Das Monopol
dass Sie alle es geschafft haben«, entgegnete MacLean. »Wenn doch meine Schiffe auch so viel Glück gehabt hätten. Wie ist es Ihnen ergangen, nachdem die Claire gesunken war?«
»Glauben Sie mir, das wollen Sie lieber nicht wissen. Das meiste davon ist ohnehin geheim. Ich kann Ihnen aber eins verraten: Amerika und Russland sind jetzt auf der verdammt sicheren Seite, weil wir mit Ihrer Hilfe eine Menge Gutes tun konnten. Leider hat es aber auch dazu beigetragen, dass Waterboer stärker geworden ist.«
»Ich muss mich auf Ihr Wort verlassen. Was Waterboer angeht … ich glaube, ich habe einen Riss im Panzer gefunden.«
»Einen Fehler im Diamanten, sozusagen?«
»Diese Leitung ist nicht abhörsicher. Ich kann es Ihnen jetzt nicht erklären.«
»Dann tun Sie’s auch nicht. Aber vielleicht eine Andeutung?«
»Colonel Saunders weiß über die Einzelheiten Bescheid. Er wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen.«
Carlton spürte wieder die eisige Kugel im Magen. »Warum will ich das nicht hören?«
»Es wird längst nicht so kompliziert wie das, was Sie bereits hinter sich haben, könnte ich mir vorstellen. Wir brauchen nur eine bestimmte Information. Außerdem, da bin ich ziemlich sicher, ist die Quelle uns freundlich gesinnt. Ich selbst kann nicht hinfahren, Carlton. Ich bin hier gefangen. Sie können natürlich ablehnen, aber dies ist vielleicht unsere letzte Chance, Waterboer nachhaltig zu schaden. Zumindest fällt mir nichts anderes mehr ein.«
»Ich warte auf Nachricht von Saunders. Aber denken Sie daran – ich weiß, wo Sie wohnen.«
»Das weiß der Stabschef des Weißen Hauses auch.«
Eine frische Brise wehte Carlton ins Gesicht, als er aus der Luke der Seawolf kletterte und die schallschluckenden Fliesen des Vordecks betrat. Die Mannschaft genoss diesen Augenblick am Ende jeder Fahrt. Wer das Privileg und die Ehre genoss, den Zwillingsdelfin der US Navy auf der Uniform tragen zu dürfen, musste während einer Fahrt absolute Disziplin wahren und durfte sich mit keinem Laut verraten. Die Rückkehr erlaubte es einem großen Teil der Besatzung, auf dem Vordeck zu warten und ihre Familien schon von weitem zu sehen, wenn das Boot in den Stützpunkt in Groton einfuhr. Für Männer, die ihre Frauen und Kinder manchmal bis zu einem halben Jahr nicht gesehen hatten, war es ein emotionsgeladener Augenblick.
Forbes hatte Erika, DesJardins und Ramey an einen sicheren Ort gebracht, deshalb wartete niemand auf Carlton. Er genoss die frische Seeluft an Deck der Seawolf. Als er das letzte Mal oben gewesen war – im Polarmeer mit dem Enterkommando, kurz vor Betreten der Puschkin –, war es noch viel kälter gewesen. Trotz seiner Müdigkeit genoss er nun das Bad in der schwachen Wintersonne. Endlich hörte man wieder das Kreischen der Möwen und die Nebelhörner anderer Schiffe. Pink wäre auch gern auf Deck gewesen, wollte sich aber lieber nicht in der Öffentlichkeit zeigen, bevor er nicht mit Randall Forbes zusammengetroffen war.
Einige Minuten später wurde Carlton von XO Wathne von der Seawolf heruntergeführt. Zum ersten Mal seit mehr als zwei Wochen stand er wieder auf festem Boden. Carlton salutierte, dann schüttelte er die fleischige Hand des Mannes. »Vielen Dank, Sir.«
»Keine Ursache, Lieutenant. Wenn Sie mal auf U-Boote umsatteln wollen, setze ich Sie mit Vergnügen auf die Ausbildungsliste.«
Carlton grinste, drehte sich um und lief geradewegs in jemanden hinein. Er hob den Blick und schaute in das grinsende Gesicht eines Afroamerikaners, der die hellblaue Uniform der Luftwaffe trug.
»Haben Sie sich verirrt, mein Junge?«
»Colonel Saunders? Was machen Sie denn hier?«
»Lernt ihr Navy-Typen eigentlich nie, wie man anständig salutiert?«
»Jawohl, Sir.« Carlton salutierte. »Sorry, Sir.«
Saunders erwiderte den militärischen Gruß.
»Wo ist Erika, Sir? Wann kann ich sie endlich sehen? MacLean sagte mir, dass Sie …«
Saunders legte einen Zeigefinger auf die Lippen. »Kommen Sie mit.« Er wandte sich an den jungen Gefreiten hinter ihm. »Private, nehmen Sie die Tasche des Lieutenants.«
»Jawohl, Sir.«
Carlton folgte Saunders zu einem wartenden Humvee. Fünf Minuten lang fuhren sie schweigend, dann hielt der Gefreite vor einem heruntergekommenen Backsteinbau. Saunders führte Carlton in die Offiziersumkleide und reichte ihm einen Kleidersack. »Duschen und rasieren. Dann ziehen Sie das hier an.« Er warf einen Blick auf die Uhr. »Sie haben zehn Minuten.«
Carlton kam so müde wie
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