakulären Spurwechsel. Gerade 57 Jahre alt geworden, hängte er seinen Arztberuf an den Nagel. Aber nicht, um in den frühzeitigen Ruhestand zu gehen. Was er sich durchaus hätte leisten können.
    Dr. Markus Studer wurde Lastwagenfahrer. Er kaufte sich einen Sattelschlepper mit 460 PS, tauschte den weißen Kittel mit einem blauen Overall und fährt seitdem Tausende von Kilometern quer durch Europa, tief nach Russland hinein, nach Portugal oder bis ans Nordkap. Sein kleines Speditionsunternehmen besitzt heute drei große Lastzüge zum Transport von Nahrungsmittelflüssigkeiten. Und dabei soll es auch bleiben. Es soll Spaß machen. Spaß?
    Was soll so toll daran sein, in einer Fahrerkabine zu hocken, stundenlang mit Tempo 80 auf der Autobahn zu fahren, immer in der Spur? Wie kann ein Chirurg, der virtuos, komplex und hoch arbeitsteilig mit Menschen in einem »vornehmen« Bereich wie der Rettung des Lebens arbeitet, sich auf so etwa Stupides einlassen?
    Freiheit, Unabhängigkeit, sagt Dr. Studer. Und das klingt nun wirklich wie ein Klischee. Abenteuer auch. Er habe den Stress, der mit dem blutigen Schneiden, Sticheln, Arbeiten am offenen Menschenherzen verbunden war, zunehmend als bedrückend empfunden, sagt Studer. »Ich genieße die wunderschönen Landschaften Mitteleuropas, die perfekte Infrastruktur für uns Fahrer in Frankreich und die Diskussionen mit Kollegen aus allen Nationen nach einem abendlichen Viergangmenü in einem Routiersrestaurant … Ohne jeden Zweifel überwiegt in meinem neuen Beruf das Schöne bei Weitem, und ich habe meinen Schritt keine Minute bereut.« 3
    Es kommt im Grunde nicht darauf an, was wir über seine Motive denken. Es kommt darauf an, dass es möglich ist, die Spur, auf der man fährt, zu verlassen. Markus Studer hat etwas gefunden,
was jeder Mensch als eine virtuelle Ressource mit sich trägt: sein Element. Dieses Element ist jene Kraft, die das wahre, das tiefere Selbst mit der Welt auf einer höheren, kreativeren Ebene verbindet. 4
    Beruf und Talent
    Geben wir also nicht so schnell auf. Bleiben wir hartnäckig. Lassen wir uns von den Abhängigkeiten an der Front der Lohnarbeit nicht die Sicht nach vorne verstellen. Stellen wir uns eine Erwerbswelt vor, die nicht in den Verlust von Lebenssicherheit, sondern in die Zunahme von Chancen mündet, das Eigene zu leben. Einige Zutaten haben wir für eine solche Vision schon zur Verfügung. Was gab Menschen (allerdings primär Männern) vor den Zeiten der Lohnarbeit und der Karrierewege Hoffnung, Antrieb, Würde? Der Beruf. In dem Wort klingt die Idee des inneren Rufs, der Berufung mit an. Beruf ermächtigt zu Handlungen, die »eiserne« Gesetze zumindest relativieren können. Beruf heißt zum Beispiel, nein zu einem Auftrag sagen zu können. Wer einen Beruf hat, tut die Dinge, die getan werden müssen nach eigenen Erwägungen und Rhythmen. Die Kultur der Lohnarbeit hingegen ist auf einem Gefühl des Defizits gegründet: Nie bekommt man, was man verdient, nie wird man genug anerkannt, und irgendwie trägt ein anderer (der »Geber«) den Überschuss davon! Jemand der einen Beruf ausübt, zahlt hingegen auf sich selbst ein. Das funktioniert auch – zumindest zeitweise – unabhängig vom Geld.
    Ein Beruf ist eine Spezialisierung, man muss etwas besonders gut können. Aber das nützt nichts, wenn man nicht auch vom Anderen etwas versteht. Schon allein, um seine Spezialisierung in der Anpassung an geänderte

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