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Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten.

Titel: Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Pepys und schaute ins Leere. »Ein weiteres Glied in der Kette. Vielleicht ist das der richtige Ort, wo man anfangen muß. Oder vielleicht noch weiter zurück, bei den Großeltern oder den Urgroßeltern oder sogar noch jenseits …«
    Er schaute die Frau an, und zum ersten Mal lag Mitleid in seinem Blick.
    »Mrs. Angstrom, würden Sie mir noch einen Gefallen tun?«
    Sie blickte langsam auf und sah die kleine, leuchtende Kugel in seiner Hand.
    Agu kam aus dem dunklen, steinernen Schlund hervor und sah das gelbe Feuer hell in der Höhe. Die Luft, die selbst unter den sengenden Strahlen des gelben Feuers noch kalt war, ließ sie frieren und sich noch mehr Felle wünschen, um ihren Körper darin einhüllen zu können. Aber Felle würde es keine geben, bevor nicht ihr Gefähr­te von der Jagd zurückkehrte, und das gelbe Feuer war schon viele Male erglüht und wieder verloschen, ohne daß es ein Zeichen von ihm oder den anderen gegeben hätte. Mit einem Seufzer kehrte sie zu dem dunklen Steinschlund zurück, um nachzusehen, was es für das kleine Menschending zu tun galt, welches ihr Bauch von sich gegeben hatte.
    Sie knurrte tief in ihrer Kehle, als sie den Fremden hinter den großen blauen Steinblöcken hervorkommen sah, die vor dem steinernen Rachen standen. Er trug fremdartige Felle und war hoch und gerade wie die Bäume. Er wich zurück, als er sie sah, und sie wußte, daß ihn ihr Knurren erschreckt hatte. Sie entblößte die Zähne und er zog sich weiter zurück, bis er nicht mehr zu sehen war. Sie hätte das alles gern genauer untersucht, aber das kleine Men­schending in der Höhle heulte so laut. Sie ging hinein und fand es nackt und zitternd auf dem feuchten Boden; sein unaufhörliches Geschrei versetzte sie in solche Wut, daß sie es mit dem Rücken ihrer breiten, behaarten Hand schlug.
    Die Schreie aber wurden immer lauter, und die Wut blieb.

Ehen werden in Detroit geschlossen
    E s war ein alter Roboter, der auf das Klingeln des Re­porters hin erschien – nur so ein zerbeultes Metallding mit quietschenden Gelenken und eingebeulten Ellenbogen. Das ist interessant, dachte er mit befriedigend geschärftem Wahrnehmungsvermögen. »Die Diener in Arno McElvoys schickem Apartment an der East Side«, schrieb er in Ge­danken und eilte damit seinem Auftrag voraus, »sind alle Roboter; kein einziger Android ist dabei. Während sich die meisten unserer vornehmen aristokratischen Häuser ausschließlich lebensechten synthetischen Personals rüh­men, hält Mr. McElvoy unbeirrt an den altmodischen Me­tallungeheuern fest; zweifelsohne tut er dies mit Rücksicht auf die große Sensibilität seiner androiden jungen Frau.«
    Na, dieser Job würde schließlich doch nicht ganz so hart werden. Es ließ sich also über l’affaire McElvoy noch ei­niges sagen, auch wenn die Zeitungsleute des ganzen Lan­des die Geschichte scheinbar schon völlig ausgeschlachtet hatten. Wenn aber ein Kerl über ein bißchen Phantasie verfügte ... nicht ganz ohne Stolz lächelte der Reporter vor sich hin.
    »Mr. Chester?«
    Der Reporter blickte zur Tür. Dort stand Arno McElvoy, der genauso aussah wie auf den Fotos von ihm, prächtig in einem brokatenen Morgenrock und mit einem säuberlich gebundenen blauen Plastron, der sein schönes, schneewei­ßes Haar besonders zur Geltung brachte. Das aus der kup­ferfarbenen Sonnenbräune seines faltenlosen Gesichts hervorleuchtende Lächeln stellte in grandioser Weise sein grellweißes Gebiß zur Schau. Er streckte die Hand aus, und der Reporter ergriff sie behutsam.
    »Guten Tag«, sagte der Reporter. »Hoffe, daß ich nicht zu spät dran bin, Mr. McElvoy. Bin leider im Verkehrs­gewühl steckengeblieben.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte der andere huldvoll. Er bat den Reporter, Platz zu nehmen, schaffte ihm einen Ser­vierwagen mit ausgewählten Getränken herbei, steckte ihm eine schlanke Zigarre in den Mund und schlug dicht vor seinem Gesicht eine helle Flamme aus einem juwelen­besetzten Feuerzeug.
    »Gut!« sagte Arno McElvoy, ließ sich auf ein pneumati­sches Sofa fallen und schlug die Beine übereinander. »Da geht’s also mal wieder los, was?« Er ließ einen mit Roset­ten geschmückten Slipper von seinem Fuß herabbaumeln. Er trug weiße Socken.
    »Ja«, sagte Chester ein wenig unbehaglich. »Ich kann mir vorstellen, daß wir Zeitungsleute Sie inzwischen ganz schön langweilen ...«
    »Langweilen? Nicht im geringsten!« Chester bemerkte erst jetzt das schwarze Album, das auf dem

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