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Das Mitternachtskleid

Das Mitternachtskleid

Titel: Das Mitternachtskleid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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lachte. »Ich weiß genau, was Sie meinen, Fräulein! Manchmal könnte ich schwören, dass die Leute denken, ich bestehe nur aus meinen Händen!« Tiffany musterte ihn von oben bis unten, aber natürlich kannte sie ihn schon, denn sie hatte Amber und ihn ja getraut. Er hatte einen sehr guten Eindruck auf sie gemacht; er war solide und sein Verstand so scharf wie seine Nadeln spitz. Er würde es noch weit bringen, und Amber würde er auf diesem Weg mitnehmen. Und wer weiß, wohin sie erst ihn mitnehmen würde, wenn sie ihre Ausbildung bei der Kelda abgeschlossen hatte?
    Amber hing an seinem Arm wie an einer Eiche. »Mein William hat ein kleines Geschenk für Sie genäht, Fräulein«, sagte sie. »Los, William, zeig es ihr!«
    Der junge Mann überreichte ihr das Paket, das er unter dem Arm trug, und räusperte sich. »Ich weiß ja nicht, ob Sie mit der Mode gehen, aber zurzeit gibt es in der großen Stadt ganz wunderbare Stoffe, und als Amber mit ihrer Idee kam, hab ich gleich daran gedacht. Aber es sollte ja auch auf jeden Fall waschbar sein und vielleicht einen Hosenrock haben, für den Ritt auf dem Besen. Die Keulenärmel, die an den Manschetten geknöpft sind, damit sie nicht hochrutschen können, sind in dieser Saison der allerletzte Schrei. Und dann hab ich noch Innentaschen eingenäht, aber so, dass sie nicht auftragen. Hoffentlich passt es Ihnen, Fräulein. Ich hab ein Händchen dafür, auch ohne ein Maßband die Maße zu nehmen. Das ist ein besonderes Talent.«
    Amber sprang aufgeregt auf und ab. »Anziehen, Fräulein! Bitte, bitte. Ziehen Sie es an!«
    »Hier? Vor allen Leuten?«, sagte Tiffany, verlegen und gespannt zugleich.
    So leicht ließ Amber sich nicht entmutigen. »Wir haben doch das Mutter-Kind-Zelt! Da trauen sich die Männer nicht rein, keine Bange! Weil die Bauern Angst davor haben, ein Kind ein Bäuerchen machen zu lassen.«
    Tiffany gab sich geschlagen. Das Paket fühlte sich kostbar an – und weich, wie ein Handschuh. Mütter und Kleinkinder sahen ihr dabei zu, wie sie in das Kleid schlüpfte. Und in die Bäuerchen mischten sich neidische Seufzer.
    Amber, die es vor Aufregung nicht mehr aushielt, schlug die Zeltklappe zurück und schnappte nach Luft.
    »Ach, Fräulein, wie gut es Ihnen steht! Ach! Schade, dass Sie sich nicht sehen können. Kommen Sie, das müssen wir William zeigen. Der wird platzen vor Stolz! Ach!«
    Man konnte Amber nicht enttäuschen. Das ging einfach nicht. Genauso gut hätte man einem jungen Hündchen einen Tritt verpassen können.
    Tiffany fühlte sich anders ohne den Hut. Leichter vielleicht. William verschlug es sekundenlang die Sprache. Dann sagte er: »Ich wünschte, mein Meister wäre hier, Fräulein Weh. Denn Sie sind ein wahres Meisterstück. Wenn Sie sich nur sehen könnten… Fräulein?«
    Einen Augenblick lang – nur einen kurzen Augenblick, damit niemand misstrauisch wurde – schlüpfte Tiffany aus ihrem Körper und sah zu, wie sie sich in dem wunderschönen Kleid drehte, das so schwarz war wie ein armer schwarzer Kater, und sie dachte: Ich werde das Mitternachtskleid tragen. Und ich werde meine Sache gut machen …
    Sie huschte wieder in ihren Körper und bedankte sich scheu bei dem jungen Schneidersmann. »Es ist herrlich, William, und wenn du möchtest, fliege ich rüber zu deinem Meister und zeige es ihm. Die Manschetten sind toll!«
    Amber hüpfte schon wieder auf und ab. »Wir müssen uns beeilen, Fräulein. Das Tauziehen fängt gleich an. Größte gegen Menschen! Das wird ein Spaß!«
    Man hörte bereits das traditionelle Schlachtgebrüll der Größten, mit dem sie sich für den Wettkampf warmmachten – allerdings mit einer kleinen Textänderung: »Kein’ König, keine Königin, kein’ Herrn! Nur nen Baron – unter nem einvernehmlich vereinbarten Gegenseitigkeitsabkommen!«
    »Geht ihr schon mal vor«, sagte Tiffany. »Ich warte noch auf jemanden.«
    Das Mädchen zögerte kurz. »Warten Sie nicht zu lange, Fräulein. Warten Sie nicht zu lange.«
    Während Tiffany in ihrem wunderschönen Kleid umherwanderte und darüber nachsann, ob sie es wohl wagen könnte, es jeden Tag anzuziehen, schoben sich zwei Hände an ihren Ohren vorbei und landeten auf ihre Augen.
    Hinter ihr sagte eine Stimme: »Ein Sträußchen für die hübsche junge Dame? Vielleicht hilft es ja, einen Verehrer zu finden.«
    Sie wirbelte herum. »Preston!«
    Langsam schlendernd entfernten sie sich von dem Getöse des Jahrmarkts, und Preston erzählte ihr von dem klugen Jungen, den er

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