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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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zuvor aus der Dusche, dennoch fühlte er sich erfrischt. Die Kleider waren bequem: ein schwarzer Kaschmirmantel, ein marineblauer Dreireiher von Brioni, hellblaues Hemd, dunkelblaue Krawatte und auf Hochglanz polierte Prada-Halbschuhe. Noch nie hatte er so teure Klamotten getragen. Und jeder Zweifel über den edlen Spender dieser Gewänder verschwand, als Carlton ein Samtkästchen öffnete, in dem brillantbesetzte Manschettenknöpfe lagen.
    MacLean.
    Die Sachen saßen wie angegossen und waren anscheinend von einem guten Schneider maßgefertigt worden. Selbst dafür hatte MacLean gesorgt. Die weiche Kleidung war eine Erleichterung nach der geborgten Uniform an Bord der Seawolf. Trotzdem fühlte Carlton sich nicht ganz wohl. »Diese Klamotten passen nicht zu mir. Warum haben Sie nicht einfach einen von meinen Brooks-Brothers-Anzügen aus der Wohnung geholt?«
    »Weil Ihre Anzüge, genau wie alles andere in Ihrem Apartment, von der Polizei als Beweismaterial gesichert wurden.«
    »Ach ja, natürlich. Wo ist Erika?«
    »In Sicherheit.«
    »Ich möchte zu ihr.«
    »Bald. Zuerst werden Sie und ich einen kleinen Flug mit dem Hubschrauber machen.«
    »Wohin?«
    »Zum Flughafen Dulles.«
    »Dulles? Wen sollen wir denn da treffen?«
    »Niemanden. Sie sollen von dort abfliegen – aber allein.«
    »Wohin?«
    »Nach Rom. In den Vatikanstaat. Entspannen Sie sich. Es wird Ihnen gefallen. Die Kunst, das gute Essen in der Stadt.« Er drehte sich um und starrte Carlton an. »Sie fliegen erster Klasse. Ihr Gepäck ist bereits an Bord. Alles Weitere besprechen wir auf dem Weg nach Dulles.« Der Bankier
    Vatikanbank Vatikanstaat Rom, 10.17 Uhr
    Ein uniformierter Beamter der Vigilanza salutierte kurz und zackig, als der schwarze Mercedes 600 durch die Porta Sant’ Anna fuhr. Der Wagen trug das Nummernschild des Vatikans mit den Lettern »SCV« – Santa Civitas Vaticani. Eine Abteilung der Schweizergarde in ihren leuchtend orange und blau gemusterten Uniformen stand steif wie Ladestöcke, als der Wagen an ihrer Kaserne und der päpstlichen Residenz vorbeifuhr, deren Bewohner seit fast fünfhundert Jahren von den Gardisten bewacht wurden. Der Mercedes hielt vor einem zweistöckigen Gebäude gegenüber vom Apostolischen Palast. Ein Bediensteter mit weißer Krawatte und Frackschößen stieg beflissen die vereisten Stufen zwischen zwei Vigilanza-Beamten hinunter und öffnete den hinteren Wagenschlag mit seiner weiß behandschuhten Rechten.
    »Willkommen im Vatikan, Signor Carlton«, grüßte er mit starkem italienischen Akzent. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    Fröstelnd stieg Carlton aus dem warmen Auto und folgte dem Bediensteten, der ihn durch ein reich verziertes Portal in eine ebenso ausgeschmückte Halle mit Goldverzierungen und Statuen führte.
    »Sie werden erwartet. Wenn Sie bitte einen Augenblick Geduld haben. Ich werde Bescheid geben, dass Sie da sind.« Der Diener verneigte sich, stieg eine geschwungene Treppe hinauf und verschwand.
    Carlton schritt in der Halle auf und ab und ließ den Blick umherschweifen.
    Der Vatikanstadtstaat umfasste nur ein winziges Gebiet, doch umso größer war die Macht, die von der römisch-katholischen Kirche ausgeübt wurde. Die altehrwürdige Geschichte, die unschätzbar wertvollen Kunstwerke, die großartige Architektur, die obskuren Traditionen und die Hierarchie des Vatikans verfehlten nie ihre Wirkung, selbst auf den hochnäsigsten Diplomaten nicht. Für Katholiken, sogar für Andersgläubige überstieg die geistliche und moralische Autorität des Vatikans bei weitem die weltliche Macht der Kirche.
    Nur einmal, bei seiner Firmung im Alter von dreizehn Jahren, war Carlton ganz nahe an einen hohen Kirchenvertreter herangekommen: im Dom in San Diego, als er dem Bischof gegenüberstand. Nun erinnerte er sich daran; es schien in einem anderen Leben gewesen zu sein.
    Ein hoch gewachsener Mann in langem schwarzen Talar mit roten Knöpfen und weißem Priesterkragen war die Stufen herabgestiegen. Auf seiner leicht nach oben gebogenen Nase trug er eine Nickelbrille. Sein spärliches Haar war frühzeitig ergraut.
    »Signor Carlton.« Der Mann, der ihm nun gegenüberstand, lächelte entwaffnend wie ein Diplomat. Seine Stimme klang wohltönend und hatte viel weniger Akzent als die des Dieners. »Willkommen bei der Banco Vaticano. Ich bin Monsignor Felici, der Sekretär Seiner Eminenz.« Carlton schüttelte die dargebotene Hand.
    »Danke sehr, Monsignore.«
    »Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Seine

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