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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Teufel, muss es genau dieses Ende der Stadt sein?«
    »Weil es von der Stelle, wo sie sich aufhalten werden, am weitesten entfernt ist, und genau dort möchte ich nach Haven zurückkommen. So weit von ihnen entfernt wie möglich. «
    »Sie haben wirklich Angst, was?«
    Ev nickte.
    »Warum ein Mietwagen?«
    »Was habe ich denn verbrochen, dass Sie so viele Fragen stellen?«
    Ev verdrehte die Augen auf so komische Weise, dass Dugan grinsen musste.
    »Das ist mein Job«, sagte er. Warum wollen Sie einen Mietwagen? Niemand in Haven kennt mein Privatauto.« Er machte eine nachdenkliche Pause. »Jedenfalls jetzt nicht mehr, wo Ruth tot ist.«
    »Weil es eine Besessenheit von mir ist«, sagte Ev Hillman. Sein Gesicht runzelte sich plötzlich zu einem überraschend süßen Lächeln. »Und man sollte für seine Besessenheit auch selbst zahlen.«
    »Also gut«, sagte Butch. »Ich gebe auf. Acht Uhr. Ihr Weg, Ihr Auto, Ihre Besessenheit. Ich muss den Verstand
verloren haben. Ich muss völlig den Verstand verloren haben.«
    »Ich glaube, morgen um diese Zeit werden Sie eine viel bessere Vorstellung davon haben, was es bedeutet, den Verstand zu verlieren«, sagte Ev und stieg in seinen alten purpurnen Valiant, bevor Butch ihm noch mehr Fragen stellen konnte.
    Aber Butch hatte keine Fragen mehr. Ihm war zumute, als hätte er an seinem ersten Tag in New York City die Brooklyn Bridge gekauft und bar bezahlt, obwohl er gewusst hatte, dass etwas so Großes eigentlich nicht verkäuflich sein konnte. Niemand wird angeschmiert, der sich nicht anschmieren lassen will, dachte er. Er hatte drei Jahre in Augusta im Betrugsdezernat gearbeitet, und das war das Erste gewesen, was sie ihm beigebracht hatten. Der alte Mann war seltsam überzeugend gewesen, aber Butch wusste, dass er sich nicht zu dieser Sache hatte überreden lassen; er war darauf geflogen. Denn er hatte Ruth McCausland geliebt, und vielleicht noch ein Jahr oder so, dann hätte er genügend Mut beisammengehabt, um ihr einen Antrag zu machen. Wenn jemand stirbt, den man geliebt hat, dann bleibt ein schwarzes Loch mitten im eigenen Herzen zurück, und eine Methode, dieses Loch zu stopfen, ist die Weigerung zu glauben, dass er oder sie durch einen dummen Zufall umgekommen ist. Es fällt leichter zu glauben – und sei es nur kurze Zeit –, dass jemand dafür verantwortlich ist, den man sich greifen kann. Das macht das Loch ein wenig kleiner. Sogar ein Dorftrottel weiß das.
    Dugan seufzte und fühlte sich plötzlich wesentlich älter, als er war, während er zum Revier zurückstapfte.
    Ev fuhr ins Krankenhaus und saß den größten Rest des Tages bei Hilly. Gegen drei Uhr schrieb er zwei Briefe. Einen legte er auf Hillys Nachttisch und schützte ihn vor der
Brise, die gelegentlich verspielt durch das offene Fenster schlug, indem er eine Vase darauf stellte. Der andere Brief war länger, und als er ihn beendet hatte, faltete er ihn zusammen und steckte ihn in die Tasche. Dann verließ er das Krankenhaus.
    Er fuhr zu einem kleinen Gebäude im Industrieviertel von Derry. MAINE MED SUPPLIES stand auf dem Schild über der Tür. Und darunter: Spezialisten für Atmungsgeräte und Atmungstherapie seit 1946.
    Er sagte dem Mann drinnen, was er wollte. Der Mann antwortete, das hörte sich wirklich an, als sollte er nach Bangor fahren und mit den Leuten von Downeast ScubaDive sprechen. Ev erklärte, dass eine Taucherausrüstung das Letzte sei, was er wolle; ihn interessiere größtmögliche Beweglichkeit an Land. Er und der Mann redeten noch eine Weile miteinander, und Ev ging wieder, nachdem er einen Mietvertrag für sechsunddreißig Stunden unterschrieben hatte – und zwar für eine ziemlich spezielle Ausrüstung. Der Mann von Maine Med Supplies stand an der Tür, sah ihm nach und kratzte sich am Kopf.
    15
    Die Schwester las den Brief auf Hillys Nachttisch.
    Hilly,
    ich werde dich vielleicht eine Weile nicht sehen können, wollte dir aber noch sagen, ich bin der festen Überzeugung, dass du diese schlimme Strecke überwinden wirst, und wenn ich dir dabei helfen kann, bin ich der glücklichste Grandpa der Welt. Ich glaube, David
ist noch am Leben und es ist nicht deine Schuld, dass er überhaupt verschwunden ist. Ich liebe dich, Hilly, und ich hoffe, ich sehe dich bald wieder.
    Dein Großvater Ev
    Aber er sah Hilly Brown nie wieder.

Kapitel neun
Die Beerdigung
    1
    Von neun Uhr an kamen die Auswärtigen, die Ruth McCausland gekannt oder mit ihr gearbeitet hatten, nach Haven Village. Bald war

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