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Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten.

Titel: Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Hause in meiner Wohnung.«
    »Und redetet?«
    »Die meiste Zeit. Aber dann ... passierte etwas. Ich weiß nicht wie. Es schien völlig natürlich zu sein. Wir ...« Sie wandte den Kopf ab. »Zwing mich nicht, es auszuspre­chen, Bill.«
    Er tätschelte ihre Schulter. »Ist schon in Ordnung. Erzähl mir den Rest.«
    »Na ja, das ist ungefähr schon alles. Bis auf den folgen­den Samstag abend.«
    »Den folgenden Samstag?« »Er kam um neun zu mir und blieb bis vier, und dann ging er. Genau wie das vorige Mal.«
    »Und wohin ging er?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist mir niemals eingefallen, ihn danach zu fragen.«
    »Ich denke, das hätte dich interessieren müssen. Schließ­lich war er doch dein ...«
    »Mein Liebhaber?« Sie preßte die Fäuste vor die Augen. »Ich weiß, es war dumm von mir. Aber irgendwie schien es nicht wichtig zu sein. An jenem ersten Abend nicht, noch am folgenden Samstag oder dem darauf …«
    »Er kam jeden Samstag?«
    Sie nickte. »Jeden Samstag um neun. Er ließ nicht einen aus. Und ich war immer da und wartete auf ihn. Bis er dann ganz plötzlich nicht mehr auftauchte.«
    Bill runzelte die Stirn. »Vielleicht ist das ja ganz gut so.«
    »Nein. Es ist schlimm. Und jetzt noch viel schlimmer.«
    Sie starrte die Tapete an, die Hände auf den Magen ge­preßt.
    »Du denkst das Richtige, Bill. Ich bin schwanger. Heute vormittag bekam ich die Gewißheit. Den Verdacht hatte ich schon seit Wochen, aber ich fürchtete mich, einen Arzt aufzusuchen. Heute bin ich endlich gegangen.«
    Jetzt, wo alles heraus war, schien keine Notwendigkeit mehr für stille Tränen zu bestehen. Joyce Duram schluchz­te laut, und Bill, der seinen sorgenvollen Gedanken nach­hing, ließ sie weinen. Dann sagte er: »Schön, wir haben also ein Problem. Wir. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, aber zuerst mußt du mir helfen. Du mußt mir zunächst alles über diesen Mann sagen, was du weißt. Wenn es möglich ist, ihn zu finden, dann finden wir ihn auch.« »Aber ich weiß überhaupt nichts. Das ist das Schlimm­ste daran. Ich kenne noch nicht einmal seinen Nachna­men.«
    »Nicht einmal den?«
    »Das macht es ja so schrecklich. Was werden die Leute denken?«
    »Zum Teufel mit den Leuten.« Er kniete sich vor sie hin und sah ihr ins Gesicht. »Als erstes müssen wir diesen Don finden. Und als nächstes muß das andere arrangiert werden.«
    Sie erwiderte angstvoll seinen Blick. »Keinen Eingriff. Das könnte ich nicht ertragen!«
    »Nein, natürlich nicht. Ich kenne da einen Arzt, einen al­ten Freund der Familie, Dr. Leavitt. Er leitet ein Kranken­haus in New Jersey, eine kleine Privatklinik, keine große Geschichte. Dort geht alles freundlich und intim zu, und wenn es soweit ist …«
    »Aber das Geld?«
    »Er ist wirklich ein alter Freund, und ein Gefallen ist ein Gefallen. Überlaß die Angelegenheit nur mir.«
    Sie berührte seine Hand. »Du bist so gut zu mir, Bill …«
    »Zu dir bin ich gerne gut, Rotkopf. Aber dieser Bursche, dieser Don, das ist eine andere Geschichte.«
    Anfangs machte Bill Rossi seine eigene Faulheit dafür verantwortlich, daß er Joyce Durams geheimnisvollen Liebhaber noch nicht gefunden hatte. Aber als die Tage und Wochen verstrichen, ohne daß sich ein Erfolg zeigte, sah er allmählich ein, daß diese Aufgabe seine Fähigkeiten überstieg. Er hatte die Umgebung von Joyce’ Wohnung durchstreift und mit Ladenbesitzern und Verkäufern gere­det, hatte die Mieter des Sandsteinhauses befragt, ohne den geringsten Hinweis auf den lockenköpfigen jungen Mann zu erhalten, der die Ursache aller Probleme war.
    Dann entschloß er sich zu einem drastischen Schritt – drastisch vor allem im Hinblick auf die bescheidene Kapi­talansammlung, die zu den Aktiva seiner Sparkassenfiliale gehörte. Er beauftragte einen Privatdetektiv.
    Der Detektiv hieß Spear, und der kurze, scharfe Name stimmte Bill zuversichtlich, daß der Mann imstande sein würde, mit schnellen Resultaten aufzuwarten. Sein Hono­rar betrug fünfzehn Dollar pro Tag plus Spesen, und er versprach, über seine Nachforschungen ausführlich zu be­richten. In dieser Hinsicht war Mr. Spear zuverlässig. Je­den Tag brachte die Post einen detaillierten Überblick über die Aktivitäten des Detektivs, die aus ähnlichen Unterhal­tungen mit den Einwohnern der Nachbarschaft bestanden. Jedem Bericht lag eine Rechnung bei, und die Spesen wa­ren ausnahmslos genauso hoch wie das Honorar. Bei drei­ßig Dollar pro Tag hatte Bill allen Grund zu

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