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Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten.

Titel: Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Bescheid«, sagte er und senkte die Augen.
    »Eine vollkommene sexuelle Anpassung«, sagte McEl­voy und ließ die Spitze seiner Zigarre aufglühen. »Außer­ordentlich. Wissen Sie ...« Er beugte sich vertraulich vor, aber der Reporter schnitt ihm das Wort ab.
    »Ich denke, wir übergehen das lieber«, sagte er hastig. »Ich meine, so ein Agenturartikel geht an alle möglichen Zeitungen. Familienblätter, wenn Sie wissen, was ich mei­ne.«
    »Ja, ja, ich verstehe«, sagte McElvoy. »Gut, wir wollen aber nicht aufgeben. Eine Geschichte wie diese hat immer neue Gesichtspunkte. Ich erinnere mich noch, als mich meine zweite Frau, Eva, aus dem Schlafzimmer geworfen hat. Darüber wurde ziemlich viel in den Zeitungen ge­schrieben. Erstaunlich, was ihr Jungs immer alles so he­rausfindet. Einer holte eine dreispaltige Story aus dem Ta­xifahrer raus, der mich hatte fallen sehen … Aber ich fürchte, das gehört nicht hierher.«
    »Nein, wohl nicht«, sagte Chester.
    Ein Mann kam ins Zimmer. Er war groß, auffallend häß­lich und so spindeldürr, daß seine Kleidungsstücke aussa­hen, als hingen sie noch auf ihren Bügeln. Er blieb stehen, als er den Reporter bemerkte, und zog sich dann apologe­tisch zurück.
    »Oh, Verzeihung«, sagte er.
    »Nein, nein, Doc. Ist schon in Ordnung«, sagte McElvoy fröhlich. »Das ist Mr. Chester von der ... wie hieß das Blatt doch gleich wieder?«
    »Ich schreibe Artikel für eine Agentur«, erklärte der Re­porter dem Neuankömmling.
    »Das ist Mr. Phil Trotter von der Mechanical Servant Company in Detroit.« McElvoy lächelte beide Männer an, und sie gaben sich kurz die Hand. »Ich nenne ihn ›Doc‹«, sagte McElvoy, »aber ich glaube, das regt ihn irgendwie auf, oder, Mr. Trotter?«
    »Nicht unbedingt«, sagte der dürre Mann, und sein Nacken rötete sich. »Aber ich bin wirklich nur ein Ingenieur …«
    Chesters journalistischer Instinkt leistete ihm gute Dienste.
    »Hatten Sie etwas zu tun mit … Ich meine, kennen Sie Mrs. McElvoy, Mr. Trotter?«
    Der Millionär lachte. »Ob er sie kennt?« sagte er. »Der Doc hat sie praktisch zusammengebaut, nicht wahr, Doc?«
    »Nun, so weit würde ich nicht gehen. Ich habe die, äh … Herstellung von Mrs. McElvoy überwacht. Eine Menge Leute waren beteiligt an … hatten etwas damit zu tun«, sagte er bescheiden.
    »Das ist höchst interessant«, sagte Chester pfiffig. »Wol­len Sie sich nicht setzen, Mr. Trotter?«
    Der Ingenieur zögerte. Er blickte zu McElvoy hinüber, und der Millionär hörte zum ersten Mal auf zu lächeln und betrachtete den dünnen Mann unschlüssig. Dann zuckte er tolerant mit den Achseln und winkte Trotter zu einem Ses­sel.
    »Um ehrlich zu sein«, sagte McElvoy ernst zu dem Re­porter, »ich habe Mr. Trotter vom Werk herfliegen lassen, um Mrs. McElvoy durchzuchecken. Aber es ist nichts Ernsthaftes, verstehen Sie«, fügte er schnell hinzu. »Ist’s nicht so, Doc?«
    Trotter lächelte humorlos. »Stimmt«, sagte er zu Che­ster. »Nur geringfügige innere Beschwerden. Alle Frauen kriegen irgendwann mal so etwas, sogar …« Er hielt inne.
    »Sogar Androide«, beendete McElvoy den Satz und fand sein altes Grinsen wieder. »Mrs. M. war während der letz­ten Wochen oder so ein wenig unpäßlich, deshalb habe ich den Doc hier angerufen. Er bringt sie wieder in Ordnung, so daß sie so gut wie neu ist. Zeigt nur, wie menschlich sie in Wirklichkeit ist, nicht wahr, Mr. Chester?«
    »Ja«, sagte Chester und bemühte sich, so etwas wie ein Lächeln zustande zu bringen. »Ist Mrs. McElvoy jetzt wieder auf dem Damm?«
    »Es geht ihr sehr gut«, sagte Trotter. »Ich hab ihr einen Schuß Jod gegeben und ein paar innere Abstimmungen vorgenommen. Sie ruht sich jetzt aus. Wirklich nichts von Bedeutung«, erklärte er dem Reporter bedeutungsvoll.
    »Klar, das ergibt keine Story«, stimmte Chester zu. »Es interessiert mich nur so. Ich meine, Sie sind schon so eine Art Doktor, in gewissem Sinne …«
    »Und wie er das ist«, sagte McElvoy ausgelassen. »Sie sollten ihn mal bei der Arbeit sehen, Mr. Chester. Ritsch­ratsch – klick-klack – ganz genauso wie bei dieser Ra­siermessergeschichte …«
    Der Reporter schluckte. »Ich verstehe nicht.«
    »Mrs. McElvoy hat gegenüber uns gewöhnlichen Sterb­lichen einen Vorteil«, erklärte der Ingenieur nüchtern. »Wir können sie viel gründlicher untersuchen als … ir­gend jemand anderen. Insbesondere innerlich. Sie ist mit dem ausgerüstet, was man als selbstschließende

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