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Das Mitternachtskleid

Das Mitternachtskleid

Titel: Das Mitternachtskleid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Eimer Wasser runtergeschafft.« Er grinste über ihre erstaunte Miene. »Meine Großmutter war Leichenbesorgerin, als ich ein kleiner Junge war. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen gerne helfen, Fräulein.«
    »Hat sich deine Großmutter auch von dir helfen lassen?«
    »Nein«, antwortete Preston. »Sie hat gesagt, diese Arbeit ist nichts für Männer, bloß für welche, die einen Doktriniertitel haben.«
    Tiffany sah ihn fragend an. »Einen Doktriniertitel?«
    »Sie wissen schon, Fräulein. Doktrinieren: Pillen und Tropfen und Beine absägen. So Zeugs eben.«
    Ihr ging ein Licht auf. »Ach, du meinst einen Doktortitel. Aber Ärzte kann man dabei auch nicht gebrauchen. Es geht ja nicht darum, jemanden wieder gesund zu machen. Ich danke dir für dein Angebot, aber das mache ich allein. Leichenbesorgen ist Frauensache.«
     
    Fragte sich nur, wieso eigentlich. Tiffany wusste es auch nicht. Unten in der Gruft krempelte sie als Erstes die Ärmel hoch. Der junge Wachmann hatte sogar daran gedacht, eine Schale mit Erde und eine mit Salz 12 herunterzubringen. Ein Lob auf deine Oma, dachte sie. Wenigstens ein Junge, dem jemand etwas Nützliches beigebracht hatte!
    Sie weinte, während sie den alten Mann »salonfähig« herrichtete, wie Oma Wetterwachs es nannte. Sie weinte jedes Mal. Es musste sein. Aber nur, wenn es niemand sah. Von einer Hexe erwartete man nicht, dass sie weinte. Es würde die Leute nur nervös machen.
    Tiffany trat zufrieden einen Schritt zurück und betrachtete ihr Werk. Der alte Knabe sah definitiv besser aus als gestern. Zum krönenden Abschluss holte sie noch zwei Pennys aus ihrer Tasche und legte sie ihm behutsam auf die Augenlider.
    Damit war den alten Bräuchen, die sie von Nanny Ogg gelernt hatte, Genüge getan. Doch jetzt kam noch ein neuer hinzu, den nur sie allein kannte. Sie stützte sich mit einer Hand auf den Rand der Marmorplatte und nahm den Wassereimer in die andere. So blieb sie reglos stehen, bis das Wasser siedete und sich auf dem Marmor Eis gebildet hatte. Sie trug den Eimer nach draußen und goss ihn aus.
    Als Tiffany in der Gruft fertig war, hatte in allen Räumen und Sälen geschäftige Betriebsamkeit Einzug gehalten. Hier wurde sie fürs Erste nicht mehr gebraucht. Sie ging durch das Tor hinaus und hielt inne, um nachzudenken.
    Die meisten Menschen bleiben nicht stehen, wenn sie nachdenken wollen. Sie denken im Gehen. Aber manchmal ist es eine ganz gute Idee. Einfach kurz innezuhalten, damit man nicht in die Irre läuft.
    Roland war der einzige Sohn des Barons und, soweit Tiffany wusste, auch sein einziger Verwandter – oder zumindest der einzige Verwandte, der auf der Burg geduldet wurde. Nach einem erbitterten und kostspieligen Kampf vor Gericht hatte Roland es geschafft, die Verbannung seiner fürchterlichen Tanten zu erwirken. Die beiden Schwestern, und darin war er sich sogar mit dem alten Baron einig, waren zwei ausgemachte Gewitterziegen, mit denen es kein Mensch aushalten konnte. Doch es gab noch eine Person, die zwar in keinster Weise mit dem Baron verwandt war, aber dennoch schnellstmöglich von seinem Tod erfahren musste. Tiffany machte sich auf den Weg zum Erdhügel der Größten.
     
    Amber saß vor der Höhle im Sonnenschein, ganz in eine Näharbeit vertieft.
    »Hallo, Fräulein«, begrüßte sie sie fröhlich. »Ich sag der Frau Kelda gleich Bescheid, dass Sie da sind.« Und damit verschwand sie auch schon schlangengleich in dem Loch, genauso mühelos wie Tiffany früher.
    Warum war Amber zurückgekommen? Tiffany hatte sie doch zu ihrer eigenen Sicherheit auf die Farm ihrer Eltern gebracht. Weshalb war sie wieder rauf in die Hügel zu den Größten gelaufen? Und wie hatte sie überhaupt den Weg gefunden?
    »Ein äußerst interessantes Kind, dieses Mädchen«, sagte eine Stimme. Der Kröterich 13 schob den Kopf unter einem Blatt hervor. »Ich muss sagen, Sie sehen ein wenig mitgenommen aus, Fräulein Weh.«
    »Der alte Baron ist tot«, antwortete Tiffany.
    »Das war abzusehen. Lang lebe der Baron.«
    »Wohl kaum«, gab Tiffany zurück. »Er ist tot.«
    »Nein, nein«, quakte der Kröterich. »Das sagt man in einem solchen Fall. Wenn ein König stirbt, muss man sofort verkünden, dass es einen neuen König gibt. Das ist wichtig. Ich bin schon gespannt, wie sich der Neue wohl anstellen wird. Rob Irgendwer sagt, er sei ein nasser Waschlappen und es nicht würdig, Ihnen die Stiefel zu lecken. Und dass er Sie äußerst schäbig behandelt habe.«
    Was auch immer in der

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