Das Monster von Moskau
Entscheidung treffen. Ich denke schon, dass er brisant ist.«
»Okay, ich höre.«
Das tat nicht nur ich, denn Glenda und Suko hatten sich ebenfalls im Büro versammelt und lauschten der Frauenstimme, die recht klar aus dem Hörer drang.
So erfuhren wir von einer Gestalt, die das Monster von Moskau genannt wurde. Ich hörte von Toten, die in der Karwoche ihre Gräber verließen, um zu Kirchen zu gehen, weil sie dort ihre Sünden loswerden wollten, unter denen sie litten. Und dazu gehörte auch das Monster von Moskau, das mir Karina so gut wie möglich beschrieb.
»Dann ist es ein Mensch – oder?«
»Könnte man so sehen. Aber ob das wirklich zutrifft, John – ich weiß es nicht. Nicht jeder, der aussieht wie ein Mensch, muss auch unbedingt einer sein.«
»Eben. Da brauche ich nur an unsere Vampire zu denken.«
»Und ich denke, dass du hier erscheinen solltest. Dass Tote auferstehen, um ihre Sünden vergeben zu bekommen, muss auch für dich etwas Neues sein.«
Das war es auch. »Weißt du mehr darüber? Dass Zombies eine Kirche betreten, ist mir wirklich neu. Es ist nach wie vor für mich ein heiliger Ort. Ich denke nicht, dass sich die lebenden Toten dort wohl fühlen, wenn man es genau nimmt.«
»Ja, das kann sein. Aber niemand weiß genau, wie sie erscheinen. Ich habe gehört, dass sie auch als Geister kommen können. Egal wie, es ist auf jeden Fall ein Phänomen, und ich weiß, dass du dich gern um gewisse Phänomene kümmerst.«
»Leider habe ich hier genug davon.«
»Bist du unabkömmlich?«
Karina wollte eine konkrete Antwort bekommen.
Abgesehen davon, dass ich sie gern Wiedersehen wollte, hatte ich wirklich keine Lust, wieder zurück in den Winter zu fliegen, denn hier in London hatte der Frühling bereits seine ersten Anläufe genommen. Zwar erlebten wir in London soeben noch eine nachwinterliche kalte Phase, trotzdem war unser Klima nicht mit dem in Moskau zu vergleichen.
»Du brauchst keine Sorgen zu haben, dass ich unabkömmlich bin. Ich kann mich hier schon loseisen.«
»Da wäre ich dir wirklich dankbar.«
Ich wechselte das Thema. »Und was sagt Wladimir dazu?«
Karina Grischin musste lachen. »Nichts, wenn du es genau wissen willst. Er lässt mir freie Hand. Außerdem ist er stark eingespannt. Im Umfeld des Präsidenten hat man einen nicht eben leichten Job. Wladimir ist mal wieder unterwegs im Land. Er treibt sich im Süden herum. Was er dort genau macht, weiß ich auch nicht. Allerdings habe ich auch mit ihm gesprochen und bekam die entsprechende Rückendeckung.«
»Dann kann ja nichts schief gehen.«
»Das meine ich auch.«
Ich hatte mich längst entschlossen, nach Moskau zu reisen. »Okay, dann werden wir uns so schnell wie möglich sehen. Über Einzelheiten werde ich dich noch informieren.«
»Danke, das ist super. Du wirst auch keine Probleme bei der Einreise bekommen. Dafür werde ich sorgen.«
»Bis dann.«
»Danke, John.«
Ich legte auf und drehte mich nach links. Dort standen Glenda und Suko, die mich anschauten. Begeistert waren sie nicht.
»Du willst wirklich los, John?«
Ich nickte Glenda zu. »Es ist ein Fall für mich. Ich fühle mich praktisch verpflichtet.«
»Das meine ich auch«, sagte Suko. »Da sollten wir wirklich losziehen und uns das Monster mal anschauen.«
Ich ließ meine Augenbrauen in die Höhe gleiten. »Wir?«, fragte ich gedehnt.
»Ja, als Duo sind wir besser.«
»Kann sein. Aber ich habe da Karina und...«
»Er will dich nur nicht dabeihaben«, hetzte Glenda. »Die schöne Karina ist ihm lieber.«
Ich verdrehte die Augen. »Das hat doch damit nichts zu tun. Hier geht es wirklich um andere Dinge. Außerdem gibt es hier in London noch den Fall Mazouni. Es könnte mehr dahinter stecken, als es bisher den Anschein gehabt hat.«
Suko winkte ab. Er lächelte aber, als er sich beschwerte. »So ist es immer, Glenda. Oder fast immer. Er will die Suppe ganz allein auslöffeln, die er sich eingebrockt hat.«
Glenda hob die Schultern, die noch von einem dicken braunen Winterpullover bedeckt wurden. »Dann werde ich mich mal nebenan an den Computer setzen und nach Tickets schauen. Um welche Zeit willst du starten?«
»Ziemlich früh. Wenn es geht, mit der ersten Maschine. Ich muss ja drei Stunden hinzurechnen.«
»Okay, ich schaue nach.«
Suko blieb noch bei mir. Er hatte sich auf die Kante seines Schreibtischs gesetzt. Sein Blick war leicht besorgt. »Und was denkst du wirklich über den Fall?«, fragte er mich.
»Das kann ich dir nicht sagen.
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