Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
was diese Leiche uns zu sagen hat, wollen wir die Möglichkeit nicht vergessen, dass wir in der Lage sein könnten, diese Leiche sehr genau zu identifizieren, obwohl sie schon zweihundert Jahre in der Erde gelegen hat.«
    Sie wandte sich zu der weißen Tafel hinter ihr um. »Und danke«, sagte der Regisseur. »Wir müssen die Kameraeinstellung ändern, River. Damit wir sehen können, was Sie schreiben.«
    Ein paar Minuten später war alles wieder bereit. River nahm einen blauen Stift und fing an, auf die rechte Seite der Tafel eine Liste zu schreiben. Die Überschrift war Fletcher Christian. Darunter listete sie das auf, was sie bei ihrem schnellen Streifzug durchs Internet gesammelt hatte.
     
    Geboren am 25. 9.1764 in Moorland Close, bei Cockermouth, Cumbria
    Männlich
    Größe: 175 cm
    Haarfarbe: sehr dunkles Braun
    Dunkle Haut
    Kräftiger Körperbau
    Sterntätowierung links auf der Brust
    Tätowierungen im Stil der Südseeinseln - Gesäß vollkommen schwarz, wahrscheinlich am oberen Rand mit dekorativen Linien
    Leicht O-beinig
    Sehr zum Schwitzen neigend, vor allem an den Händen -?primäre Hyperidrose?
    Von seinem Tod auf Pitcairn gibt es eine Version, die besagt, er sei in die Schulter geschossen worden
     
    Sie trat zurück und ließ den Blick über das Geschriebene schweifen. »Es ist nicht viel, ich weiß, aber wir haben insofern Glück, als es uns konkrete Hinweise auf körperliche Merkmale gibt, an die wir uns halten können.« River wandte sich wieder der Leiche zu. »Nun, wir wissen, dass unsere Leiche ein Mann war. Wir wissen auch, dass das Alter mit dem von Mr. Christian übereinstimmt. Und er hatte tatsächlich langes dunkles Haar. Dies wird wohl durch die Zeit im Moor nachgedunkelt sein, aber wir können Tests durchführen, um die ursprüngliche Haarfarbe genauer festzustellen.« Sie nahm ein Maßband aus der Tasche und rollte es an der Seite der Leiche aus. »Einhundertsiebzig Zentimeter. Offenbar fünf Zentimeter kleiner als unser Mann. Will jemand etwas dazu sagen?«
    Die Studentin der forensischen Anthropologie sagte: »Wir werden alle kleiner, wenn wir älter werden. Und wir können uns nicht darauf verlassen, dass die ursprünglich angegebenen Maße genau waren. Das schließt also nicht aus, dass er es ist.«
    »Korrekt«, sagte River. »Leider können wir sein Gewicht nicht schätzen, weil wir keine Ahnung haben, wieviel Gewebe von der Säure im Moor weggefressen wurde. Es ist nur noch sehr wenig übrig und auf keinen Fall genug für eine sinnvolle Schätzung. Aber die Schulterpartie sieht recht breit aus. Also auch dies widerspricht unserer kühnen Hypothese nicht. Die andere Enttäuschung wegen des fehlenden Gewebes ist, dass wir nicht feststellen können, ob unsere Leiche an einer Störung des sympathischen Nervensystems litt, die zu einer Hyperidrose geführt hätte. So, jetzt sehen wir uns mal die Knochen seiner Beine an. Hat jemand dazu etwas zu sagen?«
    Alle drängten sich um den Tisch. Der Regisseur ergriff die Gelegenheit, seine Leute anders zu postieren, um einen neuen Winkel zu erfassen. Die gleiche Studentin sagte: »Die Knochen scheinen mir ziemlich gerade zu sein. Ich hätte nicht vermutet, dass er O-beinig war.« »Das finde ich nicht«, sagte ihr Kommilitone. »Sieh dir doch mal die Knie an. Die mittlere Partie beider Kniegelenke ist sehr abgenutzt. Wenn er zuerst nur leicht O-beinig gewesen wäre, hätte das im Lauf der Jahre die Innenseite des Kniegelenks belastet und diese Art von arthritischem Erscheinungsbild verursacht. Besonders, wenn er ein körperlich aktives Leben führte.«
    »Die Arthritis könnte auch nichts mit den O-Beinen zu tun haben«, wandte die Studentin ein. »Es hätte einfach Abnutzung sein können, besonders wenn er übergewichtig war.« »Ich glaube, es gab nicht viele dicke Seeleute im achtzehnten Jahrhundert«, entgegnete der junge Mann. »Das Essen war furchtbar und die Arbeit schwer. Und außerdem ist er mit vierzig noch ziemlich jung für diesen starken Gelenkverschleiß.«
    »Ich würde Ihnen zustimmen«, sagte River. »Wiederum können wir auf der Basis unserer Erkenntnisse Mr. Christian nicht ausschließen. Bisher können wir also nur sagen, nichts von dem, das wir mit unseren Augen gesehen haben, widerspricht dieser Möglichkeit. Und wir haben ein Detail aus den nicht invasiven Untersuchungen, das unserer Meinung einiges Gewicht verleiht.« Sie griff unter den Tisch und zog eine Röntgenaufnahme und die CAT-Bilder von der Schulter der Leiche

Weitere Kostenlose Bücher