DAS MODEL UND DER MILLIARDÄR
hergekommen, um mir zu helfen. Er hat das Geld zurückgezahlt, weshalb die Anzeigen fallen gelassen worden sind … und Cristiano und ich sind wieder zusammen.“
Gwenna sah sie verblüfft an. „Deshalb willst du also wieder nach London zurück?“
„Ich ziehe mit ihm zusammen. Nein, sag nichts! Ich weiß, dass du es nicht gutheißt.“
„Natürlich nicht! Was soll ich denn denken? Der Kerl zieht zweihundertfünfzigtausend Mäuse aus dem Hut, undfünf Minuten später bist du bereit, zu ihm zu ziehen?“
Lydia zuckte zusammen. Es war gar nicht so einfach, sich eine überzeugende Geschichte auszudenken. In ihrer Not griff sie nach der alten Keksdose, die neben dem Bett stand und allerlei Schätze und Erinnerungen aus ihrer Kindheit und Teenagerzeit enthielt. Lydia klappte den Deckel auf, kramte ein wenig herum und zog dann ein Foto hervor.
„Wer ist das?“, fragte Gwenna.
Errötend reichte Lydia ihr den kleinen Bilderrahmen. „Ich … habe das Foto aus einem Magazin ausgeschnitten, als ich vierzehn war.“
Gwenna blinzelte erstaunt. „Aber … das ist er doch, nicht wahr? Cristiano Andreotti? Du hast schon damals für ihn geschwärmt?“
„Ja. Er ist die Liebe meines Lebens, und, ehrlich gesagt, ein besseres Angebot als seines werde ich sicherlich nicht noch einmal in meinem Leben erhalten“, erklärte Lydia tapfer. Aber als Gwenna ihr das Bild zurückgab, legte sie es rasch auf die Fensterbank, als wäre der abgegriffene Metallrahmen plötzlich glühend heiß geworden. „Ich will wirklich mit ihm zusammen sein, Gwenna. Bitte, verdirb es mir nicht.“
Gwenna betrachtete sie skeptisch, presste dann unglücklich die Lippen zusammen und sagte nichts mehr dazu. Stattdessen ging sie bereitwillig darauf ein, dass Lydia sich nun ganz praktischen Dingen zuwandte, und bot ihr an, sich um Lydias Post zu kümmern und sie ihr nachzusenden.
Einer von Cristianos Angestellten rief an, um Lydia über die Abreisemodalitäten zu informieren, und sie fragte sich allmählich, ob sie sich für die Zukunft daran gewöhnen musste, dass Cristiano seine Befehle über dritte Personen an sie weitergab. Einerseits fühlte sie sich auf diese Weise ganz wie eine Angestellte, andererseits machte es ihr auch Angst. Wie würde ihr Leben aussehen, wenn Cristiano alle Fäden in der Hand hielt?Bei ihrer Rückkehr nach London musste Lydia zunächst einmal feststellen, dass ihr erstes Ziel ein exklusiver Schönheitssalon war, wo man für sie ein umfangreiches Programm gebucht hatte. Ganz offensichtlich wollte Cristiano sie nicht einmal sehen, bis sie entsprechend hergerichtet war … eine demütigende Erfahrung, wie Lydia fand. Für den Rest des Tages wurde sie also von einer Behandlung zur anderen weitergereicht, bis sie von Kopf bis Fuß wieder perfekt gestylt war.
Kaum saß sie in der Limousine, die sie pünktlich abholte, rief Cristiano an.
„Hast du es genossen, wieder verwöhnt zu werden?“
Der aufregend erotische Klang seiner tiefen Stimme jagte ihr unwillkürlich einen Schauer über den Rücken. Wider Willen tauchten erregende Bilder vor ihr auf … und riefen ihr die unleugbare Tatsache ins Bewusstsein, dass sie wohl noch heute Nacht das Bett mit ihm teilen würde. „Ja, natürlich“, schwindelte sie, denn es hatte kaum einen Sinn, ihm ihre wahren Gefühle zu offenbaren.
„Ich kann dir zum Abendessen keine Gesellschaft leisten. Mach es dir in meiner Wohnung bequem …“ Den Geräuschen nach zu urteilen, wandte er sich kurz vom Telefon ab, um mit jemand anderem zu sprechen, bevor er das Gespräch zerstreut beendete: „Wir treffen uns später in einem Klub.“
Cristianos Wohnung war noch riesiger, als sie es von ihrem einzigen vorherigen Besuch in Erinnerung hatte. Ein Butler führte sie, offenbar einer Anordnung folgend, durch eine große Anzahl nüchtern und modern eingerichteter Räume, deren Wände atemberaubende Kunstwerke zierten, bevor er sie schließlich in einem Schlafzimmer allein ließ, das zu ihrer Erleichterung keinerlei männliche Note aufwies. Aufatmend durchquerte Lydia den Raum, um das schimmernde silberfarbene Kleid näher zu betrachten, das augenscheinlich für sie an den Schrank gehängt wordenwar. Aus glänzendem Satin gefertigt, war es zweifellos eine Kreation des angesagtesten Modedesigners der aktuellen Saison … und Lydia erkannte sofort, dass es vor allem ausgesucht worden war, um ihre langen Beine gewagt in Szene zu setzen.
Doch was für ein Recht hatte sie zu protestieren? Hatte sie nicht
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