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Das mohnrote Meer - Roman

Das mohnrote Meer - Roman

Titel: Das mohnrote Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amitav Ghosh
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Achterdeck. Regengüsse peitschten den Schoner, es war, als hätten sich die Segel losgemacht und zerrissen sich am Rumpf. Zachary war im Nu bis auf die Haut durchnässt und hob die Hand, um seine Augen vor dem prasselnden Regen zu schützen. Blitze zuckten in breiter Front über den Himmel und erhellten mit ihrem flackernden Licht das Wasser. In dieser unwirklichen Beleuchtung sah Zachary ein Boot, das einen Moment lang über einem Wellenkamm auftauchte. Obwohl es bereits zwanzig Yards vom Schiff entfernt war, erkannte Zachary die Gesichter der fünf Männer darin. Serang Ali saß an der Pinne, die anderen vier drängten sich in der Mitte zusammen – Jodu, Nil, Ah Fatt und Kalua. Serang Ali hatte Zachary ebenfalls erblickt und hob die Hand, um zu winken, doch da verschwand das Boot hinter einer heranrollenden Welle.

    Während das Gewitter westwärts abzog, merkte Zachary, dass er nicht der Einzige war, der dem Boot nachschaute. Unten auf dem Hauptdeck standen untergehakt noch drei andere Gestalten. Zwei von ihnen erkannte er sofort, Paulette und Babu Nob Kissin, doch die dritte war eine Frau in einem durchnässten Sari, die noch nie in seiner Gegenwart ihr Gesicht enthüllt hatte. Im fahlen Licht aus den Gewitterwolken drehte sie sich um und schaute zu ihm herauf, und er erblickte ihre durchdringenden grauen Augen. Er sah das Gesicht zum ersten Mal, und doch wußte er, dass er die Frau schon einmal gesehen hatte. Ganz ähnlich wie jetzt hatte sie in einem nassen Sari und mit triefendem Haar vor ihm gestanden und ihn mit erschrockenen grauen Augen angesehen.
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GLOSSAR
    Zu den Schreibweisen im Buch: Personen- und Ortsnamen, Sprachen und Amtsbezeichnungen wurden durchweg groß, gerade und ohne etwaige Längen geschrieben.
    Indische Wörter wurden in anglo-indischem Kontext ebenfalls groß, gerade und ohne Längen geschrieben, in indischem Kontext dagegen klein, kursiv und ggf. mit Längen.
    Zur Aussprache der im Text und im Glossar vorkommenden Fremdwörter: Die Konsonanten(verbindungen) ch, j (bzw. im Anglo-Indischen auch -dg-) und sh werden wie im Englischen ausgesprochen; Vokale wie im Deutschen mit folgenden Einschränkungen: e, o, ai und au sind immer lang, die übrigen Vokale je nachdem kurz oder (dann am Längenstrich erkennbar) lang. S ist immer stimmlos, z ist ein stimmhaftes s, und y wird wie das deutsche j ausgesprochen.
    Im Text kommen fünf verschiedene »indische« Sprachen – bzw. Wörter aus diesen – vor: Hindustani, Bhojpuri (das von den meisten Sprachwissenschaftlern lediglich als eine Gruppe von Hindidialekten angesehen wird), Bengali, Sanskrit und »Anglo-Indisch«. Letzteres besteht aus mehr oder weniger verballhornten Hindustani-, Bengali- und anderen (durchaus auch außerindischen) Wörtern und Redewendungen sowie zum Teil auch aus erfundenen, für britische Ohren »indisch« klingenden Wörtern. Bei anglo-indischen Wörtern wurde insofern von der eigentlichen, das heißt britischen Schreibung
abgewichen, als die Konsonanten zwar unverändert übernommen wurden, die Vokale aber stellenweise durch solche ersetzt, die es dem deutschen Leser ermöglichen, das Wort annähernd richtig auszusprechen (also statt u → a, statt ee → i, statt oo → u).
    Der Grund dafür lässt sich anhand zweier allgemein bekannter Beispiele erklären: Die beiden Wörter »Pyjama« und »Bungalow« sprechen sich auf Deutsch wie »Püdschama« und »Bungaloh« aus. Tatsächlich lauten sie aber – auf Englisch und auch auf Hindustani, woher sie letztlich stammen – »pajdschaama« ( pāyjāmā ) und »bangalo« ( banglā ).
    Indische Substantive tragen im Text den ihrem »eigentlichen« Genus entsprechenden Artikel, also etwa »der kurtā « und »die cholī «, wobei anzumerken ist, dass es im Hindustani zwei Genera gibt, im Sanskrit drei, während das Bengali überhaupt kein grammatisches Geschlecht kennt; Bengali-Wörter haben hier deswegen das Genus des (mehr oder weniger) entsprechenden deutschen Wortes.
    Im Glossar erscheint hinter anglo-indischen Wörtern, wann möglich, die ihnen zugrunde liegende korrekte »indische« (teilweise aber auch persische, arabische, portugiesische …) Form.

    Abdar ( ābdār ): Diener, der für das Wasser im Haus zuständig ist
    abe: unhöfliche, rüde Interjektion
    abīr: dunkelrotes Farbpulver; Dunkelrot
    achār: süßsauer und scharf eingelegtes Obst und Gemüse
    achchhā: gut
    adhelā: (früher) Münze sehr geringen (regional unterschiedlichen)

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