DAS MODEL UND DER MILLIARDÄR
Kleidung, die sie am Leib trug, bis hin zu ihrem Essen – von ihm abhängig war. Sie erschauderte unwillkürlich. Er würde sie mit Leib und Seele besitzen … Cristiano Andreottis Hure ohne irgendwelche Rechte. Das war der Preis, den sie dafür bezahlen musste, dass sie damals versucht hatte, ihr Gesicht zu wahren und sich an ihm zu rächen, weil er ihr das Herz gebrochen hatte.
„Das ist ein juristisches Kunstwerk“, meinte der grauhaarige Anwalt, bei dem sie den Termin hatte, anerkennend. „Es gibt sogar eine in sieben Unterpunkte aufgeschlüsselte Vertraulichkeitsklausel, die Sie daran hindern soll, außerhalb dieses Büros über den Vertrag oder Ihr Verhältnis zu Mr. Andreotti zu sprechen.“
Lydia schluckte. „Und was ist Ihre Meinung dazu?“
„Wenn Sie das Geld nicht wirklich dringend brauchen, rennen Sie, was Sie können“, meinte er ehrlich. „Dieser Vertrag kennt keine Gleichheit. Während Sie an einen strengen Verhaltenskodex gebunden sind, kann Mr. Andreotti sich Ihrer Dienste jederzeit und ohne Erklärung entledigen. Darüber hinaus sind weder Ihre Pflichten noch Ihre Arbeitszeit genau definiert. Wenn Sie unterschreiben, sind Sie vertraglich verpflichtet, allem zuzustimmen, was Mr. Andreotti von Ihnen verlangt.“
Sie nickte bedrückt.
„Sollten Sie jedoch Ihrerseits den Vertrag brechen, schuldenSie Mr. Andreotti mit sofortiger Wirkung die Summe von zweihundertfünfzigtausend Pfund. Dadurch werden Sie beträchtlich unter Druck gesetzt, all seine Erwartungen zu erfüllen, ob diese vernünftig sind oder nicht.“
„Ich weiß“, flüsterte Lydia heiser.
„Andererseits ist Mr. Andreotti aber auch gewillt, sehr großzügig zu sein. Er verspricht, sicherzustellen, dass Sie, solange Sie bei ihm sind, in den Genuss jedes erdenklichen Luxus und aller möglichen Vorteile gelangen.“ Der Anwalt konnte sich ein ironisches Lächeln nicht verkneifen. „Man könnte sagen, was er Ihnen anbietet, ist eine moderne Form der Sklaverei, aber zumindest eine mit Ketten aus massivem Gold.“
Nachdem sie den Vertrag unterzeichnet hatte, wurde sie von der bereitstehenden Limousine zum Privatflugplatz gebracht. Dabei zerbrach sie sich die ganze Zeit den Kopf, was sie Gwenna erzählen sollte, denn sie wollte ihre Cousine nicht mit der schmutzigen Wahrheit belasten.
Nur achtundvierzig Stunden später fuhr der Laster einer Spedition vor ihrem kleinen Reihenhaus vor, und die Umzugsleute begannen, ihre Habseligkeiten einzupacken. Den Mietvertrag hatte sie bereits gekündigt. Am darauf folgenden Tag meldete sich die Polizei bei ihr mit der Nachricht, dass sämtliche Anzeigen gegen sie und ihre Mutter zurückgezogen worden seien. Lydia, der ein Stein vom Herzen fiel, hätte so gern zu ihrer Mutter Kontakt aufgenommen, um sie zu beruhigen, dass für sie keine Gefahr mehr bestand, verhaftet zu werden. Doch Virginia hatte es für sicherer gehalten, ihren Aufenthaltsort auch vor ihrer Tochter geheim zu halten, und Lydia stattdessen versprochen, sie anzurufen, sobald sich die ganze Aufregung etwas gelegt haben würde. Aber wenigstens Gwenna schickte Lydia eine SMS mit der erfreulichen Nachricht, und wie erwartet, kam ihre Cousine auf dem Heimweg von der Schule gleich bei ihr vorbei.
„Warum steht ein Umzugslaster vor dem Haus?“, wollte die lebhafte Brünette sofort wissen, und stutzte beim Anblick des Mannes, der in Lydias Küche das Geschirr einpackte.
„Komm mit nach oben“, bat Lydia sie.
„Ziehst du um?“, fragte Gwenna erstaunt.
„Ich ziehe aus.“ Lydia klappte den Koffer zu, der schon fertig gepackt auf ihrem Bett lag. „Erinnerst du dich, wie ich dir erzählt habe, dass ich mich vergangenes Jahr, bevor ich London verlassen habe, von einem Mann getrennt habe?“
„Na ja, du hast nicht gerade viele Worte darüber verloren – nur, dass die Sache mit dem wilden Altrocker ein Publicitygag war, der schiefgegangen ist“, meinte Gwenna trocken. „Du hast mir nie verraten, wer der geheimnisvolle Typ gewesen ist.“
„Cristiano Andreotti … wahrscheinlich hast du noch nie etwas von ihm gehört …“
„He, wir leben schon auf demselben Planeten, und ich lese die gleichen Magazine wie du. Bist du wirklich mit diesem megareichen Frauenheld ausgegangen? Kein Wunder, dass du dir die Finger verbrannt hast!“
Lydia leistete ihrer Cousine insgeheim Abbitte, weil sie zu einer Notlüge greifen würde. „Nun ja, als Cristiano in der Presse die Geschichte über das fehlende Geld mitbekommen hat, ist er
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