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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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gefolgt von Pink, Carlton, DesJardins und Ramey. Der drehte sich noch einmal um und sah in hilflosem Zorn zu, wie das Schiff, für das er verantwortlich gewesen war, in den Wogen verschwand.
    Bald schon verzehrten Flammen das brennende Öl auf dem Wasser. Dunkelheit hüllte sie ein. Vereinzelt leuchteten Sterne am Himmel.

 
    53.

Der Kontakt
     
    USS Seawolf
    Barents-See
    381 Meilen nordöstlich von Murmansk, 23.14 Uhr
     
    Das atomgetriebene U-Boot USS Seawolf war leiser als jedes andere von Menschenhand gebaute Unterwasserfahrzeug. Das Schiff war so still, dass die beiden mit 52.000 PS betriebenen Turbinen in etwa so viel Energie ausstrahlten wie das Nachtlicht in einem Kinderzimmer. Die Urankernspaltung wandelte Wasser zu Dampf, der die Generatoren antrieb und den an Bord benötigten Strom erzeugte. Luftfilter saugten Kohlendioxid aus der Innenatmosphäre des U-Boots ab und leiteten das Gas ins Achterwasser der Pilotenkanzel. Stickstoff/Sauerstoffgeneratoren sorgten für Frischluft. Eine Süßwasseranlage erzeugte 37.850 Liter Wasser pro Tag. Deshalb konnte die Seawolf viel länger unter Wasser bleiben als die übliche Fahrtdauer von sechs Monaten; die Länge der Reisen wurde nur durch den Lebensmittelvorrat begrenzt. Die Seawolf konnte aus ihrem Heimathafen Groton in Connecticut auslaufen und in fast jedem Meer auf dem Globus unbemerkt auftauchen. Das aber setzte voraus, dass das U-Boot nicht mit seiner Höchstgeschwindigkeit von fünfzig Knoten fuhr. Bei einem solchen Tempo machten selbst die besten Schrauben einen Heidenlärm. Das Phänomen heißt Kavitation: Durch die schnelle Drehung der riesigen Schiffsschraube werden hoher Wasserdruck und eng zusammengeballte Luftbläschen erzeugt, die auf die Flügelenden der Schraube prallen. Lärm erhöht die Gefahr einer unerwünschten Ortung. Und wenn Gefahr droht, hat dies erhöhte Wachsamkeit zur Folge.
    Der Sonartechniker Jorge de la Torre Gonzales schloss die Augen und legte den Kopf schief, konzentrierte sich völlig auf sein Gehör. Gonzales, von der übrigen Besatzung scherzhaft »Ears« genannt, besaß ein geradezu unheimliches Talent dafür, selbst schwächste Signale wahrzunehmen, bevor sie vom schiffseigenen Aufklärungs- und Ortungssystem BSY-2 – Spitzname »Busy Two« – aufgespürt wurden. Gerade glaubte Ears, im Kopfhörer etwas gehört zu haben: Ein schwaches Geräusch inmitten des Rauschens. Er schaute auf den »Wasserfall«-Bild- schirm von Busy Two, der die Frequenzen in senkrechten Linien aufzeichnete.
    Nichts.
    Wieder hörte er das Geräusch. Diesmal länger. Ears verstellte die Akustikregler, um den Laut zu isolieren, und hob dann plötzlich den rechten Zeigefinger. Das Signal erklang nun ununterbrochen. Kontinuierlich und in Wiederholungen. Viel zu regelmäßig, als dass es von einem Lebewesen stammen konnte. Also ein mechanisches Geräusch, schloss Ears. Wieder schaute er auf den Bildschirm. Bingo. Da war es – schwach nur, aber zu erkennen. Eine deutliche Frequenzlinie vor dem Wasserfall.
    »Sir, ich habe einen Kontakt«, meldete er dem Sonaroffizier. »Peilung Nordwest.«
    »Bestätigt.« Der Sonaroffizier drückte die Taste der Gegensprechanlage. »Sonar an Zentrale. Neuer Kontakt, Kennzeichnung Sierra einundzwanzig, Peilung Nordwest.« »Sierra« bezeichnete einen neuen Sonarkontakt. Jedem Kontakt wurde eine fortlaufende Nummer zugeordnet. Folglich war der neue Kontakt der einundzwanzigste, seit die Seawolf ihren Heimathafen verlassen hatte. Ziemlich viele Kontakte für eine Fahrt, die erst vor einer Woche begonnen hatte; das aber lag an den eifrigen Vorbereitungen für die NATO-Übung in der GIUK-Region.
    »Können Sie ihn identifizieren?«, fragte der XO.
    »Bin schon dabei, Sir.« Auch der Sonaroffizier horchte nun angestrengt. »Wonach klingt das, Ears?«
    Die Identifizierung der Geräusche von Sierra 21 wäre für den Sonartechniker viel leichter gewesen, wäre die Seawolf normal gefahren. Doch ihre hohe Geschwindigkeit führte zu Kavitation und Schwingungen, die fast jeden Laut des neuen Signals übertönten. »Ist weit weg, jagt aber wie ’ne Fledermaus dahin. Weit reichende Kavitation. Hört sich an wie …«, Ears verstummte kurz, zögerte, »wie eine Delta III, Sir.«
    »Das kann nicht stimmen. Sämtliche Delta III wurden verschrottet.«
    »Das dachte ich auch gerade, Sir. Ich prüf das mal mit Busy Two nach, Sir.« Ears speiste das Signal aus dem Sonar in den Computer ein. Der BSY-2 irrte sich selten. Das Weitbereichsnetz

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