Das Monopol
nicht mal Houdini aufkriegen.« Krebski gab ihm sein Messer. Für die scharfe Klinge war der starke Nylonstoff kein Hindernis. Carlton trennte die Spitze des Beutels ab und leuchtete mit seiner Taschenlampe hinein.
Sprachlos starrte er auf den Inhalt. »Mein Gott«, brachte er schließlich heraus. Das Funkeln der Steine aus dem Beutel war so stark, dass er fast wünschte, er hätte seine Sonnenbrille mitgebracht. Carlton griff hinein und holte eine Hand voll Diamanten heraus. Alle waren vorzüglich geschliffen und wiesen die vorgeschriebene Anzahl Facetten auf. Er brauchte weder Therese de la Pierre noch einen anderen Experten, um zu wissen, dass es Diamanten von Edelsteinqualität waren. Einer war blau und fast so groß wie ein Golfball, ein Brillant mit 58 Facetten. Sein Leuchten war so intensiv, dass er von innen heraus zu glühen schien. Carlton hielt ihn ins Licht der Taschenlampe und starrte wie gebannt darauf.
Pink stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Ich kann es nicht glauben.«
»Ich auch nicht«, sagte eine laute Stimme hinter ihnen. Sie fuhren gleichzeitig herum, konnten im Dunkeln aber nichts erkennen. In diesem Augenblick leuchteten überall Lampen auf und tauchten den langen Korridor in grelles weißes Licht.
Carlton, Erika, Pink und die Mitglieder der Crew starrten sprachlos vor Entsetzen in die Mündungen der Kalaschnikows. Rasch stopfte Carlton den blauen Diamanten in den Ärmelaufschlag seines Parkas.
»Hände hinter den Kopf!«, befahl Uljanow in makellosem Englisch.
»Ich muss mich bei Ihnen bedanken, dass Sie Pjaschinews Rätsel gelöst haben. Ein Schiff namens Rossija und dessen dritte Hülle. Wer hätte gedacht, dass es so simpel ist? Natürlich konnte nur ein Amerikaner dieses kindisch einfache Rätsel lösen.« Er grinste über seinen Witz, dann war das Grinsen plötzlich weggewischt. »Kommen Sie mit, aber schön der Reihe nach.«
»Sie arbeiten also mit Waterboer zusammen«, stellte Carlton fest und bemühte sich, keine Furcht zu zeigen. Fieberhaft suchte er nach einem Ausweg.
»Warum sagen Sie das?«, fuhr Uljanow ihn an.
»Wer sonst sollte Sie für diese Diamanten bezahlen?«
Uljanow stieß ein verächtliches Lachen aus. »Ihr Amerikaner.
Immer glaubt ihr, was Hollywood euch eintrichtert. Wir haben kein Interesse an Waterboer. Unser einziges Ziel ist, dass Russlands Diamanten bei unserer Heiligen Mutter Russland bleiben. Dort, wo sie hingehören.«
Die Heilige Mutter Russland? Hammer und Sichel auf den Pelzkappen? Wer immer diese Typen waren, zur russischen Marine gehörten sie ganz sicher nicht. Vermutlich auch nicht zu Jagodas GRU-Team.
»Woher wussten Sie dann, wo wir waren?«
»Es war sehr einfach, Mr Carlton. Aber ich will Sie nicht mit Einzelheiten langweilen.« Uljanow zeigte auf die Newskij. »Los. Über den Steg.«
Mehr wütend als ängstlich ging Carlton an Deck der Alexandr Newskij, die anderen folgten. Es überraschte ihn nicht, dass sein verschlüsselter Hilferuf an Forbes abgefangen worden war: Fress musste die Nachricht abgehört und an Waterboer weitergegeben haben; dann hatte Waterboer seinen russischen Agenten Order erteilt, sie aufzuspüren und die Diamanten zu beschlagnahmen. Deshalb konnte es kaum überraschen, dass nun plötzlich russische Nationalisten auftauchten, die von Waterboer unterstützt wurden. Was Carl ton hingegen wütend machte, war der Umstand, dass weder Jagodas noch Forbes’ Rettungstruppen erschienen waren.
»Sie sollten beim Telefonieren ein bisschen vorsichtiger sein.«
»Was haben Sie mit uns vor?«, wollte Erika wissen.
»Was glauben Sie? Wir bringen euch zurück zu eurem Schiff. Unsere Mission ist erfüllt. Wir haben die Diamanten. Ihr nicht.«
»Sie wollen doch nicht etwa …«
Wieder das verächtliche Lachen.
»Euch töten? Es spielt keine Rolle, dass ihr jetzt wisst, dass wir die Diamanten haben. Ehrlich gesagt, freue ich mich darüber.« Uljanow wandte sich an einen seiner Männer. »Bring sie zu ihrem Schiff, und zerstöre ihre Funkgeräte. Wo ein amerikanischer Soldat ist, sind tausend in der Nähe. Wir können nicht riskieren, dass sie Verstärkung rufen.«
Der Soldat gehorchte.
»Gute Reise!«, rief Uljanow ihnen von der Reling der Rossija aus zu.
»Die haben … die können uns doch nicht einfach so gehen lassen!« Zitternd stand Erika an Bord der Claire.
Pink betrachtete die verschmorten Kabel und das übrige Chaos, das die Bombe der volki im Funkraum hinterlassen hatte. Ein paar Kabel sprühten immer
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