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Das Mitternachtskleid

Das Mitternachtskleid

Titel: Das Mitternachtskleid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Funken mit heraus. Außerdem stampfte er mit den Füßen – immer ein sicheres Zeichen dafür, dass ein Größter mit seiner Geduld am Ende ist. »Sie kamen bewaffnet mit scharfem Stahl, um mein Zuhause aufzugraben, meinen Clan und meine Familie.« Sein Vorwurf klang umso bedrohlicher, weil er ihn vollkommen ruhig und nüchtern aussprach. Zuletzt schleuderte er noch einen kurzen Satz ins Feuer, das in der Sekunde, als die Wörter in die Flammen stürzten, giftig grün aufloderte.
    »Ich werd der Hexe der Hügel gehorchen, das weißt du, aber lass dir ein für allemal gesagt sein: Wenn uns noch mal ne Schaufel zu nah kommt, dann schieb ich sie ihrem Besitzer untern Kilt, und zwar mit dem stumpfen Ende voraus, damit er sich beim Rausziehn die Hände aufschneidet. Aber danach kommts erst richtig dicke! Und ich schwör dir auf meine Gürteltasche, wenn hier irgendwer irgendwen verjagt, dann sind wir das!« Er stampfte noch ein paar Mal auf den Fußboden, dann fügte er unvermittelt hinzu: »Und was soll das überhaupt heißen, dasste dich aufs Gesetz berufst? Das Gesetz und wir sind keine Freunde, das weißte.«
    »Und was ist mit dem Kleinen Irren Arthur?«, fragte Tiffany.
    Obwohl es in der Regel unmöglich war, einen Größten so dumm dastehen zu lassen wie ein Schaf, sah Rob Irgendwer plötzlich aus, als ob er sich ein »Mäh!« nur mit Mühe verkneifen konnte. »Ja, echt schlimm, was diese Gnome aus ihm gemacht haben«, sagte er traurig. »Wussteste schon, dass er sich jeden Tag das Gesicht wäscht? Klar, kann man schon mal machen, wenn die Dreckkruste zu dick wird, aber jeden Tag? Ich frag dich, wie soll ‘n Mann so was aushalten? «
    Dann hörte Tiffany nur noch ein leises Wusch! und sah sich im nächsten Augenblick, von allen guten Größten verlassen, allein einem Trupp Wachen gegenüber. Zum Glück handelte sich nur um den Feldwebel und Preston, die scheppernd strammstanden. Der Feldwebel räusperte sich. »Spreche ich mit Fräulein Tiffany Weh?«, fragte er.
    »Sieht mir ganz danach aus, Brian«, antwortete Tiffany. »Aber das musst du selbst beurteilen.«
    Der Feldwebel blickte sich ängstlich um und beugte sich zu ihr. »Bitte, Tiff«, flüsterte er. »Das ist jetzt kein Spaß mehr.« Er richtete sich schnell wieder auf und sagte um einiges lauter als nötig: »Fräulein Tiffany Weh! Auf Befehl meines Herrn, des Barons, setze ich Sie hiermit in Kenntnis, dass Sie laut seinem Befehl die Burg und ihren Unk-Reis nicht verlassen dürfen.«
    »Ihren was?«, fragte Tiffany.
    Wortlos, mit Blick zur Decke, reichte ihr der Feldwebel ein Pergament.
    »Ach so, du meinst Umkreis«, sagte sie. »Das bedeutet die Burg und alles, was darum herum liegt«, erläuterte sie. »Aber ich dachte, der Baron will, dass ich gehe?«
    »Ich weiß bloß, was hier steht, Tiff, und ich habe den Befehl, deinen Besen ins Verlies zu sperren.«
    »Da hast du ja einen sehr beeindruckenden Auftrag zu erfüllen, Feldwebel. Bitte, bedien dich, er lehnt da vorne an der Wand.«
    Der Feldwebel machte ein erleichtertes Gesicht. »Dann machst du … uns keinen Ärger?«
    Tiffany schüttelte den Kopf. »Nicht den Geringsten, Feldwebel. Ich werde mich doch nicht mit einem Mann anlegen, der nur seine Pflicht tut.«
    Der Feldwebel bewegte sich vorsichtig auf den Besen zu. Sie kannten ihn alle, natürlich; sie sahen ihn ja fast jeden Tag, wenn er – haarscharf – über sie hinwegflog. Die Hand schon danach ausgestreckt, blieb Brian stehen. »Und was passiert, wenn ich ihn anfasse?«, fragte er.
    »Dann ist er startklar«, antwortete Tiffany.
    Sehr, sehr langsam trat die Hand des Feldwebels den Rückzug aus der näheren Umgebung und vielleicht auch aus dem Umkreis des Besens an. »Aber er würde doch nicht mit mir losfliegen, oder?« In seiner flehenden Stimme schwang Flugangst mit.
    »Wahrscheinlich nicht sehr weit und nicht sehr hoch«, sagte Tiffany, ohne sich umzudrehen. Der Feldwebel war bekannt dafür, dass ihm schon schwindelig wurde, wenn er nur auf einen Stuhl stieg. Sie ging zu ihm hinüber und nahm den Besen an sich. »Brian, wie lauten deine Befehle für den Fall, dass ich deine Befehle missachte?«
    »Dann soll ich dich verhaften!«
    »Ach ja? Und mich ins Verlies sperren?«
    Der Feldwebel zuckte zusammen. »Du weißt, dass ich das nicht machen wollen würde, Tiff«, antwortete er. » Manche Leute haben nämlich nicht vergessen, was Dankbarkeit ist. Und wir wissen doch alle, dass die arme alte Frau Pamps blau wie ein Veilchen

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