DAS MODEL UND DER MILLIARDÄR
regungslos.
„Ich bin durchaus ein Ehrenmann und habe moralische Prinzipien. Natürlich kann ich nicht ändern, was geschehen ist. Aber wie es scheint, hast du diese Runde ohne Mühe gewonnen. Ich bin gewillt, dich zu heiraten.“
7. KAPITEL
Lydia wagte kaum zu atmen. Ungläubig sah sie Cristiano an. „Mich … heiraten? Du bist … gewillt , mich zu heiraten?“
Er trank den letzten Schluck aus seinem Weinglas. „Es wird nicht ganz so furchtbar für mich sein, denn ich finde dich unglaublich begehrenswert, gioia mia .“
„Ich bin begeistert.“ Ihr spöttischer Ton überdeckte, was sie wirklich empfand: verletzter Stolz, Enttäuschung und Schmerz. Ein Heiratsantrag von Cristiano war einmal ihr größter Traum gewesen. Nun aber war so offensichtlich, wie widerstrebend er sich dazu durchgerungen hatte, dass es fast komisch war. Lydia fragte sich dumpf, warum sie nicht lachte.
Cristiano betrachtete sie nachdenklich. „Davon geh ich aus.“
Am liebsten hätte sie ihn geohrfeigt. Er wusste natürlich genau, was er in Bezug auf Aussehen, Status und Vermögen wert war. Dabei kam ihm aber nicht in den Sinn, dass eine Frau mehr von ihm erwarten könnte als diese oberflächlichen Attribute. Geschweige denn, dass man ihn zurückweisen könnte.
„Was empfindest du für mich?“
Ihre Frage traf ihn unerwartet. „Was soll das heißen?“
Lydia war kreidebleich geworden. „Du bist nicht dumm“, meinte sie langsam. „Du weißt genau, was ich meine.“
„Es geht mir nicht um Liebe, sondern nur um Sex“, erklärte er schroff.
„Und ich bin nicht so einfach zu haben. Ich werde nur aus Liebe heiraten.“ Mit einem Lachen überspielte sie, wie bitterernst ihr diese Worte waren.
Er verzog keine Miene. „Mir ist klar, dass ich dich mit meinem Antrag sehr überrascht habe.“
„Das hast du allerdings.“
„Dennoch gefällt mir deine Reaktion nicht“, fügte er unverblümt hinzu.
Sie senkte den Kopf und rang um Fassung. Dies war der erste Heiratsantrag, den sie erhielt, und er war eine Beleidigung. Cristiano kannte seinen Wert nur zu gut, und er sah keinen Grund, warum er die erniedrigende Tatsache verschleiern sollte, dass er sie einfach nach Bedarf im Bett zur Verfügung haben wollte. Wahrscheinlich war er sogar überzeugt, dass sie sich geehrt fühlen musste, wenn er ihr seinen Namen und seine Reichtümer anbot. Ihre Rolle war es, sein großzügiges Geschenk dankbar anzunehmen und ihr Glück kaum fassen zu können. Aber nichts in der Welt hätte ihr in diesem Moment eine derartige Reaktion entlocken können. Wie konnte er es wagen, sich einzubilden, dass sie ihn zu solchen Bedingungen nehmen würde?
„Es tut mir leid, wenn dir meine Reaktion nicht gefällt“, erwiderte sie, ohne aufzublicken. „Aber jemanden wie dich würde ich nie heiraten wollen.“
Eisiges Schweigen. Sie hatte ihn beleidigt, und sein Missfallen war in der frostigen Atmosphäre fast greifbar.
„Sieh mich an.“
Unwillkürlich folgte sie seiner Aufforderung, weil es kaum möglich war, sich Cristiano Andreottis bezwingender Autorität zu widersetzen.
Er sah sie durchdringend an. „Du sagst Nein?“
Sie nickte mechanisch.
Maßlose Wut stieg in ihm auf. Er wollte es nicht glauben. War es möglich, dass sie ihn so sehr verabscheute? Kein angenehmer Gedanke, weshalb er ihn rasch verdrängte. Schön, wenn sie nicht einzuschätzen vermochte, welche Vorteile es haben würde, seine Frau zu werden, so war zumindest der Ehre Genüge getan. Im Grunde tat sie ihm sogar einen Gefallen. Zum ersten Mal rief Cristiano sich ins Gedächtnis, dass sie ja immerhin eine Diebin war … und er fragte sich verwundert, wie er eine Heirat mit ihr auch nur hatte in Erwägung ziehen können.
Schon wieder ganz Geschäftsmann, warf Cristiano einen prüfenden Blick auf seine Rolex. „Wir werden morgen sehr früh nach London fliegen.“
„Wirklich? Aber wir sind doch gestern erst hier angekommen.“
„So ist mein Leben. Ich habe eine Vorstandssitzung in meinem Londoner Büro.“
„Natürlich“, meinte Lydia leise. Kein weiteres Wort mehr über den Heiratsantrag? Anscheinend nicht. Cristiano wirkte bereits wieder völlig abgeklärt und gleichmütig.
„Und du hast einen Termin mit der ‚Happy Holidays‘-Wohltätigkeitsorganisation.“
Lydia wurde kreidebleich und hoffte, ihn missverstanden zu haben. „Wie bitte …?“
„Du wirst in diesen sauren Apfel beißen und gute Miene zum bösen Spiel machen müssen. Ich erwarte, dass du die
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