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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Bleiche an ihr. Sie sah aus, als hätte sie eine schreckliche auszehrende Krankheit hinter sich. Ihr rechter Arm lag in einer Schlinge. Und …
    … und sie trägt Make-up. Schminke. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es das ist – sie hat sie dick aufgetragen, wie eine Dame, die einen Bluterguss verbergen will. Aber sie ist es … Bobbi … es ist kein Traum …
    Plötzlich füllten sich seine Augen mit Tränen. Bobbi wurde doppelt, dann dreifach. Bisher – bis zu diesem Augenblick
– war ihm nicht klar gewesen, wie besorgt er gewesen war. Und wie einsam.
    »Bobbi?«, fragte er heiser. »Bist du es wirklich?«
    Bobbi lächelte, das alte süße Lächeln, das er so sehr liebte, dasjenige, das ihn schon so oft vor seinem eigenen idiotischen Selbst gerettet hatte. Es war Bobbi. Es war Bobbi, und er liebte sie.
    Er ging zu ihr, schlang die Arme um sie, legte sein müdes Gesicht an ihren Hals. Auch das hatte er schon oft getan.
    »Hallo, Gard«, sagte sie und fing an zu weinen.
    Er weinte auch. Er küsste sie. Küsste sie. Küsste sie.
    Seine Hände waren plötzlich überall an ihr, ihre freie Hand an ihm.
    Nein, sagte er, während er sie küsste. Nein, du kannst nicht …
    Pst. Ich muss. Es ist meine letzte Chance, Gard. Unsere letzte Chance.
    Küssen. Sie küssten sich. Oh, sie küssten sich, und jetzt waren die Knöpfe ihrer Bluse aufgeknöpft, und dies war nicht der Körper einer Sex-Göttin, er war weiß und kränklich, die Muskeln weich, die Brüste schlaff, aber er liebte diesen Körper und küsste sie und küsste sie, und sie verteilten die Tränen gegenseitig auf ihren Gesichtern.
    Gard, mein Liebster, mein Liebster, mein ewig
    Pssst
    Oh, bitte, ich liebe dich
    Bobbi, ich liebe
    liebe
    küss mich
    küss
    ja
    Kiefernnadeln unter ihnen. Süße. Ihre Tränen. Seine Tränen. Sie küssten, küssten, küssten. Und als er in sie eindrang,
bemerkte Gard zwei Dinge gleichzeitig: wie sehr er sie vermisst hatte, und dass kein einziger Vogel sang. Der Wald war tot.
    Küssen.
    12
    Gard benutzte sein Hemd, das sowieso nicht besonders sauber gewesen war, um braune Schminkeflecken von seinem nackten Körper zu wischen. Die Schminke war nicht nur in ihrem Gesicht gewesen. War sie hier mit der Absicht herausgekommen, mit ihm zu schlafen? Etwas, worüber man vielleicht besser nicht nachdachte. Jedenfalls nicht jetzt.
    Obwohl sie so, wie sie geschwitzt hatten, ein Festmahl für Schnaken und Stechmücken hätten sein müssen, hatte er nicht einen einzigen Insektenstich abbekommen. Er glaubte, Bobbi auch nicht. Es steigert nicht nur den IQ, dachte er und sah zum Schiff hinüber, es schlägt auch jedes bekannte Insektenrepellent, das auf dem Markt ist, um Längen.
    Er warf das Hemd beiseite und berührte Bobbi, strich mit dem Finger über ihre Wange und rieb dabei noch ein wenig Schminke weg. Das meiste jedoch war abgeschwitzt worden … oder von Tränen weggespült.
    »Ich habe dir wehgetan«, sagte er.
    Du hast mich geliebt, antwortete sie.
    »Was?«
    Du hörst mich, Gard. Ich weiß es.
    »Bist du wütend?«, fragte er und merkte, dass die Barrieren wieder errichtet wurden, dass er wieder schauspielerte,
dass es vorbei war, dass alles, was sie je gemeinsam gehabt hatten, endgültig vorbei war. Es war schmerzlich, sich dessen bewusst zu sein. »Möchtest du deshalb nicht mit mir sprechen?« Er machte eine Pause. »Ich könnte dir keinen Vorwurf machen, Du hast im Laufe der Jahre eine Menge Scheiße von mir erdulden müssen, Bobbi.«
    »Ich habe mit dir gesprochen«, sagte sie, und so leid es ihm tat, sie nach dem Liebesakt zu belügen, so froh war er, ihre Zweifel zu spüren. »Mit meinen Gedanken. «
    »Das habe ich nicht gehört.«
    »Du hast es früher gehört. Du hast es gehört … und geantwortet. Wir haben gesprochen, Gard.«
    »Wir waren dichter bei … dem dort.« Er deutete zum Schiff.
    Sie lächelte matt zu ihm hoch und presste die Wange an seine Schulter. Nachdem die meiste Schminke weggewischt war, sah ihr Gesicht beunruhigend durchscheinend aus.
    »Habe ich? Dir wehgetan?«
    »Nein. Ja. Ein wenig.« Sie lächelte. Es war das alte Bobbi-Anderson-schert-euch-zum-Teufel-Grinsen, aber dennoch rann ihr eine letzte Träne die Wange herab. »Aber es hat sich gelohnt. Wir haben uns das Beste bis zum Schluss aufgehoben, Gard.«
    Er küsste sie sanft, aber jetzt waren ihre Lippen anders. Die Lippen der »Neuen Verbesserten« Roberta Anderson.
    »Als Erstes, Letztes oder mittendrin, ich hätte nicht mit dir schlafen sollen, und

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