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Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten.

Titel: Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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le­diglich, was er am Montag gemacht hat. Nachdem er sich in Mrs. Bascoms Wohnung bis halb vier aufgehalten hatte, nahm er ein Taxi zur 55. Straße, Ecke 8., wo er die Woh­nung einer Mrs. Margot Sherman aufsuchte …«
    Stella stand auf, die Hände auf die Ohren gepreßt.
    »Das reicht. Ich möchte nichts mehr hören!«
    »Aber der Bericht ist noch nicht vollständig …«
    »Das ist mir egal! Lassen Sie ihn mir einfach da, lassen Sie ihn nur da! Und schicken Sie mir Ihre Rechnung!«
    Der Detektiv seufzte und kämpfte sich aus dem Korbses­sel hoch. »Wenn wir Ihnen sonst irgendwie zu Diensten sein können, Mrs. C. …«
    »Schicken Sie mir erst mal Ihre Rechnung, Mr. Orgill.«
    »Okay.« Er überreichte ihr den Bericht und ging zur Tür. Der Motor seiner Limousine heulte wie ein Urwaldtier, als er den Wagen wendete und die Strawhorn Road hinabfuhr.
    Als die Uhr auf dem Kaminsims sieben schlug, ging Stella ins Wohnzimmer und nahm verkrampft auf dem Sofa Platz. Zwischen diesem Augenblick und dem von Mr. Orgills Aufbruch lagen schwierige Stunden, und ihre Gefühle waren so erhitzt und gemischt wie das Stew, das im Ofen brodelte.
    Dann hörte sie Franks Schlüssel im Schloß.
    »Hallo, Liebes«. Er küßte sie leicht auf die Wange und eilte nach oben, um den Mantel, den Schlips und die Le­dertasche loszuwerden. Er kehrte zurück, nur teilweise erfrischt von dem kalten Wasser, in das er Gesicht und Hände getaucht hatte.
    »Wie wär’s mit einem Drink vor dem Essen?« sagte er.
    »Ja«, sagte Stella vage, »ich denke, wir können einen gebrauchen.«
    Sie gingen ins Wohnzimmer. Als die Martinis einge­schenkt waren, vergeudete sie keine Zeit mehr an irgend­welche einleitenden Worte.
    »Frank«, sagte sie, »ich weiß Bescheid.«
    »Hm?«
    »Ich weiß alles. Ich habe auf einem Zettel, der in deinem blauen Anzug steckte, den Namen und die Anschrift einer Frau gefunden. Du warst unvorsichtig, Frank.« Der Ton ihrer Stimme stieg schrill an, zum ersten Mal seit ihrer Entdeckung fühlte sie sich den Tränen nahe.
    »Aber Süße …«
    »Komm mir nicht süß, Frank. Ich wußte, daß etwas nicht stimmte – ich wußte es. Gleich nach den Flitterwochen, da war alles anders.«
    »Aber Stella, bevor du irgendwelche abwegigen Gedan­ken …«
    Sie erhob sich mit dem Glas in der Hand, stand drohend über ihm und blickte auf sein blasses rundes Gesicht mit den hellen Augen und dem ziemlich kleinen Mund hinun­ter – und fragte sich, über was für eine magnetische An­ziehungskraft er wohl verfügen mochte. Ihr Blick drückte alle möglichen Gefühle aus, Ekel, Wut, verratene Treue und – so sehr sie sich darum bemühte, es zu verbergen – Ehrfurcht.
    »Wie konntest du das nur tun, Frank? Mit all diesen Frauen? Mit so vielen …«
    »Aber Stella ...«
    »Ich glaube, ich habe dich nie richtig gekannt, Frank.«
    »Bitte!« Seine Stimme peitschte durch den Raum wie ein Pistolenschuß. »Du mußt mich das erklären lassen, Stella. Es ist überhaupt nicht das, was du denkst!«
    Sie erblickte einen Funken Hoffnung. »Was willst du damit sagen?«
    »Ich will sagen, daß du das alles mißverstanden hast! Ich kann dir das, glaube ich, nicht zum Vorwurf machen. Es ist meine Schuld, weil ich’s vor dir verborgen habe. Ich hätte von Anfang an offen und ehrlich sein sollen.«
    »Ehrlich? Nennst du das, was du treibst, ehrlich?«
    »Ja!« Er knallte sein Glas auf den Tisch. »Ja, das ist es. Du und deine Vorstadtfreundinnen, ihr mögt’s nicht glau­ben, aber es ist eine redliche Sache. Es ist ein guter Job, der für uns verdammt viel mehr abwirft als einige von de­ren Maklergatten und Werbemanagern und …«
    Stella schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Habe ich es dir je an etwas fehlen lassen?« fragte Frank hitzig. »Hast du nicht die neuen Kleider gekriegt, die du haben wolltest, das Auto, dieses gottverdammte Spiel­zimmer, den zweiten Fernseher …«
    »Was hat das damit zu tun?« »Viel! Sehr viel!« Er bohrte seine Hände in die Taschen und schmollte wie ein Kind. »Ich wollte es dir nicht sagen, Stella. Ich glaube, ich habe mich ein bißchen geschämt. Aber ich arbeite gar nicht für eine PR-Firma.«
    »Nicht?«
    »Nein, Stella. Ich bin ... ich bin Bürstenvertreter.«
    Sie blinzelte ihn an, als hätte er gerade einen Witz er­zählt, den sie nicht verstanden hatte.
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe? Ich verkaufe Bür­sten. Bohnerwachs. Mottenkugeln. All solches Zeug. Ver­kauf an der Haustür, Stella, und ich verdien ganz

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