Das Moor Des Vergessens
ganz guten Weg, auf unserer Prospero-Insel eine schöne neue Welt zu bauen.
32
Letzten Endes blieb Dan im Verkehr auf der M6 stecken, und Jimmy und Jane waren miteinander losgefahren, nachdem sie mit Dan vereinbart hatten, sich im Restaurant zu treffen. Jimmys Gesellschaft war das perfekte Gegenmittel gegen Janes frustrierenden Tag. Seine lässige Art, das Leben zu nehmen, seine augenscheinliche Weigerung, sich selbst ernst zu nehmen, und seine freimütige, humorvolle Unterhaltung machten es ihr unmöglich, sich anders als er zu verhalten.
Er hatte ein italienisches Restaurant in Ambleside vorgeschlagen, dessen Besitzer es gern sah, wenn Jazzgruppen live bei ihm spielten. An diesem Abend war keine Gruppe da, aber die coolen Töne eines Tenorsaxofons kamen aus den Lautsprechern, als sie das Lokal betraten. »Ich komme immer wieder gern hierher«, sagte Jimmy. »Hier hatte ich meinen ersten bezahlten Auftritt, als ich in der zwölften Klasse war. Fünf Pfund für jeden - und ehrlich gesagt, das hieß, wir wurden überbezahlt. Wenn dein Kumpel Dan unsere Musik mag, dann dürfte es ihm hier gefallen.« Jane lächelte. »Er ist ziemlich wählerisch.« »Gehört ihr beiden zusammen?«
Jane konnte das Lachen nicht unterdrücken. »Ich und Dan? Aber nein. Selbst wenn er mein Typ wäre, wäre es verlorene Liebesmüh. Dans Puls kommt bei Frauen nicht auf Touren.« »Ist er schwul?«
»So schwul, wie es nur geht«, sagte Jane und nahm die Speisekarte, denn sie wollte ihr Vergnügen daran, dass Jimmy sich dafür interessierte, welcher Art ihre Beziehung war, nicht zeigen.
Nachdem sie bestellt hatten, lächelte Jimmy sie mit seinen braunen Augen an, in denen die gute Laune blitzte. »Es ist sehr schön, dich zu sehen«, sagte er. »Ich denke oft an diese langen Sommertage, die wir als Kinder auf Langmere Fell verbrachten.«
So viel zu Dans feinfühliger Antenne, dachte Jane und genoss Jimmys Aufmerksamkeit. »Wir haben bestimmt jeden Zentimeter auf dieser Bergseite erkundet, haben Schatzinsel gespielt und Überfälle der Wikinger«, sagte Jane. »Ich war immer froh, dass du mich nicht als schöne Prinzessin eingesetzt hast, die gerettet werden musste. Bei Matthew musste ich immer nur das spielen. Aber bei dir durfte ich Pirat oder Wikinger sein.«
Jimmy zuckte die Schultern. »Das half ja auch dabei, dass das Zahlenverhältnis stimmte. Ich habe es aber immer schade gefunden, dass wir nicht mehr viel miteinander zu tun hatten, als wir größer wurden.«
»So geht es eben. Die Mädchen müssen ihre Mädchendinge tun, und die Jungs müssen so tun, als hassten sie uns. Bis wir an den Punkt kommen, wo wir anfangen können, uns sympathisch zu finden.«
»Aber das hat eigentlich auch nichts mit Freundschaft, sondern mit dem rituellen Initiationstanz zu tun«, sagte Jimmy. »Pickel und sexuelle Unsicherheit, das ist so ungefähr alles, woran ich mich aus diesen mittleren Schuljahren erinnere.« Und so hatten sie den Pfad der Erinnerungen beschritten. Es gab unterschwellige Strömungen in der Unterhaltung. Jane spürte sie, zögerte aber zuzugeben, dass es sie gab. Jimmy war nicht unbedingt gut aussehend, aber er hatte etwas unbestreitbar Attraktives an sich. Etwas, das mit seiner offensichtlichen Intelligenz zusammenhing, aber auch etwas, das mit Offenheit und Toleranz zu tun hatte. Das genaue Gegenteil von Jake, dachte sie. Jake, dessen Gesicht immer verschlossen war, der nie alles sagte, sie immer raten ließ, wie die Situation war.
Als dieser Gedanke ihr in den Sinn kam, tauchte Dan auf und sah bemerkenswert entspannt aus für einen Mann, der sich stundenlang durch den Berufsverkehr gekämpft hatte. Jimmy sprang auf, und ein breites Grinsen belebte sein Gesicht. Zu Janes Überraschung umarmten sich die Männer zur Begrüßung. Während sie die Getränke bestellten, schien Jimmy kaum die Augen von Dan abwenden zu können. Einmal warf Dan ihr einen schnellen wissenden Blick zu. Ihr Instinkt hatte sie also getrogen. Jimmys Verhalten ihr gegenüber war nur Freundlichkeit gewesen. Dan hatte Recht gehabt. Er war derjenige, für den Jimmy sich interessierte. Jane war kurz gekränkt, betrachtete die Sache aber dann von der heiteren Seite. Sie machte sich auch nichts daraus, dass sie an den Rand der Unterhaltung gedrängt wurde, als Jimmy und Dan über Musik sprachen.
Sie hatten schon fast das Hauptgericht verzehrt, als Jimmy das Gespräch wieder dorthin zurückführte, wo sie es wirklich haben wollte. »Also, worum geht es bei
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