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Das Mitternachtskleid

Das Mitternachtskleid

Titel: Das Mitternachtskleid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nicht alles , und wir könnten in der Gegend einen Arzt gut gebrauchen.«
    Allgemeiner Jubel brach aus, wie immer, wenn eine Menschenmenge begriffen hat, dass sie etwas bekommen soll, wofür sie nichts bezahlen muss. Als es wieder still geworden war, sah Roland dem Feldwebel in die Augen und sagte: »Was denken Sie, Feldwebel, können Sie Prestons soldatische Fähigkeiten entbehren?«
    Und wieder wurde gelacht. Das ist gut, dachte Tiffany. Lachen ölt das Denken.
    Feldwebel Brian konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Es wäre sicher ein herber Verlust für die Truppe, gnädiger Herr, aber ich schätze, es müsste irgendwie auch ohne ihn gehen. Ja, ich glaube sogar, dass der Abschied des Untergefreiten Preston die Schlagkraft der Wache insgesamt erhöhen wird.«
    Wer nichts verstanden hatte, applaudierte auf Verdacht, wer mitgekommen war, lachte.
    Der Baron klatschte in die Hände. »Nun denn, Fräulein Weh, damit dürften wohl alle Ihre Bitten erfüllt sein, nicht wahr?«
    »Eigentlich war ich mit dem Bitten noch nicht ganz fertig. Einen Wunsch habe ich noch. Aber keine Bange, er kostet nichts.« Sie holte tief Luft und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. »Ich verlange, dass du dem Volk der Wir-sind-die-Größten das gesamte Hügelland oberhalb der Heimfarm zum Besitz gibst. Dass es für immer ihnen gehören soll, nach Recht und Gesetz. Es muss eine amtliche Besitzurkunde aufgesetzt werden – und keine Angst wegen der Kosten –, ich kenne einen Kröterich, der dafür nur eine Handvoll Käfer verlangt. Darin soll stehen, dass die Größten allen Schäfern und Schafen ungehinderten Zutritt zu den Hügeln gewähren, aber – und das ist der wichtigste Punkt – niemand darf irgendwelche scharfen Metallgegenstände mit sich führen, höchstens ein Messer. All dies kostet dich nichts, Herr Baron, aber für dich und deine Nachkommen, und ich hoffe doch sehr, dass ihr beabsichtigt, Nachkommen zu haben …« Hier wurde sie von stürmischem Gelächter unterbrochen, aus dem Nanny Ogg deutlich herauszuhören war. »Herr Baron, damit sicherst du dir eine Freundschaft, die niemals vergehen wird. Du kannst nur gewinnen.«
    Man musste es Roland hoch anrechnen, dass er kaum eine Sekunde zögerte. »Es wäre mir eine Ehre, den Wir-sind-die-Größten den Besitz ihres Landes urkundlich zu bestätigen. Und es tut mir leid … nein, ich entschuldige mich für alle Missverständnisse, die es zwischen uns gegeben hat. Wie Sie sagen, das Land steht den Größten nach Recht und Gesetz zu.«
    Tiffany war beeindruckt von der Kürze seiner Rede. Er drückte sich zwar ein bisschen verschwurbelt aus, aber Roland hatte das Herz auf dem rechten Fleck, und gegen eine etwas verschwurbelte Ausdrucksweise hätten die Größten sicher nichts einzuwenden gehabt. Wieder ging ein Raunen durch den Saal, doch diesmal machte es sich unter den Deckenbalken breit. Der Baron, der inzwischen schon fast wie ein richtiger Baron aussah, fuhr fort: »Ich wünschte nur, ich könnte ihnen das auch gleich persönlich sagen.«
    Und aus dem Deckendunkel erscholl ein mächtiger Schrei:
    »POTZBLITZ!«
     
    Der Wind war silbern und kalt. Tiffany öffnete die Augen, den Jubel der Größten noch in den Ohren. Darüber lag jetzt das Rascheln vertrockneter Gräser. Sie wollte sich aufsetzen, doch es ging nicht. Hinter ihr sagte eine Stimme: »Bitte nicht rumzappeln, es ist auch so schon knifflig genug.«
    Tiffany versuchte, den Kopf zu drehen. »Eskarina?«
    »Ja. Ich habe hier jemanden, der mit dir sprechen möchte. Du darfst jetzt aufstehen; ich habe die Knoten ausbalanciert. Stell keine Fragen, du würdest die Antworten sowieso nicht verstehen. Du bist wieder im Wandernden Jetzt, das keine Zeit und kein Ort ist. Ich lasse dich mit deiner Freundin allein… und ich fürchte, in Anbetracht des zur Verfügung stehenden Zeitrahmens bleibt euch nicht viel Zeit. Aber ich muss meinen Sohn beschützen …«
    »Du hast einen …?« Tiffany brach ab. Vor ihr nahm plötzlich eine Hexe Gestalt an, und zwar eine klassische Hexe im schwarzen Kleid und in – erstaunlich schicken – schwarzen Stiefeln. Und natürlich mit dem spitzen Hut. Sie trug eine Halskette. Und an der Kette hing eine goldene Häsin.
    Die Frau war alt, aber wie alt genau, war schwer zu sagen. Sie stand stolz aufgerichtet vor Tiffany, wie Oma Wetterwachs, doch genau wie Nanny Ogg schien sie den Eindruck zu vermitteln, dass man das Alter und auch einiges andere nicht allzu ernst nehmen

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