Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
seiner Depression angesichts des AP-Funkfotos der Wissenschaftler, welche die Schwarze Uhr auf zwei Minuten vor Mitternacht vorgestellt hatten, erkannte er deutlich, dass vielleicht das Beste, was er tun konnte, die Zerstörung des Schiffes war. Die Oxidation dessen, womit seine Hülle imprägniert worden war (absichtlich, daran gab es für ihn keinen Zweifel), hatte hier draußen eine Fülle unfassbarer Gerätschaften entstehen lassen; Gott allein wusste, was für wunderbare Dinge drinnen warteten. Aber da waren noch andere Sachen, nicht? Der Neurochirurg in dem abgestürzten Flugzeug, der alte Mann und der große Polizist, vielleicht die Polizistin, Mrs. McCausland, vielleicht die beiden anderen Polizisten der State Police, die verschwunden waren, vielleicht sogar der Junge der Browns … wie viel davon ging auf das Konto dieses Dinges, das er betrachtete, das aus dem Boden ragte wie das klaffende Maul des größten Weißen Wals, von dem er je zu träumen gewagt hatte? Einiges? Alles? Nichts?
    In einem war sich Gardener sicher – es würde noch mehr passieren.
    Dass das Schiff in der Erde eine Quelle der Schöpfungskraft war, das stand außer Frage … aber es war auch das notgelandete Transportmittel einer unbekannten Rasse aus der großen schwarzen Weite – Geschöpfe, deren Denken sich ebenso sehr vom menschlichen Denken unterscheiden konnte wie das menschliche Denken von dem einer Spinne. Es war ein überwältigendes, makelloses Artefakt,
das an diesem Sonntagmorgen im weichen Licht der Sonne schimmerte … aber es war auch ein Spukhaus, in dem immer noch Dämonen zwischen den Wänden und in Hohlräumen herumspazieren konnten. Es gab Augenblicke, da sah er es an und spürte, wie seine Fremdheit ihm die Kehle zuschnürte, als starrten ihn aus der Erde flache Augen an.
    Aber wie sollte er es loswerden? Wie sollte er es hochjagen? Selbst wenn er es wollte, wie konnte er es tun? Die Sprengladungen, mit denen sie das Gestein weggesprengt hatten, waren viel stärker als Dynamit, aber sie konnten nicht einmal die Hülle des Dinges ankratzen. Sollte er zum Luftwaffenstützpunkt bei Limestone spazieren und mit der seidenweichen, unglaublichen Gewandtheit von Dirk Pitt in einem Roman von Clive Cussler eine A-Bombe stehlen? Und wäre es nicht urkomisch, wäre es nicht der allergrößte Witz, wenn er tatsächlich eine Kernwaffe stehlen und zünden könnte, um dann festzustellen, dass er das unheimlicherweise immer noch heile und unversehrte Schiff mit einem einzigen Schlag befreit hatte?
    Das waren seine Möglichkeiten, und die dritte war überhaupt gar keine Möglichkeit … das wussten seine Hände offenbar besser als sein Gehirn, denn während er sie zum x-ten Mal überdachte, hatten seine Hände emsig weitergearbeitet – sie stellten die Pumpen auf Höchstleistung und vergewisserten sich, dass alle Schläuche gut befestigt waren. Dann war er wieder an der Grube und überprüfte die Ansaugschläuche und den Pegelstand des Wassers. Er stellte erfreut fest, dass er eine starke Taschenlampe brauchte, um das Wasser zu sehen – es sank zunehmend. Er nahm an, dass sie am Mittwoch mit dem Sprengen und Freilegen fortfahren konnten, spätestens Donnerstag … und wenn sie wieder anfingen, würde die Arbeit schnell vonstattengehen.
Das Gestein einer Wasserader war porös und brüchig. Sie würden keine Zeit damit vergeuden müssen, Löcher für die Sprengungen zu bohren, denn es würden genügend natürliche Löcher vorhanden sein – nicht nur für explodierende Kofferradios, sondern für geballte Ladungen. Die nächste Phase würde sein, als würde man sich von einem klebrigen Hefestück einem lockeren, gut aufgegangenen Teig zuwenden.
    Gard stand einige Zeit über die Grube in der Erde gebeugt und leuchtete mit der großen Lampe in die schwarze Tiefe. Dann schaltete er sie ab, weil er wieder die Krampen überprüfen wollte. Es war erst halb neun am Morgen, aber er wollte schon wieder einen Drink.
    Er drehte sich um.
    Da stand Bobbi.
    Gardeners Mund klappte auf. Nach einem Augenblick schloss er ihn rasch wieder und ging auf sie zu, wobei er fest damit rechnete, dass die Halluzination transparent werden und verschwinden würde. Aber Bobbi blieb solide, und Gard sah, dass sie eine Menge Haar verloren hatte – ihre Stirn, bleich und schimmernd weiß, erstreckte sich fast bis zur Hälfte des Schädels, nur in der Mitte war noch ein Streifen Haare vorhanden. Aber diese neu zutage getretenen Kahlstellen waren nicht das einzige

Weitere Kostenlose Bücher