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Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten.

Titel: Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Weise beginnst, Dave. Und ich könnte mir keine bessere vorstellen.«
    »Aber sie ist doch dein Mädchen, oder nicht? Ich meine, das hab ich immer gedacht.«
    »Klar ist sie mein Mädchen«, lachte Julian. »Und das wird sie auch noch lange bleiben. Aber Lila und ich, wir sind vernünftige Leute. Wir können in dem, was wir tun, nichts Schlimmes sehen, oder in dem, was du tun sollst. Wenn sich mehr Menschen so verhielten, dann gäbe es nicht so viele verbitterte, frustrierte Leute auf der Welt. Sex bedeutet Gesundheit, Dave. Ich will, daß du gesund bist.« Er sah seinen Sohn verschmitzt an. »Oder gefällt dir Lila nicht?«
    »Mir gefallen?« Das glatte Gesicht des Jungen rötete sich. »Mann, die haut dich glatt um, Dad. Ich meine, erin­nerst du dich noch an den Schnappschuß, den du mir ge­geben hast? Die Burschen im College …«
    »Ich weiß.« Julian lachte leise. »Ich weiß.« Er trank sein Glas aus und stellte es mit einer kleinen, triumphierenden Geste zur Seite. »Was sagst du also, Dave? Nimmst du mein Geburtstagsgeschenk an?«
    David trank einen großen Schluck Wasser.
    »Natürlich, Dad, wenn du möchtest.«
    Sie beendeten das Essen mit einem Cognac, und um acht Uhr dreißig nahmen sie ein Taxi zu Lilas Wohnung in der 57. Straße. David war ziemlich still auf dem Weg dorthin, aber Julian konnte sich in seine Gefühle, die die Unterhal­tung zum Erliegen brachten, durchaus hineinversetzen. Als sie vor der Wohnungstür standen, klopfte er seinem Sohn auf den Rücken und zwinkerte ihm väterlich zu.
    »Reg dich ab, Dave«, sagte er. »Es wird schon gut ge­hen.«
    Lila trug das taubenblaue, paillettenbesetzte Kleid, das er ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Ihre Haarfülle hatte sie locker hochgesteckt, und ihr Make-up war so kunstvoll wie immer. Sie sah genauso aus, wie Julian es sich für den heutigen Abend wünschte – sexy, aber nicht geil, zugäng­lich, aber nicht aufdringlich.
    David schüttelte ihr feierlich die Hand und murmelte et­was von schön, sie wiederzusehen. Julian lächelte behag­lich vor sich hin und ging zur Bar. Er mixte drei Scotch Highballs, und sie setzten sich auf die Couch, David in der Mitte.
    »Also, trinken wir darauf«, sagte Julian, sein Glas he­bend.
    »Cheers«, sagte Lila.
    David sagte gar nichts, schüttete aber seinen Drink dankbar hinunter.
    »Wie geht’s auf dem College?« fragte Lila.
    »Oh, prima«, antwortete David und sah zu Boden. »Nächstes Jahr mache ich mein Examen, wissen Sie.«
    »Ja, Julian hat es mir erzählt.« Sie blickte den älteren Mann schelmisch von der Seite an. »Ich bin ja nie aufs College gegangen, ich war nach der High School zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt. Showgeschäft. Im Au­genblick bin ich für etwas auf dem Broadway im Ge­spräch.«
    »Oh?« sagte David.
    »Eine Sprechrolle.«
    »Oh?«
    »Sag mal, ist das alles, was du heute abend von dir ge­ben wirst?« Julian lachte. »Ich sehe schon, wir müssen dir auch sonst noch eine Menge beibringen.«
    »Julian!« Lila sah gekränkt aus.
    »Tschuldigung, Lila.« Er blickte auf seine Uhr. »Halt, es ist ja gleich neun. Ich dachte, ich sehe mir diesen italieni­schen Film im Trans-Lux an. Der fängt um neun an.«
    »Um neun?« wiederholte David höflich.
    »Ja. Die Kritiker sagen, er sei sehr gut. Der Film wäre dann so gegen elf aus. Und dann, dachte ich, schaue ich bei Charlie rein und trinke was mit einem Bekannten. Ich nehme an, daß ich so gegen, na, sagen wir ein Uhr zurück bin.«
    »Möchtest du nicht noch einen Scotch?« fragte Lila.
    »Nein, ich mach mich besser auf die Socken. Gegen eins hole ich dich hier ab, Dave, und dann fahren wir nach Hause. Ich brauche heut nacht ein bißchen Schlaf, morgen geht’s wieder nach Chicago.«
    »Schon wieder?« sagte Lila mit leichtem Schmollen. »Was zieht dich bloß immer nach Chicago? Du bist in die­sem Monat schon dreimal dagewesen.«
    »Der Ruf der Pflicht, Liebes. Mein Partner, Mr. Murphy, reist nicht gern, und in Chicago sitzt unser dickster Kunde.« Er stand auf und stellte sein leeres Glas ab. »Also …«
    »Willst du wirklich keinen Drink mehr?« fragte David.
    »Trink einen für mich mit, Dave.« Er lächelte und ging zur Tür. »Macht’s gut, ihr beiden, und seid schön brav. Und wenn ihr nicht brav sein könnt, seid …«
    »Julian!«
    »Tut mir leid, Lila. Bis eins, Dave.«
    Er zog die Tür leise hinter sich ins Schloß.
    Der Film hatte bereits angefangen, als er seinen Logen­platz einnahm, und die Probleme in dem

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