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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Verhalten mag als Beweis für die Unschuld des Jungen dienen, der nun im Gefängnis von Shrewsbury sitzt und des Mordes an Gervase Bonel verdächtigt wird. Zu Meurigs Ehrenrettung muß ich euch sagen, daß er nichts von Edwin Gurneys Verhaftung weiß, dessen bin ich sicher.«
    »Wir haben keine andere Wahl, als ihn zu verfolgen«, sagte der Vorsitzende, »und das wird geschehen. Natürlich müssen wir das Protokoll dieser Sitzung dem Landrat in Shrewsbury schicken. Das gebietet allein schon die Höflichkeit. Bist du damit zufrieden?«
    »Mehr verlange ich nicht. Bitte, schick ihm auch die Phiole.
    Ein Novize namens Mark kann alle erforderlichen Angaben machen, denn er hat sie gefunden. Schick alles an Hugh Beringar, den stellvertretenden Landrat, der das Amt zur Zeit leitet, und sorge dafür, daß ihm der Bericht und das Beweisstück persönlich übergeben werden. Ich würde gern selbst nach Shrewsbury zu reiten, aber ich habe hier noch eine Pflicht zu erfüllen.«
    »Es wird ein paar Stunden dauern, bis man die nötigen Abschriften angefertigt und beglaubigt hat. Spätestens morgen abend wird der Stellvertreter des Landrats den Bericht in Händen haben. Ich denke, dein Gefangener hat nichts mehr zu befürchten.«
    Bruder Cadfael bedankte sich, verließ die Kirche und betrat die Straße, wo sich eine erregte Menge eingefunden hatte. Die Neuigkeit hatte sich in Windeseile herumgesprochen und verbreitete sich vermutlich schon hinter allen Bergen von Cynllaith. Aber nicht einmal die Gerüchte liefen so schnell wie Meurig, denn er wurde an diesem Tag nicht mehr gesehen.
    Cadfael holte sein Pferd von der Weide, stieg auf und ritt davon. Die Müdigkeit, die ihn fast überwältigt hatte, als seine Bemühungen plötzlich überflüssig geworden waren, ging allmählich in tiefe Trauer über und dann in stille Dankbarkeit. Er ritt langsam zurück, denn er brauchte Zeit zum Nachdenken - und vor allem Zeit für einen anderen, der es noch viel nötiger hatte, gründlich zu überlegen. Mit einem wehmütigen Seitenblick passierte er Mallilie. Das Ende würde nicht hier stattfinden. Er wußte sehr gut, daß es noch nicht vorüber war.
    »Du kommst früh zurück, Bruder«, meinte Simon und legte frisches Brennholz unter die Kohlenpfanne. »Was immer du erledigen mußtest - ich nehme an, daß Gott dir geholfen hat.«
    »Ja, das hat er getan«, bestätigte Cadfael. »Und jetzt ruh dich wieder aus und überlaß mir die restliche Arbeit. Ich habe das Pferd bereits gestriegelt und gefüttert. Es ist nicht müde, denn ich habe es nicht überanstrengt. Nach dem Abendessen werde ich den Hühnerstall schließen und die Kuh versorgen.
    Und es ist immer noch früh genug, um die Mutterschafe in ihren Stall zu bringen, denn ich glaube, die Nacht wird kalt. Seltsam - in diesen Bergen ist es eine gute halbe Stunde länger hell als in der Stadt.«
    »Deine walisischen Augen gewinnen allmählich ihre Sehkraft wieder, Bruder. Hier gibt es wenige Nächte, wo ein Mann nicht über die Berge reiten kann, ohne Gefahren befürchten zu müssen - vorausgesetzt, er kennt das Land. Nur in den Wäldern ist es richtig dunkel. Einmal unterhielt ich mich mit einem Wanderbruder aus dem Norden, einem rothaarigen Rauhbein, dessen Sprache ich kaum verstand. Er war Schotte, und er erzählte mir, in seiner fernen Heimat gäbe es Nächte, wo die Sonne schon wieder aufgeht, kaum daß sie gesunken ist, und in ihrem Widerschein könnte man auch in den finstersten Stunden alle Wege finden.« Bruder Simon seufzte verträumt. »Aber wer weiß? Vielleicht war er ein verrückter Schwärmer. Jedenfalls habe ich so etwas nie erlebt, denn ich bin nie über ehester hinausgekommen.«
    Bruder Cadfael verzichtete darauf, seine Reisen zu erwähnen, an die er sich nun mit der staunenden Zufriedenheit eines Mannes erinnerte, der zur Ruhe gekommen war. Um der Wahrheit die Ehre zu geben - er hatte die Stürme ebenso genossen wie die jetzige Flaute - falls man von einer Flaute sprechen konnte. Nun - alles zu seiner Zeit und am rechten Ort ...
    »Ich bin froh, daß ich bei euch war«, sagte er wahrheitsgemäß. »Hier riecht es wie in Gwynedd, hier kann ich walisisch reden, und das ist ein Gewinn, denn in Shrewsbury finde ich kaum Gelegenheit dazu.«
    Bruder Barnabas tischte das Essen auf, sein gutes, selbstgebackenes Brot, Gerstensuppe, Schafskäse und getrocknete Äpfel. Das Atmen bereitete ihm keine Schwierigkeiten mehr, und er eilte tatendurstig umher. »Du siehst, ich bin wieder

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