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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dieses grüne Leuchten sehen, und er konnte ein leises, unangenehmes Geräusch hören, wie von einer altmodischen Waschmaschine mit einem Bauch voll Wäsche und dicker Seifenlauge.
    Nein – nicht nur eine Waschmaschine; eher wie eine ganze Reihe von ihnen, die nicht völlig synchron liefen.
    Das Licht pulsierte im Rhythmus der leisen, schlurpsenden Laute.
    Ich will da nicht reingehen.
    Es roch. Selbst der Geruch, dachte Gardener, war leicht seifig, feucht und eine Spur ranzig. Alte Seife. Eingetrocknete Seife.
    Aber es sind keine Waschmaschinen. Dieses Geräusch klingt lebendig . Dort drinnen sind keine telepathischen Schreibmaschinen, keine Neuen und Verbesserten Boiler, dort drinnen ist etwas Lebendiges, und ich will da nicht reingehen.
    Aber er würde es tun. War er schließlich nicht von den Toten zurückgekehrt, nur um in Bobbis Schuppen zu sehen und die Tommyknockers an ihren kleinen, merkwürdigen Werkbänken zu erwischen? Er dachte, schon.
    Gard ging um den Schuppen herum zur Seitenwand. Dort hing der Schlüssel an einem rostigen Nagel unter dem Dachvorsprung. Er griff mit einer Hand, die zitterte, nach oben und nahm ihn herunter. Er versuchte zu schlucken. Zuerst konnte er es nicht. Seine Kehle fühlte sich an, als wäre sie mit trockenem, warmem Flanell überzogen.
    Ein Drink. Nur ein Drink. Ich gehe nur rasch ins Haus, um einen zu nehmen, einen ganz kleinen. Dann bin ich bereit.

    Prima. Hörte sich großartig an. Aber er würde es nicht tun, und das wusste er. Der Teil mit dem Trinken war vorbei. Ebenso wie der Teil mit dem Hinauszögern. Gardener hielt den Schlüssel fest in seiner feuchten Hand und ging wieder zur Tür. Er dachte: Ich will nicht rein, weiß nicht mal, ob ich’s kann. Ich hab solche Angst …
    Hör auf. Lass auch den Teil vorbei sein. Deine Tommyknocker-Phase.
    Er drehte sich noch einmal um und hoffte beinahe, die Kette aus Taschenlampenlichtern aus dem Wald kommen zu sehen oder ihre Stimmen zu hören.
    Aber das würdest du doch gar nicht, denn sie sprechen in ihren Köpfen.
    Keine Taschenlampen. Keine Bewegungen. Keine Grillen. Kein Vogelzwitschern. Die einzigen Laute waren die Geräusche von Waschmaschinen, die Geräusche verstärkter, leckender Herzschläge: slisscchh-slisscchh-slisscchh …
    Gardener betrachtete das pulsierende grüne Licht, das sich seinen Weg zwischen den Brettern hindurch ertastete. Er griff in die Tasche, holte die Sonnenbrille heraus und setzte sie auf.
    Es war lange her, seit er gebetet hatte, aber jetzt betete er. Es war kurz, aber dennoch ein Gebet.
    »Bitte, lieber Gott«, sagte Jim Gardener in der Sommerdämmerung und steckte den Schlüssel ins Schloss.
    5
    Er rechnete mit einem Erdröhnen seines Kopfradios, aber es kam nicht dazu. Bis das ausblieb, hatte er gar nicht gemerkt, dass sein Bauch verkrampft und eingezogen war
wie der eines Mannes, der mit einem elektrischen Schlag rechnet.
    Er leckte sich die Lippen und drehte den Schlüssel.
    Ein leiser Laut, unter den schlurpsenden Lauten aus dem Schuppen kaum hörbar: – klick! –
    Der Bügel sprang ein wenig aus dem Schloss. Er griff mit einem Arm danach, der sich wie Blei anfühlte. Er zog es heraus, drückte den Bügel wieder hinunter und steckte das Schloss, aus dem immer noch der Schlüssel hervorragte, in die linke Brusttasche. Er kam sich vor wie ein Mann in einem Traum. Aber es war kein guter Traum.
    Die Luft dort drinnen musste gut sein – nun, vielleicht nicht gut; vielleicht war die ganze Luft über Haven nicht mehr gut. Aber sie war dieselbe wie die Luft draußen, dachte Gard, denn der Schuppen war ein Sieb aus Ritzen. Wenn es so etwas wie eine reine Tommyknocker-Biosphäre gab, dann konnte sie nicht da drin sein. Wenigstens glaubte er das nicht.
    Dennoch wollte er so wenig Risiken wie möglich eingehen. Er atmete tief ein, hielt den Atem an und ermahnte sich, seine Schritte zu zählen: Drei. Du gehst nicht mehr als drei Schritte hinein. Für alle Fälle. Einmal genau umsehen, und dann raus. Schleunigst.
    Hoffst du.
    Ja, das hoffe ich.
    Er sah ein letztes Mal den Pfad entlang, sah nichts, wandte sich wieder zum Schuppen und öffnete die Tür.
    Das grüne Leuchten, das trotz der Sonnenbrille grell war, wusch über ihn hinweg wie verdorbenes Sonnenlicht.
    6
    Zuerst konnte er überhaupt nichts sehen. Das Licht war zu grell. Er wusste, dass es bei verschiedenen Anlässen noch heller gewesen war, aber er war ihm noch nie so nahe gewesen. Nahe? Großer Gott, er war mittendrin. Jemand, der vor der

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