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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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Vernichtung
     
    NATO-Luftstützpunkt
    Keflavik, Island, 20.06 Uhr
     
    Major Elmers von der US-Luftwaffe studierte die Tagesberichte, als das Telefon klingelte. »Elmers am Apparat.«
    »Sergeant Winston, Sir. Von der Wartungseinheit. Verzeihen Sie, dass ich Sie ohne Beachtung der üblichen Rangfolge anrufe, Sir, aber es handelt sich um einen Notfall.« Der Sergeant stand drei volle Dienstgrade unter dem Major. Nach den Vorschriften hätte Sergeant Winston zuerst den Lieutenant, dieser den Captain und dieser wiederum Major Elmers anrufen müssen.
    »Was für ein Notfall?« Elmers argwöhnte, dass es um eine Überraschungsparty zu seinem Geburtstag ging. Denn jedes Jahr zerbrachen sich seine Untergebenen den Kopf, wie sie ihn ködern konnten: Sie dachten sich einen fiktiven Notfall aus, der sich jedoch glaubhaft anhörte, damit Elmers mitten am Tag zu ihnen kommen musste. Dort wurde er dann gebührend mit Luftschlangen, Ballons und Jubelrufen empfangen.
    »Nun, ich … Sir, Sie sollten wirklich herkommen.«
    »Wenn es so wichtig ist, Sergeant.« Elmers musste grinsen. »Wo stecken Sie?«
    »In der Leichenhalle, Sir.«
    »Leichenhalle. Na schön, bin schon auf dem Weg.« Die Leichenhalle? Dieses Jahr übertrafen sie sich selbst.
    In seinem Humvee fuhr er vom Wohnblock der Offiziere zu einem großen Betonbau, in dem sich das Krankenhaus, eine Art Sanatorium für Genesende und die Leichenhalle befanden. Sergeant Winston stand vor dem Haus im eisigen Wind und salutierte. Sie sah verwirrt und verängstigt aus. Sie ist eine verdammt gute Schauspielerin, ging es Elmers durch den Kopf.
    »Gehen Sie voran, Sergeant.«
    Er ging durch den Hauptkorridor an einem Gefreiten vorbei, der strammstand, und betrat dann die kleine Leichenhalle.
    Keine Luftschlangen oder Ballons. Keine Glückwünsche. Was Elmers hier sah, überraschte ihn mehr als jede heimlich vorbereitete Geburtstagsfeier.
    Auf den Bahren lagen drei Männer.
    Nackt.
    Elmers beugte sich zu dem ersten hinunter und zuckte erschrocken zusammen. »Mein Gott!«
    »Erkennen Sie die Männer, Sir?«, fragte der leitende Arzt, der zugleich Leichenbeschauer war.
    Elmers zeigte auf jede der Leichen. »Major Leyland. Captain Carruthers. Captain Fox. Royal Air Force. Was ist passiert?«
    »Notieren Sie bitte, Lieutenant«, sagte der Arzt zu seinem Assistenten, dann wandte er sich wieder an Elmers. »Hypothermie, Sir – Kältetod. Sie sind steif gefroren. Sie wurden in einem der Müllcontainer hinter den Waschräumen der Offiziere gefunden.«
    »Müllcontainer? Wie konnten drei nackte Piloten in Müllcontainern erfrieren?«
    »Sie müssen betäubt worden sein. Die Autopsie wird uns verraten … Verzeihung, Major. Sagten Sie Royal Air Force?«
    »Ja. Die Männer nahmen an einer RAF-Übung teil, die heute Nachmittag mit einem Flugzeugträger der Royal Navy stattfand …« Er erinnerte sich an den Eintrag im Logbuch. »Einen Moment. Sie sind heute Nachmittag um 14-0-0 losgeflogen.«
    »Sir, sie sind immer noch …«
    »Nicht die Piloten. Die Flugzeuge. Die Harriers sind heute Nachmittag abgeflogen.«
    »Aber das ergibt doch keinen Sinn, Major. Wie konnten die Maschinen starten, wenn die Piloten hier …«
    »Geben Sie mir das Telefon. Sofort.« »Tot? Sie sind tot?«, wiederholte Admiral Hennessey. »Aber sie haben doch vorschriftsmäßig auf der Hälfte des Fluges aufgetankt … mein Gott!« Er wandte sich an den jungen Gefreiten, der in der Nähe wartete. »Verbinden Sie mich mit Jack Yorbis auf der Reagan. Sofort!« Wieder in den Hörer: »Vielen Dank für die Nachricht, Major. Ich rufe zurück.«
    Der Fähnrich reichte Hennessey einen anderen Hörer. »Admiral Yorbis, Sir.«
    »Jack? Hier spricht Cyril. Einer Ihrer Majore in Keflavik hat mir gerade berichtet, dass sie vor ein paar Minuten drei Harrierpiloten tot aufgefunden haben.«
    »Tot? Aber wer fliegt dann die …«
    »Genau.«
    »Aber dann passt ja alles zusammen! Laut unserem Radar halten die Harriers aus Keflavik immer noch gleichen Kurs und Geschwindigkeit. Sieht so aus, als wollten sie nach London. Und ich glaube nicht, dass sie es auf Tee und Schnittchen im Savoy abgesehen haben.«
    »Was ist mit Ihren Abfangjägern?«
    »Sind schon unterwegs.«
    »Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen. Ich fürchte, die britische Marine muss die Hilfe ihrer amerikanischen Waffenbrüder noch ein wenig länger in Anspruch nehmen.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Zwingen Sie die feindlichen Harriers zur Landung. Gott allein mag wissen,

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